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  • Textgerede. Interferenzen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit in der Gegenwartsliteratur ed. by David-Christopher Assmann und Nicola Menzel
  • Nicole Fischer
Textgerede. Interferenzen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit in der Gegenwartsliteratur. Herausgegeben von David-Christopher Assmann und Nicola Menzel. Paderborn: Fink, 2018. 363 Seiten + 6 s/w Abbildungen. € 79,00 gebunden oder eBook.

Textgerede versammelt Texte, die die Schnittstellen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit in der Gegenwartsliteratur unabhängig vom Medium und mit Hilfe unterschiedlicher Blickwinkel und Herangehensweisen beleuchten und untersuchen. Besonders wichtig erscheint diese Diskussion in Anbetracht der Tatsache, dass heutzutage die audiovisuellen Aspekte der neuen Medien zunehmend an Bedeutung in der akademischen Sphäre gewinnen, sowohl formal als auch inhaltlich. Daher ist der vorliegende Band eine Bereicherung für die Diskussion darüber, wie mit Interferenzen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit umzugehen ist und wie diese produktiv im Feld der Literaturwissenschaften genutzt werden können. Insgesamt enthält der Band 19 Beiträge, die in fünf Gruppen eingeteilt sind: Felder und Formen, mündlich-sprachliche Textverfahren, akustisch-performative Praktiken, theatrale Inszenierungen und medialbetriebliche Entgrenzungen. Basis der meisten Texte sind dabei Vorträge, die Teil der Tagung ,,Textgerede. Interferenzen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit in der deutschsprachigen Literatur der Jahrtausendwende" im März 2017 am Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik der Goethe-Universität Frankfurt am Main waren.

Wie die Einleitung erläutert, orientieren sich die Texte an drei Untersuchungsdimensionen: Zum einen wird gefragt, mithilfe welcher Verfahren Effekte des Mündlichen bzw. des Schriftlichen erzeugt werden. Zweitens werden Systeme untersucht, durch welche die akustisch-performative Prägung der Gegenwartsliteratur sichtbar wird, und drittens wird betrachtet, wie das Zusammenwirken von Mündlichkeit und Schriftlichkeit Einfluss auf heutige Textverfahren und gegenwärtige Literaturbetriebspraktiken nimmt. Ergänzt werden diese Untersuchungsdimensionen durch fünf Leitbeobachtungen, die sich auf folgende Aspekte beziehen: Gattungen, Paratextualität/-medialität, Funktionen, Begriffe und Methoden.

Durch diese gemeinsamen Leitlinien werden die Texte auf einen gemeinsamen Nenner gebracht. Dieser rote Faden ermöglicht es den Leser*innen, alle Beiträge miteinander in Verbindung zu setzen und letztlich zu der Erkenntnis zu gelangen, dass trotz der inhaltlichen Vielfalt der Beiträge gerade über die omnipräsente Auseinandersetzung mit dem jeweils vorliegenden Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit eine Beschreibung der Gegenwartsliteratur gelingt, so wie es sich die Herausgeber*innen in der Einleitung zum Ziel gesetzt haben. Somit schafft der Text-band als Ganzes eine Basis für die Auseinandersetzung mit Interferenzen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Allerdings können auch einzelne Aufsätze herausgegriffen werden und als Ausgangspunkt für eine vertiefte Weiterbeschäftigung dienen. Dabei sind vor allem auch die Quellenangaben der einzelnen Beiträge ein hilfreicher Ansatzpunkt. Hier werden wichtige Texte aufgelistet, die die Diskussion auf eine fundierte Basis stellen.

Die erste Gruppe mit lediglich zwei Texten fungiert genau betrachtet als Einleitung. Dabei sind diese zwei Texte nur schwer auf einen Nenner zu bringen. Heribert Tommek bietet eine Analyse, die zeigt, dass sich die Reproduktionslogik im literarischen Feld von einer vertikalen zu einer horizontalen entwickelt hat, wodurch der [End Page 176] Aufstieg der Mündlichkeitsformen begünstigt wird. Nach der Herleitung dieser Entwicklung illustriert Tommek die heutigen Funktionen der Mündlichkeitsformen, um schließlich im Fazit auch die Grenzen dieses Aufstiegs zu besprechen. Im zweiten Text erläutert Leonhard Herrmann, dass die Entwicklung eines neuen Erzähltons, die Reflexion über die Verbindung zwischen Literatur und Erinnerung und die poetologische Reflexion des Verhältnisses von Literatur und außerliterarischer Gegenwart die drei Funktionen der für die Gegenwartsliteratur symptomatischen fiktiven Mündlichkeit sind. Diese drei Funktionen illustriert er an den drei konkreten Textbespielen Sommerhaus später (2014) von Judith Herrmann, Abendland (2008) von Michael Köhlmeier und loslabern (2009) von Rainald Goetz. Warum genau diese zwei Beiträge den Textband eröffnen und in einer Gruppe zusammengefasst werden, ist nicht offensichtlich.

Die zweite Gruppe beschäftigt sich mit unterschiedlichen Erzählverfahren. Im Fokus steht dabei, wie durch diese Erzählverfahren Effekte des Mündlichen erzeugt werden. Dabei konzentriert sich zum Beispiel der erste Beitrag auf Effekte, die über die Seitenkomposition kommuniziert werden. Thomas Boyken veranschaulicht an Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubä (1999), wie ein Analogieverhältnis geschaffen und somit akustische...

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