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316 Book Reviews mutmaßt vöUig zu Recht, dass ein derartiger StUbruch geplant ist und auf größere Zusammenhänge hinweist, und interpretiert diese Handlungsstränge als Hinweis auf EUses Einklagen ihres Rechts auf Freiheit (Un revolutionären Sinne) und als DarsteUung der Hauptfigur als mündige Bürgerin (im spätaufklärerischen Sinne). So wftd MüUers Drama, Ui Birgfelds Interpretation, zu einer dramatischen Utopie: das erste bekannte deutsche Drama, das "die poUtische Subjektwerdung einer Frau" (100) dramatisch umsetzt. Man kann sich mit Birgfeld über diese Interpretation streiten: sie beruht auf einem Akt des overreading, der mir an vielen SteUen inspiriert und anregend, an anderen recht zweifelhaft scheint. Mit noch größerem Recht könnte man sich über seine Erfindung der verschiedenen MüUer-Biographien und seine scheinbar aus der Luft gegriffenen Verbindungen der Autorin mokieren. Birgfelds spekulative Spurensuche führt von Wien nach Hamburg oder vieUeicht auch nach Mainz, zum Burgtheaterschauspieler Johann Heinrich Friedrich MüUer, der vieUeicht ihr Vater war, oder zur Revolutionärin Caroline Schlegel-ScheUing, die sie über Ettingers Verbindung zu den Gotters kennengelernt haben könnte und die—so könnte man mutmaßen, aber nicht nachweisen—das Drama sogar mitverfasst haben könnte (falL· die beiden sich kannten). Mutmaßungen über MüUer: von den vorgeschlagenen Mögüchkeiten ist letztendUch keine belegbarer oder überzeugender als jede andere. Kritik an derartigen Spekulationen wäre sicher vom streng wissenschaftUchen Standpunkt aus berechtigt, sie wäre nichts eher als leicht, aber sie wäre auch, angesichts der Leistung, die dieser Band darsteUt, kleinlich. Auf rein editorischer Ebene muss man dem Herausgeber zugutehalten, einen gut lesbaren, sorgfältig edierten und exakten Nachdruck des Dramas, wie geplant, "erstmals überhaupt breiteren Leserkreisen bekannt" gemacht zu haben (77). Auf wissenschaftlicher Ebene bietet gerade Bftgfelds etwas unkonventioneüe Methodik reichlich Anregungen zur Interpretation und Hinweise auf die Vielschichtigkeit des Dramas. Auch seine erfundenen Autorbiographien haben nicht nur ihren Reiz, sondern auch ihren Wert. Sie erinnern uns einmal mehr an die übUche Rezeption von kompetenten und besonders von innovativen Autorinnen des 18. Jahrhunderts, nämUch zunächst die Opposition der Zeitgenossen und später die Gleichgültigkeit der Nachwelt gegenüber der "WeiberschriftsteUerey." Gerade diese Gleichgültigkeit, durch die zahllose wichtige Dokumente von und über Frauen verlorengegangen sind, bUdet den Hintergrund für Birgfelds angreifbare Spekulationen und seine Wunschbiographien, und gerade diese Gleichgültigkeit macht Arbeiten wie Bftgfelds Nachdruck und Interpretation heute noch wichtig und wertvoU. Georgetown University Susanne Kord Wulf Segebrecht, et al., Romantische Liebe und romantischer Tod: Über den Bamberger Aufenthalt von Caroline Schlegel, Auguste Böhmer, August Wilhelm Schlegel und Friedrich Wilhelm ScheUing im Jahre 1800. DUbDruck , Bamberg, 2001. 249 pp. 1800 marked a critical turning point with regard to German romanticism, and especiaUy within the Jena Circle. The Athenaeum, founded and edited by the brothers August Wilhelm and Friedrich Schlegel as a counterpoint to SchUler's Horen and the classical humanism of Weimar, ceased pubUcation. The previous year had seen the appearance of Friedrich Schlegel's fragmentary novel Lucinde (1799), his ideaUzed account of his relationship with his wtfe Dorothea. Many readers found the novel pornographic. Indeed, the poUtical and erotic nature of this novel as weU as the relationship itself made the romantics figures of Goethe Yearbook 317 scandal. SchUler, for instance, branded Caroline Schlegel "Lady Lucifer. " Despite this initial hostile reception, the relationship described Ui Lucinde anticipates a modern conception of love and marriage, one conceived Ui terms of a productive synthesis of matter and form, and matter and spirit. Instead of the EnUghtenment duaUsm of sentiment and sensuaUty, the lovers sought for a unity of soul, in Fichte's words, "Beide sind Eine Seele. " This period also saw the climax of Friedrich Schelling's work in Naturphilosophie, manifest Ui his "Ersten Entwurf eines System der NaturphUosophie," and culminating in the System des transzendentalen Idealismus (1800), a work that summarized much of the spirit of romanticism, and exercised an influence on thinkers such as Coleridge. Indeed, it continues to stimulate debate in contemporary phUosophy. See, for instance, Andrew Bowie's ScheUing and Modern European Philosophy (1993). In the System, ScheUing tries to explain the nature of self-consciousness, looking beyond the idealism of Fichte...

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