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216 GOETHE SOCIETY OF NORTH AMERICA Mandelkow, Karl Robert, Goethe in Deutschland. Rezeptionsgeschichte eines Klassikers. Band I: 1773-1918. München: Beck, 1980. Seit dem Erfolg des Werther hat Goethe seinen festen Platz im Bewußtsein der Deutschen behauptet, so umstritten er auch gewesen sein mag. So ist es nur natürlich, daß sich am Beispiel Goethes schon früh Betrachtungsweisen erprobten, die man ihrer Tendenz nach heute als rezeptionsgeschichtlich bezeichnen würde. Dies traf etwa bereits auf Wilhelm Bodes Sammlung Goethe in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen (1918-1923) zu. Erst nach dem zweiten Weltkrieg jedoch erschienen methodischere Arbeiten, wie Oscar Fambachs Sammlung der zeitgenössischen Kritiken (1953), Wolfgang Leppmans Geschichte des Nachruhms (1961) und, nur einen Teilbereich betreffend aber darin umso tiefer schürfend, Hans Schwertes ideologiekritische Untersuchung des "Faustischen" (1962). Noch niemand aber hat wohl das Thema so umfassend und gründlich bearbeitet wie Karl Robert Mandelkow, der sich einerseits auf die voll entwickelte Rezeptionstheorie stützen konnte und andererseits in jahrelanger Arbeit eine immense Materialfülle zusammentrug und analysierte. Das sichtbarste Ergebnis dieser Beschäftigung war die voluminöse dreibändige Dokumentation Goethe im Urteil seiner Kritiker (München: Beck, 1975-1979), die die Zeit von 1773 bis 1918 umspannt. An dieses Werk schließt sich das hier anzuzeigende Buch sehr eng an, insofern es auf weite Strecken hin wörtlich den Text der umfangreichen Einleitungskapitel übernimmt. Ein Vergleich zeigt allerdings sofort, daß der Autor inzwischen weiter an seinem Gegenstand gearbeitet und sowohl seine Materialgrundlage bedeutend erweitert wie auch sein eigenes Urteil überprüft und stärker fundiert hat. Ein sympathisch anrührendes Beispiel dafür ist etwa die Revision der Äußerungen über Leppmann (S. 292). Umfassend ist die Mandelkowsche Arbeit vor allem insofern sie sich nicht darauf beschränkt, Goethes Wirkung auf andere Dichter zu behandeln, sondern den gesamten Umkreis der deutschen Kultur mit den sozialen und politischen Hintergründen einbezieht. Dieses Gesamtbild bestimmt auch Periodisierung und Akzentuierung. In der zeitgenössischen Goetherezeption heben sich, nach der Reaktion auf die frühen Werke, zunächst die mit ihrer Begrifflichkeit weiterwirkenden Urteile Schillers, Humboldts und der Frühromantiker hervor, worauf die Polarisierung zwischen den romantischen Kritikern und dem Kreis der bewundernden Freunde folgt (1. Kapitel). Nach Goethes Tod steht die zeitweilig sehr heftige Auseinandersetzung um ihn (und Schiller) primär unter politischen Vorzeichen; Ablehnung und Glorifizierung leiten sich jeweils ausdrücklich daraus ab, in welches Verhältnis Goethe zu den Tendenzen der Zeit gesetzt wird; wenn er später historisiert und als Klassiker dem politischen Streit enthoben wird, erscheint dies geradezu als Parallele zum nationalliberalen Einschwenken auf Bismarcks Politik (2. Kapitel). Völlig neu, ohne Entsprechung in den Einleitungen zur Dokumentensammlung, sind zwei längsschnittartige Kapitel über die christliche Opposition und die Rezeption der naturwissenschaftlichen Schriften. Im Kaiserreich wird die Verehrung des "Olympiers" institutionalisiert durch die Goethe-Gesellschaft und untermauert durch die Goethe-Philologie, während Chamberlain, Simmel und Gundolf ihre Goethe-Bücher in den Dienst einer Zeit- und Kulturkritik stellen und einzelne oppositionelle Stimmen Tendenzen des frühen 19. Jahrhunderts weiterverfolgen (5. Kapitel). Hans Eichner 217 Einen Vorgeschmack auf die Fortsetzung gibt bereits die Einleitung, die Position und Methode des Werks darlegt: der historische Rückblick soll reflektiert werden "im Lichte gegenwärtiger Erkenntnisinteressen" (S. 13), die ihrerseits von diesem Blick auf frühere Erfahrungen modifiziert werden. So sieht sich der Autor selbst in einer Spannung zwischen Historisierung und Aktualisierung, den Polen, zwischen denen sich die Goetherezeption des 19. Jahrhunderts hin- und herbewegte. University of Georgia Ludwig Uhlig Hoffmeister, Gerhart, Goethe und die europäische Romantik. Munich: Francke, 1984 (Uni-Taschenbücher, Nr. 1295). Goethe verstand unter dem Begriff der "Weltliteratur" nicht einfach die "Summe aller Literaturen der Erde" (Hoffmeister, S. 13). Es ging ihm um die Intensivierung des Gedankenaustausche über die nationalen Grenzen hinaus, um Verständnis und gegenseitige Befruchtung zwischen den Nationen und damit um den Beitrag, den internationale literarische Beziehungen zu gegenseitiger Duldung, zum Frieden und zum Fortschritt machen konnten. In dem immer dichter werdenden Netzwerk dieser Beziehungen war er selbst zu seiner Zeit ein wichtiger Knotenpunkt. Et wurde überall in Europa gelesen, bewundert und getadelt, verstanden oder mißverstanden, und sein eigenes Interesse an den literarischen Ereignissen des Auslands erlahmte...

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