[BOOK][B] Mose und seine Bedeutung für die israelitisch-jüdische Religionsgeschichte

E Sellin - 1922 - books.google.com
E Sellin
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ie letzte und wichtigste Frage aller israelitisch-jüdischen Religionsforschung wird immer die
bleiben: Wer war Mose? Wenn anders jene Religion überhaupt auf einen Stifter zurückgeht
und das ist und bleibt immer wieder die sich siegreich durchsetzende Anschauung—, so
muß doch am schärfsten und klarsten gerade bei diesem, unbeschadet aller späteren
Entwicklung, die spezifische Eigenart der ganzen weiteren Religion im Unterschiede von
allen zeitgenössischen und Nachbarreligionen hervorgetreten und zu erkennen sein. Daher …
ie letzte und wichtigste Frage aller israelitisch-jüdischen Religionsforschung wird immer die bleiben: Wer war Mose? Wenn anders jene Religion überhaupt auf einen Stifter zurückgeht und das ist und bleibt immer wieder die sich siegreich durchsetzende Anschauung—, so muß doch am schärfsten und klarsten gerade bei diesem, unbeschadet aller späteren Entwicklung, die spezifische Eigenart der ganzen weiteren Religion im Unterschiede von allen zeitgenössischen und Nachbarreligionen hervorgetreten und zu erkennen sein. Daher taucht denn auch das Problem: Wer war Mose? immer von neuem wieder auf, mag es oft auch Jahrzehnte lang zurückgeschoben sein, teils, weil vorübergehend andere Fragen ein größeres wissenschaftliches Interesse fanden, teils, weil der Skeptizismus, die vorhandenen Quellen reichten zu historisch begründeten Aussagen nicht aus, zeitweilig die Oberhand gewann. So haben wir es denn auch in den letzten beiden Jahrzehnten wieder beobachten können. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts drehte sich die Arbeit der alttestamentlichen Kritik vor allem darum, negativ darzutun, daß Mose nicht der jüdische Gesetzgeber gewesen sei, als der er der Tradition durch Jahrhunderte gegolten habe. Positiv beschränkte man sich meistens ganz darauf, ihn zwar als geschichtliche Persönlichkeit gelten zu lassen, von der man aber nur aussagen könne, daß sie den Volksgenossen den Glauben:„Jahwe der Gott Iraels, Israel das Volk Jahwes" vermittelt habe, wodurch ein Stämmebund auf religiöser Grundlage entstanden sei. Manche fügten noch hinzu, daß Mose von vornherein das Recht in eine besonders enge Beziehung zur Religion gesetzt haben müsse. ¹)
1) Ich rede hier natürlich nur von der damals überwiegenden wissenschaftlichen Strömung, wie sie sich in Deutschland besonders an den Namen WELLHAUSEN knüpfte. So wenig auf der einen Seite die ganz ausstarben, die glaubten, mit guten wissenschaftlichen Gründen ungleich mehr in der Tradition über Mose als historisch zuverlässig anerkennen zu können, so wenig hat es auch an einigen Außenseitern gefehlt, welche meinten, die Religionsgeschichte Israels Sellin, Mose. 1
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