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Reviewed by:
  • Die römischen Kaiser: Herrschaft und Alltag by Michael Sommer
  • Christoph Stenschke
Sommer, Michael. 2010. Die römischen Kaiser: Herrschaft und Alltag. Mainz: Philipp von Zabern. Cloth. ISBN 978-3-8053-4238-4. Pp. 208. 30€.

Auch wenn verschiedene Spielarten imperialer oder genauer anti-imperialer Auslegung des Neuen Testaments wahrscheinlich schon ihren Höhepunkt überschritten haben dürften, bleibt das römische Reich und—von ihm nicht zu trennen—der römische Kaiser eine feste Bezugsgröße in der Umwelt des Neuen Testaments und des Urchristentums. Dies gilt nicht nur wegen der Erwähnung verschiedener römischer Kaiser im Neuen Testament, sondern etwa auch angesichts der Bedeutung des Kaiserkults im römischen Osten, beispielsweise für die Interpretation der Johannesoffenbarung oder das Verständnis des von Paulus erwähnten (kaiserlichen) Triumphzuges (2 Kor 2:14; Kol 2:15). Schon deshalb kommt historisch arbeitende Bibelwissenschaft nicht um die römischen Kaiser herum. Auch in der Geschichte der Alten Kirche bleiben die Kaiser, sei es aufgrund von Verfolgungen oder späterer Förderung der Christen oder als (zumindest fiktive) Adressaten der ersten Apologeten, eine Bezugsgröße. Neben hervorragenden wissenschaftlichen Studien zu Einzelaspekten, aus denen sich nur mit Mühe ein Gesamtbild ergibt, braucht man immer wieder leicht zugängliche Überblicke auf dem aktuellen Stand der Forschung. Genau dies bietet der vorliegende großformatige und hervorragend illustrierte Band des in Liverpool lehrenden Althistorikers Michael Sommer. Er gilt den 85 Kaisern, die genau 502 Jahre lang an der Spitze des Imperium Romanum standen. Leitende Fragen sind dabei: „Wie fühlte es sich an, römischer Kaiser zu sein? Wie wurde das Reich verwaltet und wie am Leben erhalten? Wie war es organisiert und strukturiert? Wer arbeitete für den römischen Kaiser—und unter welchen Bedingungen? Was tat der Kaiser den lieben langen Tag? Und wie überhaupt kam man in Rom an die Macht?" (6).

In der knappen Einleitung, „Leben als Kaiser" (6–11) skizziert Sommer die Entwicklung von Augustus bis Romulus Augustulus, dem letzten Kaiser, die den Anfängen verhaftet blieb: Jede Dynastie schuf den Prinzipat neu, doch immer nach altem Modell. Die julisch-claudischen Kaiser rangen, noch immer im Schatten des Augustus, um eine tragfähige Arbeitsgrundlage mit dem Senat; die Flavier stützten sich auf den militärischen Ruhm, den Vespasian und Titus während des Jüdischen Krieges erlangt hatten; die [End Page 367] Adoptivkaiser von Nerva bis Mark Aurel machten ihr Credo, nach dem der Beste herrschen sollte, zur Leitlinie römischer Politik; Septimius Severus und die Seinen reagierten auf eine sich wandelnde Umwelt, indem sie den Prinzipat militarisierten; die „Soldatenkaiser" von Maximinus Thrax bis Carinus regierten (und starben fast ohne Ausnahme) im Feld; Diokletian und die Tetrarchen versuchten, die Herrschaft zu teilen und die Nachfolge auf eine neue Grundlage zu stellen; Konstantin und seine Söhne stärkten das Christentum; Valentinian und Theodosius rangen darum, ein zerfallendes Imperium zusammenzuhalten; derweil waren die neun „Schattenkaiser" von Petronius Maximus bis Romulus Augustulus kaum mehr als Kreaturen allmächtiger Heerführer, die im Hintergrund die Fäden zogen

(7f).

Ferner wird beschrieben, wie die unterschiedliche Darstellung der Abbildungen der Gesichter der Kaiser im Lauf des Prinzipats Indikator des sich wandelnden Reiches ist. Daher erscheinen Kaiserbildnisse an vielen Stellen im Buch, denn „Anders als Texte zeigen sie uns, wie die Kaiser gesehen werden wollten. Kaiserporträts, ob Skulpturen, Münzen oder Reliefs, sind gleichsam offizielle Dokumente—denen im Reich der Schrift allenfalls die Res Gestae, die ‚Autobiographie' des Augustus, und einige Inschriften gleichkommen" (10, dort knapper Überblick über die Entwicklung), da ihr Image, das sich freilich nicht auf Darstellungen beschränkt, Kernbestandteil seiner Herrschaft ist.

Einführend bietet Sommer zunächst eine Periodisierung des römischen Reichs und seiner Geschichte (12–25; 1. Jhdt: Im Schatten des Augustus, 2. Jhdt: Kulminationspunkt der Macht, 3. Jhdt: Ein Reich aus Eisen und Rost, 4. Jhdt: Auf dem Weg zum christlichen Reich, 5. Jhdt: Zwei Römische Reiche). Kapitel zwei skizziert Augustus und die Begründung des Prinzipats (26–43).

Im dritten Kapitel schildert Sommer „Wie man römischer Kaiser wird" (44–69, diskutiert werden Usurpationen, die Ereignisse des Jahres 69n. Chr., verschiedene senatorische Karrieren, kaiserliche Prinzen, die recusatio imperii, der eigentliche Amtsantritt...

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