In lieu of an abstract, here is a brief excerpt of the content:

Goethe Yearbook 267 werden müssen. Das geschieht leider nicht. Ein halbherziger Definitionsversuch auf der drittletzten Textseite (vgl. 233) bleibt unbefriedigend. Ähnliches ist zu der bewußtseinsgeschichtlichen Perspektive der Arbeit anzumerken. Eine grundsätzliche Frage der Bewußtseinsgeschichte, ob nämlich Texte wie z.B. die Wanderjahre und Immermanns Epigonen auf eine adäquate Weise repräsentativ sind, um als Dokumente der Bewußtseinsstruktur einer Zeit zu gelten, wird überhaupt nicht diskutiert. (Das dürfte in beiden Fällen anzuzweifeln sein; Maierhofer selbst verweist auf die geringe Resonanz der Romane beim zeitgenössischen Publikum.) Nur darauf zu verweisen, daß "die Bedeutung der Bewußtseinsgeschichte für das Veretändnis literarischer Texte noch weitgehend ungesichert ist" (292, Anm. 32), und sich ansonsten an die erklärten Intentionen der Autoren zu halten, genügt nicht. Dabei hätte gerade hier ein Ansatzpunkt gelegen, nach einem knapperen und nicht so repetitiven Strukturvergleich Schlüsse auf die Möglichkeiten und Grenzen der bewußtseinsgeschichtlichen Methode zu ziehen und diese für eine umfassende Interpretation der Romanentwicklung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fruchtbar zu machen. Dies hätte freiiich auch ein gewisses Maß an Spekulation (im guten Sinn) erfordert, die sich Maierhofer in einem etwas befremdlichen Glauben an die "Wertfreiheit" von Literaturwissenschaft aber verbietet. Die Grenzen dieser Arbeit werden nicht zuletzt da deutlich, wo Maierhofer scharf gegen die Auflassung polemisiert, die Wanderjahre antizipierten Romanstrukturen des 20. Jahrhunderts (189 u.ö.). Dabei besteht gar kein Grund, diese Auffassung rundheraus abzulehnen, nur weil natürlich auch Goethes Text geschichtlich an seine Zeit gebunden ist. Schon Hermann Broch stellte in seiner Rede "James Joyce und die Gegenwart" die Wanderfahre ja nicht als einen Roman des 20. Jahrhunderts hin, sondern sprach davon, daß deren "ganz neue Ausdrucksformen" den Grundstein des neuen Romans gelegt haben. Man kann vermuten, daß eine gewisse Strukturhomologie der Wirklichkeitserfahrung in Krisenzeiten besteht, und somit schon entwickelte literarische Strukturmodelle durchaus "wiedererkannt" und auf zeitspezifische Art umgewandelt werden können und dabei zugleich Gelegenheit bieten, die "neuen" Formen historisch abzuleiten. Maierhofer selbst erledigt zudem ihre Polemik geradezu, wenn sie "ein breiteres Veretändnis der Wanderjahre" (230) für den Beginn des 20. Jahrhunderts ansetzt. Wenngleich es Maierhofer gelingt, die Wanderjahre in den Entstehungsproze ß des deutschen "Zeitromans" einzugliedern, so begibt sie sich durch ihre begrifflich unsichere Argumentation letztlich der weitreichenden Perspektiven, die sich aus einer solchen Sichtweise ergeben könnten. University of Houston Peter C. Pfeiffer Mahoney, Dennis F., Der Roman der Goethezeit (1774-1829). Stuttgart: J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung (Sammlung Metzler, Band 241). In the firet paragraph of the foreword to this volume the author declares, "Ziel des vorliegenden Bandes ist, die [Forschungs-JErgebnisse zu einzelnen Autoren und Romanen [der Goethezeit] zu synthetisieren und dadurch auf 268 Book Reviews allgemeine Entwicklungen aufmerksam zu machen, die bei Spezialuntersuchungen notwendigerweise nicht erfaßt werden können" (vii). The slight ambiguity attaching to the word "Entwicklungen" in this passage — is the reference to "developments" in the genre of the novel itself during the period in question, or is it rather to such "developments" as are to be observed in the secondary literature devoted to that genre? — is (whether intended or not) nevertheless, in a way, precisely as it should be. The volumes in this series have traditionally sought to occupy a kind of middle ground in the scholarly terrain between Forschungsbericht on the one hand and original monograph on the other, never (or usually never) confining themselves exclusively within the limits of the former, but never quite aspiring to the full range of tasks of the latter either. In this, the character of Mahoney's survey is very much in keeping with the general tenor of most of its predecessors. The survey is organized in six principal sections: an introduction, followed by five, basically chronologically arranged, divisions; of these, four are introduced by a consideration of Werther, Wilhelm Meisters Lehrjahre, Die Wahlverwandtschaften, and Wilhelm Meisters Wanderjahre, respectively, while the fifth, placed more or less centrally in the overall scheme (between the Werther- andLebrjabre-headed sections), is devoted to some "reflections" on the notion of the Bildungsroman in general. The introduction, which is in turn divided into three sub-sections, illustrates some of the problems inherent in trying to...

pdf

Share