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DIE BEDEUTUNG DER DISPUTATION FÜR DIE ENTWICKLUNG DER THEOLOGIE AN DER UNIVERSITÄT OXFORD ZWISCHEN 1322 UND 1332 Für den 1961 erschienenen Band V des Religion in Geschichte und Gegenwart verfaßte mein verehrter Lehrer Josef Koch den Artikel 'Scholastik'.1 Daraus zitiere ich die folgenden Worte: "Die Scholastik hat zwei Unterrichtsformen ausgebildet: aus der Texterklärung erwuchs die Lectio, aus der Quaestio die Disputatio. Beide haben säkulare Bedeutung und bestimmen auch heute noch als Vorlesung und Übung den Charakter des akademischen Unterrichts ." Lectio und Disputatio waren jedoch nicht nur Instrumente des Unterrichts, vielmehr vollzog sich in ihnen der Fortgang und die Entwicklung der Wissenschaft. Es gehört zu der Eigenart des scholastischen Lehrbetriebes, daß der Scholar lernend die akademischen Grade emporstieg. Die Prüfung bestand in der Bewährung im akademischen Betrieb. Ein hervorragendes Mittel war die Disputatio, die in unterschiedlichen Weisen durchgeführt werden konnte. Und sie diente nicht nur der akademischen Fortbildung der Scholaren und Bakkalaren, sondern auch der Erarbeitung wissenschaftlicher Themen und damit der Weiterentwicklung der Wissenschaft. Durch die Disputatio wurde das Fortschreiten in der Wissenschaft zu einem Gemeinschaftswerk. Ein solches Vorgehen entsprach zutiefst der geistigen Gestalt und der formellen Struktur der abendländischen Universität. Der Baccalareus Sententiarius war dort kein einsamer Stubengelehrter. In seinen Vorlesungen brachte er die Opiniones der Socii ein. Die Disputatio wurde so in anderer Weise in der Lectio fortgesetzt. Die Baccalare maßen dabei ihre Kräfte untereinander und dienten zugleich der Weiterentwicklung der Wissenschaft. Noch heute ernten wir die Früchte einer solchen disputativen Methode. Eine dieser Früchte besteht darin, daß uns in so !Josef Koch, 'Scholastik', Religion in Geschichte und Gegenwart (Tübingen: Mohr, 1957-1965) Bd. 5, 1496. 69 Franciscan Studies (54) 1994-1997 70FRITZ HOFFMANN geführten Auseinandersetzungen die Vielschichtigkeit eines Problems aufgehen kann. In diesem weiteren Sinne möchte ich die Überschrift meines Beitrages verstanden wissen. Als Beispiele wähle ich einige Themen aus den akademischen Auseinandersetzungen , die sich an der Universität Oxford in dem Jahrzehnt nach dem Wirken Wilhelms von Ockham dort abspielten. Die Themen entnehme ich von Fall zu Fall den Texten der einzelnen Magister. Der Einblick in den jeweiligen Streitfall dient nicht der Analyse oder gar der Klärung des Sachverhaltes, sondern hat nur das Verstehen der Methode zum Ziel. Ich möchte mit dem Streit um die Rolle der habituellen Gnade für das Heil des Menschen beginnen. Die theologischen Aussagen der Magister von Thomas von Aquin bis Wilhelm von Ockham sollen dabei im Hintergrund bleiben. Als erstes Beispiel möge der Disput, den Adam de Wodeham in dieser Sache mit Petrus Aureoli führte, dienen. Aureoli ist von der Notwendigkeit des Gnadenhabitus , ohne den der Mensch nicht das ewige Heil erreichen kann, überzeugt. In seine Begründung2 bringt er mindestens zwei Faktoren ein, die ihn für Wodeham interessant machen und die dieser aufgreift. Einer dieser Faktoren ist die Zeit. Was bedeutet das in unserer Frage? Gottes Liebe zu einem Geschöpf ist an sich unveränderlich, weil sie im unveränderlichen Wesen Gottes lebt und mit diesem identisch ist. Doch im tatsächlichen Erfahren durch das Geschöpf gibt es in der Liebe Gottes einen Wandel: Sie kann neu beginnen, sie kann zurückgezogen werden. Aus dieser 2VgI. Petrus Aureoli, Scriptum super I Sententiarum, dist. 17, a. 2 (ed. Romae 1596, 408bC409bC). Die Zitate entnehme ich aus Adam de Wodeham: Lectura Secunda in Librum Primum Sententiarum, ed. by Rega Wood, ass. by Gedeon GaI, O.F.M. (St. Bonaventure, N.Y.: The Franciscan Institute, 1990), d. 17 q. 1 n. 2 (III 205f.): " . . .cum animam esse caram Deo sive gratam non sit aliud 'nisi divinam complacentiam cadere super earn, ita ut sit dilecta et complacens et acceptabilis ipsi Deo', oportebit necessario poneré in anima aliquam formam mediante qua acceptetur. Cuius probado est: 'Nullus enim actus immutabilis et aeternus transit de novo super aliquod obiectum, nisi quia eius obiectum aeternum et immutabile formaliter participator de novo ab isto obiecto matériau, super quod noviter transit . . . Sed actus dilectionis et acceptationis divinae, qui immutabilis est et aeternus, nunc acceptât unum, nunc alium, nunc non diligit animam, nunc diligit earn dilectione caritativa, de qua loquimur.' . . .Igitur...

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