Abstract

Abstract:

Bei Boris Nikitins Inszenierung Das Vorsprechen (2015) an den Münchner Kammerspielen handelt es sich nicht nur um ein ‚kritisches‘ Kunstereignis im Sinne der Institutional Critique, sondern zugleich auch um eine ‚reale‘ Vorsprechsituation. Vertreten sind dabei alle Organisationen und individuellen Akteur/innen, die durch ihre Praktiken die Institution des deutschen Sprechtheaters alltäglich re/produzieren: Schauspiel(hoch)schulen, Künstlervermittlungen, Theaterhäuser sowie professionelle und nicht-professionelle Zuschauer/innen. In einer doppelten Lesart dieser Inszenierung geht der Beitrag daher der These nach, dass auch die ‚Objekte‘ und die Praktiken der Beurteilung bzw. der Kritik in diesem Feld nicht autonom sind, sondern bestimmten Legitimitätsprinzipien folgen. Hierfür wird ausgehend von dem den soziologischen Neoinstitutionalismus einst mitbegründenden Konzept des organisationalen Feldes von Paul DiMaggio und Walter Powell ein theoretischer Bezugsrahmen zur empirischen Erforschung von Theater als Institution umrissen. Weiterhin wird die Institutionalisierung des Strukturelements „IVO“ nachgezeichnet und die Darstellungs- und Bewertungspraxis von professionellen Schauspieler/innen beim Übertritt vom Studium in den Beruf anhand von empirischen ‚Daten‘ analysiert. Zur Veranschaulichung des komplexen Verhältnisses von Legitimität und institutionellem Wandel dient dabei die gegenwärtig zu beobachtende De-Institutionalisierung von Ethnizität.

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