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Goethe Yearbook 289 Burkhard Moennighoff, Goethes Gedichttitel. QueUen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte 16. Berlin: de Gruyter, 2000. vi + 207 pp. Das scheinbar bescheidene Thema birgt analytische Probleme, die fast der Menge der zu behandelnden Texte entsprechen. Sern Leben lang hat Goethe Gedichte verfasst, wohl über dreitausend "Küsse, die man der Welt schenkt." Virtuos eignete er sich die meisten ihm bekannten Traditionen des Verseschreibens an, ob westüch oder östUch, Epigramm oder Elegie, Sonett oder Stanze, Volkslied oder Ghasel; dazu hat er noch neue Bereiche und Formen des Lyrischen erfunden. Gerade bei Goethe steUt jeder Text bewusst ausgetragene Begegnung dar, eventueU auch KoUision, zwischen Konvention und künstlerischer VorsteUung, Gelegenheit und Laune, was ebenso die Überschriften betrifft, die er den aUermeisten Gedichten zudachte. Schon der Versuch also, über die Ebene der Einzelinterpretation hinaus aUgemeiner darüber nachzudenken, wie Goethes Gedichttitel Ui ihrem Verhältnis zu den Gedichten selbst zu "lesen" sind, verdient Beachtung. Moennighoff setzt sich zunächst Un Sinne der Textkritik und Linguistik mit dem "Begriff des Titels" auseinander. Als "Textsorten" dem Gedicht benennend, prädikativ und räumlich zugeordnet, üben Titel wesentliche "paratextueUe" Funktionen aus, die den Gegenstand des Textes, "thematisch," oder den Text als Gegenstand, "rhematisch," erheUen (45). AUerdings verhält er sich mit Recht skeptisch dazu, ob sich auf dieser perioden- und gattungsneutralen Basis eine Typologie der Titel ausbauen Ueße (41); deshalb kommt dieser zur Definition nützUche Ansatz Un folgenden analytisch kaum zur Geltung. Vielmehr richtet sich die Untersuchung letztlich nach den der Goethe-Forschung vertrauten, historisch-kritischen Verfahrensweisen. Kern der Studie steUen fünf chronologisch angeordnete Kapitel dar, die sich vor aUem mit Sammlungen oder Ausgaben von Gedichten befassen: "Der junge Goethe" (Das Buch Annette," "Neue Lieder"), "Weimar/ItaUen" ("Vermischte Gedichte," 1789), "Werke (1815)," "West/ÖstUcher Divan" und "Das Spätwerk" ("Werke," 1827-28). Erst nämUch als Herausgeber seiner eigenen Werke hat Goethe Gedichte häufig überhaupt mit Titeln versehen, um ihre Zugehörigkeit zu einem größeren Ensemble zu signalisieren. Moennighoff behandelt sowohl Goethes Umgang mit den Überschriften bei einigen Gattungen, als auch die Bedeutung des Titels beim Auslegen einzelner Gedichte, wie z.B. "Willkommen und Abschied," "Vor Gericht," "Einschränkung," "Herbstgefühl," "SeUge Sehnsucht" und "GUigo büoba." Dabei werden aber eher die Gedanken anderer Forscher wiedergegeben, als dass der Verfasser selbst aufgrund seiner FragesteUung zu neuen Erkenntnissen durchstößt. Zu den Ergebnissen der Untersuchung gehört, dass Goethe sehr wohl "den Gedichttitel als Kunstform" gebrauchte, "nach Maßgabe epochaler Muster" oder gattungsabhängigen Formulierungen (169). Titel des "klassischen" Goethe bezeichnen oft ein AUgemeines, die des alten Dichters "tendieren zur Rätselhaftigkeit." Vor aUem bestätigt Moennighoff, dass der Dichter seine Titel äußerst planvoU setzte oder wegüeß, manchmal um einen bestimmten Text hervorzuheben, oft genug aber auch, um ein Gedichtensemble auf die Leser einwirken zu lassen. Künstlerisch bewusst oder unterschweUig empfunden soU u. a. besonders bei Gedichttiteln die Dialektik zwischen "MündUchkeit" und "SchriftUchkeit'' als "Signatur der Lyrik Goethes" lebenslängUch eine RoUe gespielt haben. Die Ui der Jugend starke VorUebe für den gesprochenen oder gesungenen Vortrag musste, besonders Ui der Klassik, Darbringung Ui schriftUcher Form weichen. Dabei Ueß Goethe beim Schreiben und Un Druckbild aber ständig, durch Zeichensetzung 290 Book Reviews oder Gestaltung bzw. Weglassung eines Gedichttitels, die MögUchkeit des dem Menschen gemäßeren, mündlichen Vortrags durchleuchten: "Der Titel in Goethes Gedichten ist eine Mitgift ihrer SchriftUchkeit. . . . Die schriftUche Fixierung. . . bietet die MögUchkeit zur potentieU unbegrenzten Verbreitung der Gedichte. Die suggerierte Mündüchkeit konstituiert den Sehern der einzigartigen, mündUch geäußerten Rede" (179). State University of New York at Buffalo Michael M. Metzger Moritz Baßler, Christoph Brecht, and Dirk Niefanger, eds., Von der Natur zur Kunst zurück: Neue Beiträge zur Goethe-Forschung. Gotthart Wunberg zum 65. Geburtstag. TübUigen: Max Niemeyer Verlag, 1997. 265 pp. Es ist nicht zu spät, diesen Titel aus dem Jahr 1997 anzuzeigen, denn er ist dem verdienstvoUen FachkoUegen gewidmet, der seit seiner Emeritierung in TübUigen das Internationale Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien leitet. Goethe stand nicht Un Mittelpunkt seiner Forschung, doch er war Ui Gotthard Wimbergs Studien zur Uterarischen Moderne, nach Aussage der Herausgeber, "als abwesend Anwesender...

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