In lieu of an abstract, here is a brief excerpt of the content:

238 Book Reviews klingen, nicht in Sirenengesang umschlagen und den Schiffer ins Verderben locken. Smith College Hans Rudolf Vaget Biedrzynski, Effi, Goethes Weimar. Das Lexikon der Personen und Schauplätze. Zürich: Artemis & Winkler, 1992. Die Autorin, langjährige Herausgeberin des Goethe-Kalenders und somit als Kennerin bestens ausgewiesen, hat ein originelles und nützliches Nachschlagewerk geschaffen, das den an Goethe Interessierten, auch den Goethe -Forschern, überaus willkommen sein dürfte. Biedrzynski glänzt mit souver äner Detailkenntnis und weiß, lebendig und anschaulich darzustellen, so daß man sich unweigerlich festliest, ins Blättern kommt und den Band nur unwillig wieder aus der Hand gibt. Gut ausgewählte Illustrationen erhöhen die Attraktivität des Buches. Dabei werden nicht nur die üblichen Portraits der prominenten Weimarer sowie die vertrauten Stiche und Scherenschnitte reproduziert, sondern es werden auch Hintergrundsfiguren bildlich dokumentiert , dazu Gebrauchsgegenstände wie zum Beispiel Mobiliar, Goethes Reisekoffer und Reisemantel und selbst die Rotweinflaschen mit dem pers önlichen Siegel. Den Kernbestand des Buches bilden die biographischen Artikel über Goethe und die Seinen. Goethes Leben in Weimar wird auf acht Seiten abgehandelt , wobei vor allem die ersten Jahre und das Verhältnis zum Herzog beleuchtet werden. Der Wert dieses Artikels beruht nicht zuletzt auf den präzise bezeichneten Details. Was war Goethes Gehalt? 1200 Taler zu Anfang , 3100 zu Ende seiner Dienstzeit—ein "Spitzengehalt" (131) in jedem Fall. Wie groß war die Belastung durch die Amtsgeschäfte im "Geheimen Conseil" des Herzogtums? Er hat im ersten Weimarer Jahrzehnt an 500 von 750 Sitzungen teilgenommen. Was für eine Aufnahme fand die erste Ausgabe seiner Schriften (1787-1790)? Nicht mehr als 303 Subskribenten in ganz Deutschland! Wer sich über Goethes Krankheiten, seine Ärzte, seine Theaterarbeit , seine Diener und Sekretäre informieren will, findet hier eigene Artikel zu diesen Themen. Als Glanzpunkt des Buches dürfen die Minibiographien über die Weimarer Frauen bezeichnet werden. Biedrzynski schreibt einfühlsam aber unsentimental und von keinem feministischen Klischee belastet. So entstehen vor des Lesers Augen lebensnahe Bilder etwa von Christiane, Charlotte von Stein, Corona Schröter, Ottilie von Pogwisch, den beiden Herzoginnen, Anna Amalia und Louise, sowie auch von des Herzogs "Nebenfrau" Caroline Jagemann. Die nennenswerten "Schauplätze" in und um Weimar werden baugeschichtlich und topographisch beschrieben, in den meisten Fällen auch bildlich vergegenwärtigt. Die kulturellen Einrichtungen der Stadt finden gleichfalls knappe, sachkundige Darstellungen. Besondere Erwähnung verdienen der Artikel über "Goethes Weimarer Wohnungen," in dem u. a. er- Goethe Yearbook 239 klärt wird, welche komplizierten Arrangements notwendig waren, um mit seiner Lebensgefährtin, Christiane, unter Wahrung des strengen Weimarer Dekorums, Zusammensein zu können, sowie der Artikel "Geselligkeit in Weimar," aus dem zu ersehen ist, in welchem gesellschaftlichen Rahmen die künstlerischen und gelehrten Interessen dieses "Athens an der Um" sich entfalten konnten. Bei so vielen Vorzügen mag es ungerecht und undankbar erscheinen, Lücken und weniger Gelungenes zu monieren. Weiterführende Literaturangaben werden grundsätzlich nur sehr sparsam gegeben, was den Gebrauchswert des Buches für Forschende beeinträchtigt. In dem Artikel über Goethe vermißt man einen Hinweis auf seine Mitgliedschaft in der Freimaurer -Loge Anna Amalia; sie wird in dem Artikel über JJ.C. Bode lediglich en passant erwähnt, ohne daß aber auf dessen Rolle im Orden der Illuminaten eingegangen wird. Das ganze Weimarer Logen-Wesen hätte einen eigenen Artikel verdient. Wer sich für Goethes Experiment als Gutsbesitzer interessiert , findet hier nicht weiter; das Stichwort "Ober Roßla" fehlt. Weimars Kirchen werden zwar vorgestellt, aber das religiöse Leben der Stadt bleibt im Dunkel. Justiz und Strafwesen scheint es nicht gegeben zu haben. Das von Biedrzynski gezeichnete Bild Weimars ist geschönt und bei aller Nüchternheit im Einzelnen mehr oder weniger verklärt. Auch einen eigenen Artikel über Musik in Weimar sucht man vergeblich. Was man sich dazu in den Artikeln über die Komponisten Kayser, Reichardt, Zelter, Hummel zusammensuchen muß, bleibt unter dem hohen Niveau der übrigen Artikel. Alles in allem jedoch: ein überaus kenntnisreicher und anregender Führer durch Goethes Weimar, der dem Anfänger wie dem Kenner gute Dienste leisten sollte. Smith College Hans Rudolf Vaget Hahn, Karl-Heinz / Schmid, Irmtraut, eds., Briefe an Goethe. Gesamtausgabe (in 15 Bänden) in Regestform...

pdf

Share