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PIERRE D'AILLY UND DIE "RICHTIGE" THOMAS-INTERPRETATION: THEOLOGISCH-HERMENEUTISCHE PRINZIPIEN ALS GRUNDLAGE DES WEGESTREITS Von SIGRID MÜLLER Pierre d'Ailly war eine zentrale Gestalt für die Theologie und Philosophie an der Wende des vierzehnten zum fünfzehnten Jahrhundert. Er ist als Lehrer Johannes Gersons,1 als dessen Vorgänger im Amt des Rektors der Universit ät Paris, als bedeutender Kirchenpolitiker des Konstanzer Konzils und als Theologe untersucht worden,2 und in den vergangenen Jahren gerieten auch seine originellen philosophischen, vor allem logischen Ansätze in den Blick der Forschung.3 In seiner Bedeutung für die "via moderna" des fünfzehnten Jahrhunderts kam er bislang aber nur wenig zur Sprache. Für diese Fragestellung sind die polemischen Werke Aillys von besonderem Interesse, vor allem der Traktat, den er im Auftrag der theologischen Fakultät der Universität Paris gegen den Dominikaner Johannes de Montesono geschrieZu der Frage, in welcher Hinsicht Gerson als Schüler Aillys bezeichnet werden kann, vgl. F. Oakley, "Gerson and d'Ailly: An Admonition," Speculum 40 (1965): 74-83; zu Aillys Ausbildung P. Glorieux, "Les années d'études de Pierre d'Ailly," Recherches de théologie ancienne et médiévale 44 (1977): 127-49. Der vorliegende Beitrag ist entstanden im Rahmen des NWO-Forschungsprojektes "Thomism , Albertism, Nominalism: The Dynamics of Intellectual Traditions in the Late Middle Ages" an der Universität Nimwegen. Eine frühere Fassung in spanischer Sprache erschien unter dem Titel "Interpretación de Santo Tomás: Principios hermeneúticos al comienzo de la vía moderna" in Communio (Sevilla) 36 (2003): 325-59. Siehe die Studien von J. P. McGowan, Pierre d'Ailly and the Council of Constance (Washington DC, 1936); F. Oakley, The Political Thought of Pierre d'Ailly: TheVoluntarist Tradition (New Haven, 1964); B. Meiler, Studien zur Erkenntnislehre des Peter von Ailly (Freiburg, 1954). M. K. Chappuis, L. Kaczmarek und O. Pluta, "Die philosophischen Schriften des Peter von Ailly. Authentizität und Chronologie," Ereiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 33 (1986): 593-615; die dort erfolgte. Zuschreibung der Destructiones modorum significandi an Ailly wurde wieder in Frage gestellt, vgl. dazu L. Kaczmarek, Destructiones modorum significandi (Amsterdam, 1994), xv-xxxv; M. Chappuis, Le traité de Pierre d'Ailly sur la Consolation de Boèce, Qu. 1 (Amsterdam, 1993); P. V. Spade, Peter of Ailly: Concepts and Insolubles: An Annotated Translation (Dordrecht, 1980); L. Kaczmarek, "'Vitalis immutatio': Erkundungen zur erkenntnispsychologischen Terminologie der Spätscholastik." in A. Heinekamp, W. Lenzen und M. Schneider, eds., Malhesis rationis (Münster, 1990), 189-206; O. Pluta, Die philosophische Psychologie des Peter von Ailly (Amsterdam, 1987). Bedeutende Wirksamkeit hatten auch die astrologischen Traktate Aillys: cf. L. A. Smoller, History, Prophecy, and the Stars: The Christian Astrology of Pierre d'Ailly, 1350-1420 (Princeton , 1991). 340TRADITIO ben hat. Dieser lässt nicht nur auf deutliche Weise Aillys Modell einer von der Philosophie unabhängigen Theologie erkennen, sondern zeigt zugleich, wie die Ursachen gelegt wurden für die spätere polemische Auseinandersetzung zwischen "via moderna" und "via antiqua."4 Der Traktat Aillys gegen Montesono und sein historischer Kontext Eingebettet ist der Traktat Aillys in die Auseinandersetzungen zwischen der Universität Paris und Johannes de Montesono, einem Mitglied des Dominikanerordens, in den späten achtziger Jahren des vierzehnten Jahrhunderts . In dieser Zeit gab es, wie die Herausgeber der Scriptores Ordinis Praedicatorum berichten, eine starke Verfolgung der Intellektuellen des Dominikanerordens und in besonderem Maße des Johannes de Montesono.0 Ihrer Ansicht nach gab es drei Gründe für diese Verfolgung: die Dominikaner hätten erstens die Lehre von der Unbefleckten Empfängnis Mariens angegriffen, zweitens hätten sie Thomas von Aquin eine übergroße Autorität zugemessen und schließlich hätte der vorhandene Neid gegenüber den großen Theologen des Ordens eine Wiederherstellung des guten Verhältnisses zwischen der Universität einerseits und Johannes de Montesono und den Dominikanern anererseits verhindert.6 Die erhaltenen Dokumente aus dieser Zeit bestätigen die ersten beiden Gründe. Es gibt Berichte über die Aufregung, welche die Auffassungen des Diese Bezüge sind Gegenstand einer baldigen Publikation der Autorin. Für einen Überblick über die theologischen und polemischen Schriften siehe P. Glorieux, "L'oeuvre littéraire de...

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