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230 Book Reviews erlösen" dismissed with little more than a long footnote? Why is the "Klassische Walpurgisnacht" barely mentioned? And is it really sufficient to dismiss the "Helena-Akt" where antiquity and modernity, Classicism and Romanticism reach a, however precarious, moment of synthesis and harmony, as the exception that proves the rule (406)? These concerns and questions, however, are not designed to diminish the relevance of Jaeger's study. On the contrary, they recognize the seriousness and importance of Jaeger's view of Faust as Goethe's herald of the catastrophes to come. Jaeger acknowledges explicitly that his topic is historically determined by a moment that allows us—like Benjamin's angel—to look backward at the nineteenth and twentieth centuries. Whether such a perspective makes it self-evident, as Jaeger asserts, that "kein kritischer Zeitgenosse mehr auf die Idee kommen [kann], die profane Geschichte als Fortschritt zur Freiheit zu begreifen" would seem to be more of an open question than Jaeger is willing to recognize. One does not have to be an adherent of a Hegelian or Marxian view that crises and catastrophes of history are an "Instrument einer geschichtsimmanenten Vernunft" (33) to tliink that some "Fortschritt zur Freiheit" might have occurred in spite of (maybe even because of) the crisis of modernity. To Jaeger's credit, he closes his introduction with the recognition that interpreters of Goethe's Faust would do well, "auf endgültige Textauslegungen und entspreched geschichtstranszendente Erkenntnisse zu verzichten" (35).With this in mind we should probably keep open the possibility that even the blind Faust of "Großer Vorhof des Palasts" might be redeemable. "Die eine Büsserin, sonst Gretchen genannt" seems to think so. Wellesley College Jens Kruse Christina Salmen, "Die ganz merkwürdige Verlassenschaft." Goethes Entsagungspoetik in Wilhelm Meisters Wanderjahren. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2003.194 pp. Beeindruckend an dieser Arbeit (zugl. Diss. Münster, 2002) ist der schnelle Zugriff der Verfasserin auf vier Themen: Sammeln, Lesen, Weben, Wandern. An diesen Themen sucht sie ihre These im Zusammenhang der Entstehung und Bedeutung der von Goethe projektierten Ausgabe letzter Hand zu beweisen, ohne sich lange mit einer Definition des von ihr eingeführten Begriffs einer Entsagungspoetik aufzuhalten. Diese Sorglosigkeit beeinträchtigt die Arbeit insofern, als man zumindest eine Auseinandersetzung mit Arthur Henkels Monographie über Entsagung (1964) oder mit Arbeiten, die denselben Begriff einer Poetik der Entsagung thematisiert haben (P. M. Lützeler, Hg., Goethes Erzählwerk [Stuttgart: Reclam, 1985] 379-89), erwartet hätte. Das von Bernd Witte herausgegebene Goethe-Handbuch, das u. a. einen Überblick über die Sekundärliteratur zu den Wanderjahren verschafft, ist ebenfalls nicht herangezogen worden. Die englischsprachige Forschungsliteratur wird mit keinem einzigen Titel wahrgenommen. Doch die Verfasserin geht m. E. in die richtige Richtung, wenn sie den letzten Satz aus den Wanderjahren, die rätselhafte Schlußwendung 1st fortzusetzen," zum Ausgangspunkt ihrer Interpretation wählt. Ihre These läuft darauf hinaus, dass Goethe mit der Ausgabe letzter Hand einerseits sein Lebenswerk in seiner Ganzheit darzustellen und zum Abschluß zu bringen suchte und andererseits sich die Beweglichkeit und Unabgeschlossenheit seiner Texte erhalten wollte. Die Widersprüchlichkeit dieser beiden Tendenzen läßt sich besonders in der Goethe Yearbook 231 zweiten Fassung der Wandetjahre in den Bänden 21-23 der Ausgabe letzter Hand nachweisen. Dass diese Fassung schon aufgrund ihrer Entstehung zahlreiche Widersprüchlichkeiten enthält, ist von der Forschung erkannt und vielfach diskutiert worden. Man hat diese Widersprüchlichkeiten und den oft genannten Schwebecharakter des Ganzen dem Spätstil oder dem Archiv-Charakter des Romans zugeschrieben. Salmen sucht dieselben Widersprüchlichkeiteh aus der Eigentümlichkeit der Arbeit an der Ausgabe letzter Hand herzuleiten, was legitim , doch spekulativ ist, denn es lassen sich im Goetheschen Briefwechsel und den Tagebüchern kaum Beweise dafür anführen. Außerdem hat Salmen die Aphorismen-Sammlungen am Ende des zweiten und dritten Buches, die Argumente für ihre Interpretation liefern könnten, nicht in die Analyse einbezogen . Es bleibt also bei den bekannten Themen und Motiven des Romans, "dem Sammeln, Lesen, Weben und Wandern also," denen die Verfasserin mit einer an Derrida orientierten dekonstruktiven Lektüre nachgeht (29), um Goethes Darstellungsverfaliren herauszuarbeiten. Die Verfassserin sieht im Schlußsatz des Romans insofern die...

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