In lieu of an abstract, here is a brief excerpt of the content:

Reviewed by:
  • Geld in der antiken Welt: Eine Einführungby Christopher Howgego
  • Christoph Stenschke
Howgego, Christopher. 2011. Geld in der antiken Welt: Eine Einführung. 2ded. Mainz: Philipp von Zabern. Hardbound. ISBN 978-380534322. Pp. 229. 10€.

Das NT spricht an mehreren Stellen direkt von Münzen: man denke nur an die 30 nicht näher bestimmten Silberstücke, für die Jesus von Nazareth verraten wurde (Matt 26:15) oder die beiden Lepta, die eine Witwe in den Gotteskasten des Jerusalemer Tempels eingelegt hat und dafür von Jesus gelobt wurde (Mark 12:42), von der Münze im Maul eines Fisches ganz zu schweigen (Matt 17:27; vgl. den Überblick bei Louw & Nida, Semantic Domains I, “Money and Monetary Units,” 6.68–82). Aber auch dort, wo Münzen nicht direkt erwähnt werden, beschäftigt das antike Geld die neutestamentliche Wissenschaft, wenn etwa Jerome Murphy-O’Connor im Zusammenhang des Transports der paulinischen Kollekte nach Jerusalem vermutet, dass die Gelder in das kleinste Gewicht umgetauscht werden mussten, um sie zu transportieren. Lasttiere hätten die unerwünschte Aufmerksamkeit von Wegelagerern erregt, die in vielen ländlichen Gegenden aktiv waren. Weniger auffällige Mittel waren also zu wählen, um das Geld an Ort und Stelle zu bringen. Murphy-O’Connor stellt sich vor, dass die Boten die Gelder in Geldgürteln oder in Beuteln um ihren Hals tragen und auch Goldmünzen so in ihre Kleidung einnähen würden, dass sie weder klingen noch die Kleidung ausbeulen ( Paul: A Critical Life; Oxford: Clarendon, 1996, 345f.). Auch in der postkolonialen und anti-imperialen Interpretation neutestamentlicher Texte wird immer wieder auf Münzen und Numismatik verwiesen, wenn argumentiert wird, dass die Ansprüche Roms und anderer Herrscher durch die Abbildungen und Inschriften auf Münzen allgegenwärtig waren.

Auf diesem Hintergrund ist die vorliegende knappe Einführung zu begrüßen. In ihr stellt der wissenschaftliche Leiter der Abteilung für römische Münzen am Ashmolean Museum in Oxford und Dozent für römische Numismatik an der Universität Oxford die Bedeutung des Münzgeldes in der antiken Welt vom Persischen Großreich über die hellenistische Staatenwelt bis zum Römischen Imperium dar. Dabei [End Page 537]werden sowohl die ökonomischen wie auch die politischen Strukturen deutlich. Ferner zeigt sich, dass Münzen auch für Kunst, Kultur und Religion von großer Bedeutung waren.

Einführend geht es unter der Überschrift “Geld” um die Geschichte des Münzgeldes und die Veränderungen in den antiken Gesellschaften durch das Aufkommen von Münzgeld sowie um den Gebrauch von Münzgeld in Athen und Rom. Im Kapitel zur Prägung von Münzen gibt Howgego Antworten auf die Fragen: Woher kam das Metall? Was ist eine Münzstätte? Wie umfangreich waren Emissionen? Weshalb wurden Münzen geprägt? Ferner diskutiert er die Beziehung zwischen Münzprägung und Staatsausgaben. Dem folgt ein Überblick über die Bedeutung von Münzen in antiken Großreichen. Nach wichtigen Überlegungen zu Münzprägung und Imperialismus (45–51), geht es um Athen, Persien, Philipp II. und Alexander, Seleukiden, Ptolemäer, Attaliden und Rom. Zu den imperialen Ansprüchen antiker Münzprägungen schreibt Howgego:

Die Verbreitung des Gebrauchs einer Reichswährung oder von Symbolen, die mit herrscherlicher Kontrolle zu tun haben, wie z.B. Herrscherporträts auf Lokalprägungen, kann die Ausdehnung eines Reiches spiegeln. Die Typen einiger Reichsmünzen verraten kriegerische Ideologien und Herrschaftsansprüche … Die römische Reichsprägung führt eine imperiale Ideologie in der bei weitem anmaßendsten, aufdringlichsten und systematischsten Weise vor, wenn auch einige Aspekte der Thematik auf Alexander zurückgehen (45) … Der Umlauf einer einzigen Währung überall in einem Großreich … ist ein Symbol für Zusammenhalt und Zugehörigkeit, das durch den fortgesetzten Gebrauch an Kraft gewinnt. Eine Reichswährung hat so Anteil daran, nachdrücklich festzusetzen, was es bedeutet, Untertan/Bürger dieses Großreiches zu sein. Auf einer zweiten Ebene kann die Typologie der Münzen symbolisch sein. Das wird besonders deutlich im Falle von Porträtdarstellungen, die nahelegen, dass das dargestellte Individuum auf irgendeine Weise den Staat repräsentiert. Die Bekräftigung weltlicher Gewalt durch ein M...

pdf