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Heidegger und die Dichtung ELISABETH FEIST HIRSCH MANCHE INTERPRETEN BEHAUPTEN, I-IEIDEGGER HABE bald nach der VerSffentlichung yon Sein und Zeit in 1927 neue Probleme aufgewoffen und andere Denkwege eingesehlagen. I)aran ist richtig, dass Heideggers Besch~ftigung mit den Dichtern, die uns hier interessiert, im Lauf der Jahre immer mehr an Bedeutung ffir ihn gewonnen hat. Trotzdem bleibt es fraglich, ob man die Spaltung seines Werks in eine frfihe und eine sp~te Periode aufrecht erhalten kann. Im Vorwort zu William J. Richardsons ausgezeiehnetem Buch fiber seine Philosophie hat Heidegger vor dieser Periodeneinteilung gewarnt: "Nur yon dem unter I (erste Periode) Gedaehten her wird zun~ehst das unter II (zweite Periode) zu Denkende zug~nglich. Aber I wird nur m6glieh, wenn es in II enthalten ist." 1 Im Winter-Semester 1934/35 hat Heidegger ein Seminar fiber H61derlin abgehalten . Dem folgte ein Vortrag fiber HSlderlin 1936 in Rom gehalten und ein Jahr spiiter die erste VerSffentlichung fiber H61derlin unter dem Titel HOlderlin und das Wesen der Dichtung. Diese Arbeit wurde unvergndert in einen 1951 erschienenen Band Erlguterungen zu HOlderlins Dichtung aufgenommen. Wenn man Heideggers Arbeitsweise kennt, muss man annehmen, dass seiner ersten 6ffentlichen Nusserung fiber HSlderlin ein langes Studium seines Werkes vorausgegangen ist. Im Falle Nietzsches waren es zehn Jahre. ~ Wir wissen auch welchen tiefen Eindruck die H61derlin-Ausgabe, yon Norbert yon Hellingrath vor dem ersten Weltkrieg begonnen , auf Heidegger gemaeht hat. Chronologisch betrachtet hat H61derlin vermutlich schon wiihrend der Arbeit an Sein und Zeit eine nicht unbetriichtliche Wirkung auf I-Ieidegger ausgefibt. Wichtiger ffir den inneren Zusammenhang von Sein und Zeit mit sp~teren Arbeiten Heideggers ist die Tatsache, dass ein Hauptgedanke yon Sein und Zeit, niimlich das Wesen des menschlichen Daseins als eines In-der-Welt-seins, erst einen Zugang zu Heideggers Auffassung yon Dichtung erSffnet. Man muss sich hfiten, diesen Gedanken in einen Begriff umzuwandeln, der alle Bewegung zum Stillstand bringt. In-der-Welt-sein meint die Weise des menschlichen Daseins, die den Menschen in Diese Studie wurde in verkfirzter Form als Vortrag vor der deutschen Gruppe V der Modern Language Association in Chicago, Dezember 1965,vorgetragen. Der Vortrag wurde in erweiterter Fassung vor der Vereinigung der Deutschlehrer von New York, Oktober 1966,wiederholt. Die Studie beruht auf einer langj~hrigen Beschiiftigung mit Heideggers Schriften; die Verfasserin hatte Gelegenheit, einige wichtige Punkte des Vortrages mit Heidegger durchzuspreehen. 1Heidegger, Through Phenomenology to Thought (The Hague: Martinus Nijhoff, 1963), S. xxiii. Die Literatur fiber Heidegger ist umfangreich. Neben Richardsons Buch ist Otto P6ggeler , Der Denkweg Martin Heideggers (Pfullingen: Neske, 1963)als gute Allgemeindarstellung zu empfehlen. Zu unserem Thema sind wichtig: Beda Allemann, HOlderlin und Heidegger (2. Auflage; Zfirich und Freiburg i./B., 1954); Else Buddeberg, Denken und Diehten des Seins: Heidegger, Rilke (Stuttgart: Motaler, 1956);Thomas Langan, The Meaning of Heidegger (New York: Columbia University Press, 1959),Kap. V. Im Letzten Jahr erschien Dieter Sinn, "Heideggers Spiitphilosophie," Philosophische Rundschau, XIV, NO. 2-3 (1967),81-182. Sinn zeigt ein sehr gutes Verst~ndnis ffir Heideggers Denken, doeh sagt er nur wenig fiber Heideggers Verh~ltnis zur Diehtung. 2Heidegger hat dies der Verfasserin wiihrend eines Gespr~ichs gesagt. [271] 272 HISTORY OF PHILOSOPHY der Offenheit zur Welt hiilt. Das In-der-Welt-sein gehSrt zum Wesen (verbal) des Menschen und bestimmt darum auch die Art und Weise, wie der Dichter sich zur Welt verhiilt. Well diese Offenheit zur Welt dem Dasein mitgegeben ist, bedarf es keines sogenannten t~berstiegs zur Welt, den der Menseh dichterisch oder denkerisch zu vollziehen h~ttte. Vielmehr schliesst das Da des Daseins die Welt ein, doch so, dass die Welt nicht vor-gegeben ist, sondern im geschichtlichen Ablauf sich ereignet. Welt zeigt einer jeweiligen Generation den geschichtlichen Ort an, der ihr zukommt . Die geschichtliche Welt ist nicht identiseh mit der Historie als Wissenschaft , denn sie ist "frfiher" und legt den Grund fiir die Miigliehkeit von Geschichtswissenschaft . Das wird klarer, wenn man bedenkt, dass Heidegger die geschichtliche Welt als eine geschickliehe, d.h. eine Welt versteht, die, well sie auf den Menschen zu-kommt, nicht allein yon des Menschen Tun abh~tngig ist. Die grossen Dichter stehen im Geschick dieses Welt-Zurufs; sie bergen in ihr Werk die Welt, die ffir das Dasein eines jeweiligen...

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