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Reviewed by:
  • Writing to Change the World: Anna Seghers, Authorship, and International Solidarity in the Twentieth Century by Marike Janzen
  • Dean J. Guarnaschelli
Writing to Change the World: Anna Seghers, Authorship, and International Solidarity in the Twentieth Century. By Marike Janzen. Rochester, NY: Camden House, 2018. Pp. 203. Cloth $85.00. ISBN 978-1640140141.

In akademischen Kreisen haben wir uns seit Jahrzehnten an Begriffe wie Solidarität, Transnationalismus, Globalisierung und nicht zuletzt Geschlechterforschung gewöhnt. Diese Konzepte sind zugleich Theorien und Forschungsmethoden, die uns durch diverse Projekte begleiten. Anna Seghers ist eine Autorin, die in Deutschland und im Exil immer wieder versucht hat, mittels ihrer literarischen Werke zum literarischen Kanon im Hinblick auf diese Konzepte beizutragen. Seghers ist gerade heute eine Persönlichkeit, die nicht nur für das Fach German studies eine künstlerische Laufbahn von bemerkenswerter Bedeutung aufweist. In Marike Janzens Buch Writing to Change the World: Anna Seghers, Authorship, and International Solidarity in the Twentieth Century, erfahren wir, wie hoch Anna Seghers Autoren einschätzte, die in rückständigen, oft von Diktatoren beherrschten Staaten wirkten. Ihren Nachlass stellte Seghers einem internationalen Publikum zur Verfügung, um die Solidarität zwischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern weltweit zu ermöglichen.

Die Geschichte des literarischen Projekts der Anna-Seghers-Stiftung wird für weitere Disziplinen wie zum Beispiel political science und world history eine Bereicherung sein, denn Seghers Bemühungen sind auch heute noch exemplarisch für die Anerkennung solidarischer Entwürfe. Marike Janzen weist darauf hin, wie für solche akademischen Fächer an Bildungseinrichtungen in aller Welt eine interdisziplinäre literarische Zusammenarbeit entstehen könnte und erklärt, warum Anna Seghers Lebensweg auf großes Interesse stoßen dürfte.

Janzens Absicht ist es, mit ihrem Buch unsere Aufmerksamkeit auf Autorinnen und Autoren der politischen Linken zu lenken, deren Werke seit einigen Jahrzehnten weltweit ein gemeinsames Streben erkennen lassen. Ihre Texte verkörpern Solidarität und dienen antifaschistischer, solidarischer Kommunikation. Leider hat diese Art von Literatur seit dem Ende des Kalten Kriegs und der Wende 1989 an Bedeutung verloren. Der rasche Untergang des Kommunismus überschattete die Appelle zu Gleichheit und Recht. Was verblieb, war das zentrale Thema Solidarität.

Warum gerade Anna Seghers? Es gibt zwei Gründe, warum die Geschichte eines Literaturpreises als Basis einer Studie dient. Zum einen sind ihre Romane bekannt und Seghers blieb, auch während der Exiljahre, ihrer Partei treu. Ihr Name steht sogar in den umstrittenen Literaturlisten, die kurz nach der Jahrhundertwende erschienen. Dies allein ist zweifellos ein Grund, Anna Seghers ins Curriculum einzubauen, auch wenn man eine solche Wahl als rein subjektive Entscheidung betrachten kann. Hinzu kommt vor allem, dass Marike Janzen ein höchst aktuelles Thema behandelt. Die "Linke" gilt in den Augen vieler Menschen in der Welt, vor allem in den USA, wo das Buch von Janzen sicher vermarktet wird, nach wie vor als [End Page 191] unpatriotisch. Gerade in einem Land wie Amerika, wo das Interesse an Karl Marx als Sozialkritiker in Kursen und auf Konferenzen immer wieder zutage tritt, ist es Zeit, die Stigmatisierung einer kommunistischen Parteizugehörigkeit zu überwinden und die Ziele der literarischen Vertreter der damaligen Politik an ihrem zeit- und grenzenlosen Aspekt zu messen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, welche Romanhelden in Seghers Werken auftreten: Es handelt sich um ganz einfache Menschen, unter ihnen auch Analphabeten.

Janzens Buch ist in vier Kapitel eingeteilt und stellt, wie die Autorin in der Einleitung anmerkt, keine Bibliographie dar. Dass Seghers Bestrebungen und Schriften im Hinblick auf internationale Zielvorstellungen geschildert werden, ist eine Tatsache, die es Janzen erlaubt, ein besonders gelungenes Argument und anschließend eine Originalquelle vorzulegen, wobei sie für ihre Untersuchung die Grenzen von "Welt" im Begriff Weltliteratur definiert.

Im ersten Kapitel erläutert Janzen die Geschichte der Stiftung und die von ihr vergebenen Auszeichnungen. Der Leser gewinnt Einsicht sowohl in die Chronologie der Organisation als auch in Seghers Wunschvorstellungen. Das zweite Kapitel beschreibt die mit Berthold Brecht geteilten Bemühungen der Autorin, Funktionen und Aufgaben von Schriftstellern gegen die Einflussnahme kommunistischer Institutionen zu verteidigen.

Janzens Abhandlung eignet sich sehr gut für die Auseinandersetzung mit Anna Seghers und ist durchaus als Pflichtlektüre zu empfehlen, zumal Janzen den Anna-Seghers-Preis und dessen Funktion...

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