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  • Travel Narratives in Translation, 1750-1830: Nationalism, Ideology, Gender ed. by Alison E. Martin and Susan Pickford
  • Gabriele Eichmanns
Travel Narratives in Translation, 1750-1830: Nationalism, Ideology, Gender. Edited by Alison E. Martin and Susan Pickford. New York: Routledge, 2012. Pp. 232. Cloth $125.00. ISBN 978-0415539944.

Alison E. Martin und Susan Pickford widmen sich in ihrem Buch Travel Narratives in Translation, 1750-1830 einem interdisziplinären Forschungsbereich, dem bis dato nur unzureichend Beachtung geschenkt wurde: der Verbindung von Übersetzungswissenschaft und Reiseliteratur, wie der Titel des Bandes bereits klar herausstellt. Dabei ist es vor allem die nicht-fiktionale Reiseliteratur, die bei den unterschiedlichen Analysen im Vordergrund steht und den Band besonders reizvoll macht, da er weniger ausgetretene Pfade beschreitet.

Es ist das Anliegen der zehn Autoren, die in diesem Band vereint sind, die beiden stiefmütterlich behandelten Bereiche einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen und alte Vorurteile zu revidieren. So seien denn insbesondere die nicht-fiktionalen Reiseberichte, vielfach fälschlicherweise kritisiert aufgrund ihrer scheinbar mangelhaften literarischen Qualitäten sowie ihrer monotonen Auflistung von Fakten, in keinster Weise „little more than a source of historical information" (4), sondern wiesen sowohl vielschichtige und komplexe Strukturen auf als auch eine [End Page 683] Verankerung „within the prevailing literary discourses of the period" (4). Ähnliches trifft auch auf den Prozess des Übersetzens zu, der als ein bewusstes Eingreifen in den verfassten Text verstanden werden muss mit der Intention, die Übersetzung durch umfangreiche Paratexte oder gezieltes Umschreiben, Auslassen oder Beschönigen den nationalen, politischen und moralischen Vorstellungen des Zielsprachenlandes anzupassen. Textmanipulationen und Übersetzungsstrategien stehen folglich bei den Analysen der Autoren dieser Anthologie im Vordergrund, welche sich mit Werken in dem von Martin und Pickford vorgegebenen Zeitraum von 1750 bis 1830 befassen—einem Zeitraum, der sich durch eine intensive Reisetätigkeit in Europa, ein aufkommendes Nationalbewusstsein der einzelnen Länder und die Herausbildung einer eigenen, durch Friedrich Schleiermacher begründeten Übersetzungstheorie auszeichnet. Auch wenn die Autoren ihre Forschungsgegenstände aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten, wie in der vorgenommenen Einteilung des Bandes in drei Sektionen deutlich wird, steht doch bei allen die Annahme im Vordergrund, dass Wissensübermittlung eben nicht in einem neutralen Raum geschieht, sondern, im Gegenteil, "the circulation of knowledge . . . a practice" ist, "located in the routines of everyday life and in the interaction between agents who are themselves in specific networks which allow for knowledge to travel" (3).

Die erste Sektion „Translation, Identity, and Ideology" ist in besonderem Maße dem Herausarbeiten von nationalen Forderungen gewidmet, an die sich die vorgenommenen Übersetzungen anzupassen haben. Jeff Morrison geht beispielsweise in seinem äußerst gelungenen Beitrag „Autopsy, Translation, and Editing in the Production of Johann Jakob Volkmann's Historisch-Kritische Nachrichten von Italien (1770-71)" der Frage nach, „how unstable notions of national culture can be" (42), indem er eine außerordentliche Parallele zwischen Johann Joachim Winckelmanns—wie allgemein angenommen wird—urdeutschem Ästhetikempfinden und den ästhetischen Idealen der Franzosen zieht. Via Johann Jakob Volkmanns Italienreisebuch und dessen offenkundiger Integration von französischem Gedankengut geht Morrison dem eigentlichen Ursprung der Winckelmannschen „edle[n] Einfalt, und . . . stille[n] Grösse" (49) auf den Grund und muss letztendlich der Tatsache ins Auge sehen, dass „texts and ideas which we strongly identify as German, may in fact be French" (49). Ein weiterer sehr interessanter Beitrag ist Inmaculada Tamarit Vallés Essay „Translation, Rewriting, Adaptation. The Itinéraire descriptif de l'Espagne by Alexandre de Laborde". In diesem beschäftigt sich die Autorin mit den tiefgreifenden Veränderungen, welche die Reisebeschreibung über Spanien des Franzosen Laborde in ihrer spanischen Übersetzung aufweist. Laut der Autorin habe der unbekannte Übersetzer durch ein bewusstes Auslassen von kritischen Passagen sowie durch Beschönigungen der Aussagen Labordes den spanischen Nationalcharakter betreffend den Versuch unternommen, den Text der Erwartungshaltung seiner spanischen Landsleute anzupassen. Somit sei er von einem Übersetzer zu einem „intermediary" geworden, „who gives his opinion of [End Page 684] the text, modifies, shortens, eliminates and adds to it as he sees fit, with the excuse of serving the needs of his readers", die ein "more progressive image of the Spanish nation" (87) als von Laborde präsentiert sehen wollen.

Sektion zwei erweitert den Reiseradius, der sich nun nicht mehr auf den europäischen Raum...

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