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  • Antje Rávic Strubel. Schlupfloch: Literatur ed. by Andreas Erb
  • Anja Seiler-Woracek
Antje Rávic Strubel. Schlupfloch: Literatur. Edited by Andreas Erb. Bielefeld: Aisthesis, 2016. Pp. 192. Paper €24.80. ISBN 978-3849811532.

Der von Andreas Erb herausgegebene Band knüpft thematisch an Antje Rávic Strubels Poetik-Vorlesung Schlupfloch: Literatur an. Strubel hielt diese im Juni 2013 im Rahmen der Poet in Residence Reihe an der Universität Duisburg-Essen. Die Anthologie beinhaltet Andreas Erbs Einführung der Poetik-Vorlesung 2013, zwei Poetik-Vorlesungen der Autorin sowie sieben wissenschaftliche Essays (im Band genannt Essays) und zwei Interviews mit der Autorin. Der Band beleuchtet Antje Rávic Strubels literarisches Werk multiperspektivisch und kombiniert so überzeugend poetologische Selbstreflektionen der Autorin mit ihrem literarischen Konzept und ihrer Rolle als Schriftstellerin mit interdisziplinären Forschungsbeiträgen zu einem Poetik-Vorlesungs-Portfolio, das dem Leser Strubels Gedankengänge zu ihrem Schlupfloch: Literatur zugänglich macht.

In seiner Einführung zur Poetik-Vorlesung mit dem Titel Antje Rávic Strubel zwischen Potsdam und Schweden skizziert Andreas Erb wichtige Aspekte in Strubels Werk—(Zwischen-)räume und Körper, Geschlechterbeziehungen und deren gesellschaftliche Codierung—und setzt damit den gedanklichen Rahmen für die Anthologie. Strubel geht in ihren beiden Poetik-Vorlesungen hauptsächlich auf ihre Werke Fremd Gehen. Ein Nachtstück (2002) und Sturz der Tage in die Nacht (2011) sowie Kältere Schichten der Luft (2007) ein. In den Forschungsbeiträgen werden die von Erb und Strubel eingeführten Texte und Kontexte im Rahmen vielfältiger Lesarten aufgenommen. An der Schnittstelle zwischen Literatur- und Kulturwissenschaft, Gender und Queer Studies sowie sozialwissenschaftlichen Ausrichtungen [End Page 705] der Literaturforschung untersuchen die Forschungsbeiträge von Emily Jeremiah, Faye Stewart, Beret Norman, Claudia Breger, Janina Herrmann, Ute Bettray und Anna Beughold ausgewählte Texte der Autorin aus vielfältigen Perspektiven. Dabei finden vor allem die Novelle Fremd Gehen. Ein Nachtstück sowie die Romane Offene Blende (2001), Unter Schnee (2001), Kältere Schichten der Luft und Sturz der Tage in die Nacht Beachtung. Die Einführung des Herausgebers, die Poetik-Vorlesungen Strubels sowie die Interviews mit der Autorin rahmen die Forschungsbeiträge ein und bieten so—vor allem Lesern, die sich neu mit Strubels Werk beschäftigen—eine Orientierungshilfe für die Forschungsbeiträge.

Besonders überzeugen dabei die Vorgehensweisen von Janine Hermann und Anne Beughold. Hermann liest Strubels Roman Offene Blende mit Susan Sontags Text Über Fotografie (2013) und analysiert so literarisch inszenierte Diskurse zu Fotografie-, Sprach- und Theatertheorie. Anne Beughold behandelt in ihrem Beitrag den weniger bekannten Text Ausgestorben lebendig (2007), in dem Strubel ihren Besuch im The Wende Museum in Los Angeles literarisch verarbeitet und dabei ihre paradoxe Erfahrung von Eigen und Fremd verarbeitet: "Einerseits begegnet sich Strubel in diesem Museum selbst, andererseits ist ihr das, was sie sieht, unvertraut" (167). Beugholds Interpretation steht exemplarisch für die Polarität der Leitthemen Strubels: Räumliche und körperliche Grenzüberschreitungen, Infragestellung von gesellschaftlich vorgegebenen vs. gefühlten Gender Rollen sowie Ost- und West-Identitäten. Ute Bettray unternimmt eine kritische Untersuchung des Romans Kältere Schichten der Luft und stellt die These auf, dass Strubel im Roman Zuschreibungen von "sexual citizenship" dekonstruiere. Emily Jeremiah arbeitet in diesem Zusammenhang klar strukturiert intertextuelle Bezüge zwischen Offene Blende, Fremd Gehen und Kältere Schichten der Luft heraus und vertritt die These, dass Strubel eine "Ästhetik der 'Desorientierung'" (45) verfolge. Besonders kohärent wirkt die Zusammenstellung und Anordnung der Forschungbeiträge durch die interdisziplinären Schnittstellen, welche die Gender und Queer Thematik nicht ausdehnen, sondern die Dimensionen von Identitätskonstruktionen in Strubels Werk auch aus politischer und sozialkritischer (Faye Stewart) sowie aus sprachkritischer Perspektive (Beret Norman) betrachten. Aufschlussreich ist Claudia Bregers Re-Lektüre des Romans Unter Schnee, denn sie überprüft am ausgewählten Textbeispiel theoretische 'Wenden,' wie z.B. den affective turn, und deren Anwendbarkeit. Die Forschungsbeiträge haben umfangreiche und exzellent recherchierte Bibliographien. Aufmerksame Leser, die sich durch die Fußnoten arbeiten, bekommen durch wechselseitige Querverweise auch einen Überblick über den Forschungsdiskurs zu Strubels Werk; allerdings stolpert man dadurch in den Fließtexten an einigen Stellen über Redundanzen in den inhaltlichen Zusammenfassungen der Primärtexte. Wünschenswert gewesen wäre eine kurze Einführung...

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