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Reviewed by:
  • Heights of Reflection: Mountains in the German Imagination from the Midle-Ages to the Twenty-First Century edited by Sean Ireton and Caroline Schaumann
  • Wolfgang Straub
Sean Ireton, Caroline Schaumann (eds.). Heights of Reflection: Mountains in the German Imagination from the Midle-Ages to the Twenty-First Century. Rochester: Camden House, 2012, 406 pp. £55.00 ISBNi 978-1-57113-502-5.

Was ist ein Berg? Wir glauben die Antwort auf diese simple Frage zu kennen. Aber auch das Grimm’sche Wörterbuch tut sich mit der Antwort schwer und behilft sich erst einmal damit festzustellen, was ein Berg nicht ist: „berg ist gegensatz von thal und ansehnlicher als hügel“. Eine eindeutige Definition ist offensichtlich nicht möglich, der Berg wird bei Jacob Grimm zu einem Mittelding: „[der] berg scheint also die mitte zwischen groszem steingebirge, saxum, rupes und bloszem hügel zu halten.“ (Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1, Leipzig 1854, Sp. 1504) Die Beantwortung dieser Frage ist – wie stets – eine Frage der Perspektive: Für einen Bewohner der Westalpen beginnt ein ‚richtiger‘ Berg wohl erst ab 4000 Höhenmetern; die hügeligen Erhebungen rund um Österreichs Hauptstadt, die allesamt 500 Höhenmeter nicht überschreiten, nennen sich etwa ‚Kahlenberg‘ oder ‚Bisamberg‘; und selbst der flache US-Bundesstaat Ohio nennt ‚Berge‘ sein eigen, in der Nähe von Cleveland erhebt sich der Gildersleeve Mountain 354 Meter über dem Meeresspiegel.

Sind das zu banale Assoziationen zu einem Buch, das im Titel die Höhen der Reflexion ankündigt? Und geht es nicht laut Untertitel um die Berge der Imagination, also um keine realen Erhebungen? Die beiden Herausgeber machen das einerseits bereits im ersten Satz der Einleitung klar – „,Mountain‘ is a relative and variable concept“ (1) –, es geht also nicht um die „realen“ Berge, und da berufen sie sich zu Recht auf Hartmut Böhme, der den Berg, Hans Blumenberg folgend, als „absolute Metapher“ klassifiziert. Andererseits beginnen auch Sean Ireton und Caroline Schaumann die Beantwortung der oben gestellten Frage mit der Höhenmessung, der wohl gebräuchlichsten Art, Berge in den Griff zu bekommen. Und da ist es aus europäischer Sicht erfrischend, dass die Berge nicht nur als alpines Phänomen oder mit Blick auf den Himalaya betrachtet [End Page 408] werden, sondern daran erinnert wird, dass der höchste Berg auf unserem Plane-ten der Mauna Loa ist – der hawaiianische Vulkan erhebt sich ungefähr 17.000 Meter (56.000 feet) über den Meeresgrund. Diese wohltuende internationale, globale (ja extraterrestrische) Perspektive zeichnet das Buch aus: Die geogra-fischen Regionen umfassen das bei diesem Thema vielleicht Erwartbare, Thomas Manns und Albrecht von Hallers Schweizer Berge oder Adalbert Stifters oberösterreichische Alpen. Aber daneben gibt es eben auch den Blick weit über das Alpine hinaus.

Dass bei einem so umfassenden ,globalen‘ Thema dem Buch ein Register beigestellt ist, ist für die Lektüre sehr hilfreich. Und die im Index angeführten Begriffe, die dem Berg assoziiert sind, zeigen die Bandbreite augenfällig: Berge als locus amoenus, locus horribilis, locus daemonis, terra incognita sowie Objekte des Nationalismus, der Eroberung, der Erholung und Sport, des wissenschaftlichen Interesses. Einen Anfangspunkt setzt dieses Berg-Buch wie so viele andere mit Francesco Petrarcas „Besteigung des Mont Ventoux“, jenem Brief aus der Sammlung „Familiarum rerum“, der viel Diskussion darüber auslöste, ob man damit das erste europäische Textdokument einer Bergbesteigung zum Vergnügen oder eine Fiktion vorliegen habe. Die Herausgeber entscheiden sich dafür, den Brief als Text der „mountaineering history“, als „alpines Dokument“ zu interpretieren.

Dan Hooley weist in seinem erhellenden Beitrag zur „Language of Ascent“ darauf hin, dass solche Fragen nicht wichtig seien, „while its allegory surely is“ (23), es sei die Bedeutung, die den Bergen und ihrem Anblick bzw. ihrer Ersteigung in der jeweiligen historischen Situation samt ihren spezifischen transzendentalen und literarischen Bezügen zugemessen werde, die von Interesse sei. Die Historiker des Bergsteigens sind auf Erstbesteigungen fixiert, sie sehen Petrarca nur aus dieser Perspektive, der Perspektive der ,Aktivität‘ – da könne man etwa, so Hooley, Antoine de Villes Besteigung des Mont Aguille 1492 als Geburtsstunde des Alpinismus sehen. Aber es komme eben nicht auf die ,Aktivität‘ alleine an: „Figures like Petrarch are important...

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