Abstract

Abstract:

Von der These ausgehend, dass die ‚Verbürgerlichung' des Theaters um 1800 ohne das ‚mainstreaming' durch die zahlreichen Liebhaber-Theater der Zeit nicht plausibel erklärbar ist, möchte ich anhand eines herausragenden Beispiels von Theater-Liebhaberei, der Privattheater-Gesellschaft Urania (1792–1944), der Historiographie des bürgerlichen Theaters eine andere Perspektive geben. Im Fokus auf die frühe Phase der Urania bis zu den 1830er Jahren lässt sich verdeutlichen, wie stark die aufklärerische Bildungsidee im Spannungsverhältnis zwischen historischer ‚Bürgerbühne' und dem professionellen Schauspiel der Zeit in die gesellschaftlichen Verhältnisse hineinwirkte. Der sittliche Bürger entwickelt eine Identität als Schauspieler – ausgezeichnet mit Gewandtheit, Sprache, Belesenheit –, der Schauspieler als sittlicher Bürger – ausgezeichnet mit Studium, Anstand, Bescheidenheit. Dadurch wird erkennbar, dass die Amateurpraxis in einem urbanen Umfeld wie Berlin das ‚missing link' darstellt zwischen einer theoretischen Idee von ästhetischen Bildung und der voll entfalteten Institutionalisierung von bürgerlichem Theater.

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