Abstract

Abstract:

Der Aufsatz behandelt zunächst den entscheidenden Moment im Schreiben des Dichters Friedrich Hölderlin: Den Abbruch des Trauerspiel-Projekts Der Tod des Empedokles und den Beginn der Arbeit an einer neuen Form der Dichtung, den „Hymnen", „Gesängen" oder auch „vaterländischen Gesängen". Dabei wird eine in der Forschung neue Perspektive eröffnet, jene auf den Chor. Hölderlin bricht das Trauerspiel – in dem von einem „Chor" vielfach die Rede ist, ohne dass er erscheint – eben mitten im ersten Lied ab, das er tatsächlich für diesen Chor schreibt. Die „Gesänge" werden als Fortsetzung dieser Arbeit am Chor verstanden, der im „Trauerspiel" die Bühne nicht betreten konnte. Sie handeln nicht von tragischen Helden, sondern auch von der Erde und von Strömen, also von nicht-menschlichen Akteuren; in ihnen wird ein geschichtliches Geschehen ausgesagt, das nicht mehr an große Handelnde geknüpft werden kann. Im letzten Abschnitt wird dieses Konzept mit Karin Beiers Jelinek-Abend Das Werk / Im Bus / Ein Sturz verglichen, in dem dasWasser und die Erde langsam von der Bühne der Protagonisten Besitz ergreifen.

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