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Reviewed by:
  • Mediating Culture in the Seventeenth-Century German Novel: Eberhard Werner Happel, 1647–1690 by Gerhild Scholz Williams
  • Carolin Struwe
Mediating Culture in the Seventeenth-Century German Novel: Eberhard Werner Happel, 1647–1690. By Gerhild Scholz Williams. Ann Arbor, MI: University of Michigan Press, 2014. 264 pages + 10 illustrations. $70.00.

Die Romane des letzten Drittels des 17. Jahrhunderts, die neben oder nach Grimmelshausens Simplicianischem Zyklus in Deutschland entstanden, haben bislang in der Forschung nur punktuell Aufmerksamkeit gefunden. Gerade die erzählstrukturelle Besonderheit dieser Romane, die typische Anhäufung und unabgestimmte Mischung aus fiktionalen und faktualen Textelementen, aus geographischen Informationen, Zeitungsnachrichten, biographischen Elementen, Chroniken und Liebesgeschichten, hat in der frühen von autonomieästhetischen Werturteilen beeinflussten Forschung zur Abqualifizierung und Marginalisierung dieser Texte geführt. Wichtige und vor allem aufgrund ihrer literarischen Produktivität in der Literaturgeschichtsschreibung unbedingt zu berücksichtigende Autoren der 1670er–1690er Jahre wie Johannes Praetorius, Johann Georg Schielen und Daniel Speer konnten deshalb kaum ins Blickfeld der Literaturhistoriker rücken.

Etwas mehr Aufmerksamkeit hat in den letzten Jahren – nicht zuletzt mit der Neuedition des Insularischen Mandorell (2007) – der Hamburger Autor, Publizist und Huét-Übersetzer Eberhard Werner Happel (1647–1690) erhalten. Im Zuge der groß angelegten Untersuchung von Flemming Schock zu den sich verändernden Wissensformationen [End Page 484] des Barock (Die Text-Kunstkammer, Köln 2011) und der Studie zur Entstehung (moderner) journalistischer Formen von Uta Egenhoff (Berufsschriftstellertum und Journalismus, Bremen 2008) lässt sich ein gesteigertes Interesse am Œuvre Happels, insbesondere an den von ihm herausgegebenen Nachrichtenkompendien, den Relationes Curiosae, beobachten.

Demgegenüber beschäftigt sich die vorliegende Studie erstmals in der Breite mit den bislang kaum behandelten Geschicht-Romanen Happels. Gerhild Scholz Williams verfolgt dabei drei Ziele: ,,This study aims, first, to be an exploration of the narrative wealth and multiversity of Happel’s work. It is, second, an examination of Happel’s novels as illustrative of seventeenth-century novel writing in Germany. Finally, it is an investigation of the synergistic relationship in Happel’s writings between the booming print media industry and evolution of the German novel“ (ix). Auf diese Weise könnten die Geschicht-Romane auch als Quelle des kulturellen Wissens des 17. Jahrhunderts nutzbar gemacht werden (vgl. S. 36). Die Studie gliedert sich in vier Kapitel: In einem ersten Überblickskapitel (Setting the Stage) stellt Scholz Williams einige grundlegende Informationen zu Happels Romanen, eine ausführliche Biographie Happels – die allerdings zum Großteil aus einer eigentümlichen Mischung verschiedener Protagonisten-Lebensläufe der Happel’schen Romane besteht –, eine kurze Diskussion zur Mischung von Fakten und Fiktion in den Romanen, Überlegungen zur Rolle der zeitgenössischen Publizistik für die Romanproduktion und zur Erzählweise Happels sowie mögliche Quellen der Geschicht-Romane zusammen. Inwiefern sich die hier recht knapp formulierten Thesen und Überlegungen, die sich zum Großteil auf die ihrer Form und ihrem Inhalt nach topischen Vorreden stützen, auch auf die Romaninhalte beziehen können, wäre in den folgenden Kapiteln, die einzelne Figuren und Motive der Romane in den Blick nehmen, nochmals zu prüfen.

Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit zwei ,,subjects of countless news reports“ (41) des 17. Jahrhunderts, den politisch herausragenden Persönlichkeiten Imre Thököly (1659–1705) und Friedrich, Herzog von Schomberg (1616–1690), an denen die Autorin zeigt, ,,how effectively Happel employed the attention fixed by the media on historical figures and how he constructed their interaction with his fictional characters“ (40). Für die hierbei zu beobachtende Einbindung publizistischer Erzeugnisse in den narrativen Kontext und die Verbindung von Fakten und Fiktion in den Romanen arbeitet sie drei verschiedene Formen heraus: ,,fictional characters talking about historical characters on the basis of news reports, fictional and historical characters interacting in the story, and novels relating information gleaned from newspapers or from news compendiums“ (48). Mit der durch diese drei Formen zu charakterisierenden Erzählweise gelinge es Happel, der sich selbst in den Vorreden als ,,unparteyische[r]“ ,,Historicu[s]“ (Spanische Quintana, Vorrede) stilisiert, gerade in der Darstellung fiktiver Begegnungen wie zum Beispiel zwischen dem Protagonisten Max und Thököly im Bayerischen Max, die ,,controversial and contradictory personality“ von Thököly (56) herauszustellen. In der Darstellung des fiktiven Heldentodes von Schomberg...

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