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264 Book Reviews am "Experimentierfeld Thüringen." Aufgrund der überwältigenden Propaganda der Reichsparteitage in Nürnberg ist Ui Vergessenheit geraten, dass der Erste Reichsparteitag seit der Wiederzulassung der NSDAP 1926 Ui Weimar stattfand und 1936 als JubUäums-Reichsparteitag dort wiederholt wurde. Außerdem arbeitet Kirsten heraus, dass Hitler aus seinem nationaUstischen Blickfeld heraus SchiUer den Vorzug vor Goethe gab, wie sein Besuch zum Festakt der SchiUerfeier im Jahr 1934 beweist. Die in dieser Sammelbesprechung erfassten Titel vermitteln die wenig bekannte Weimarer Kulturgeschichte des 19- und 20. Jahrhunderts, die auch für die Goethe-Forschung Ui der Erfassung der QueUen und ihrer BereitsteUung durch kritische Ausgaben von größter Bedeutung ist. Dazu gehören ebenfaUs ihre InstrumentaUsierung durch die verschiedenen Regierungssysteme, die in Deutschland seit 1918 zur Macht kamen und die Klassiker für ihre Zwecke zu vereinnahmen suchten. Die Bedeutung dieser Arbeiten liegt darin, dass Weimar selbst und dessen Beziehungen zum thüringischen Umfeld zum ersten Mal in historisch angelegten Forschungsprojekten untersucht und in großen Zügen umrissen worden sind. University of California, Los Angeles Ehrhard Bahr Stefan Grosche, "Zarten Seelen ist gar viel gegönnt": Naturwissenschaft und Kunst im Briefwechsel zwischen C. G. Carus und Goethe. Mit emem kunsthistorischen Beitrag von Jutta MüUer-Tamm. Göttingen: WaUstein, 2001. 308 pp. Vorweg ist zu bemerken, dass diese von Dorothea Kuhn betreute und durch die Kommission Historische Projekte zu Anlass des 350-jährigen Bestehens des WaUstein Verlags unterstützte VeröffentUchung besonders schön gedruckt und gebunden ist. Dies ist ein Glanzstück, das sich aber nicht veraUgemeinernd irgendeinem eindeutigen Genre zuschreiben lässt. Es beginnt mit einem Geleitwort von Dorothea Kuhn, enthält dann Un ersten TeU den von Stefan Grosche voUständigen, aus 52 Briefen bestehenden und von Grosche kommentierten Briefwechsel zwischen Goethe und Carl Gustav Carus (1789-1869), einem Naturforscher, Arzt, Phüosoph und Landschaftsmaler. AnschUeßend sind Carus' Beiträge m Goethes Zeitschrift "Zur Morphologie" abgedruckt und wieder mit Anmerkungen Grosches versehen. Dann folgt der Katalog der an Goethe übersandten Tafeln und TabeUen zur vergleichenden Anatomie. Der dritte TeU des Buches enthält eine biographische Skizze Grosches unter der Überschrift "Carl Gustav Carus und Goethe" und weiterhin ein ausführUcher Aufsatz "Carus und Goethe: Geistige Begegnung und persörüiche Distanz," worin die Beziehung zwischen den beiden zu wichtigen Fragen und Überlegungen des Herausgebers Anlass bietet. Diese Betrachtungen stehen m deutlichem Kontrast zu bisherigen Kommentaren in der Forschung zu Carus, zumal dieser bisher etwa durch die Steinerschule zu den Verehrern und Freunden Goethes gerechnet, wenn nicht gar Un Zusammenhang eines "Goethekults" genannt wurde. Grosche sieht dies aber ganz anders, zumal Carus sich mit Goethe nur ein einziges Mal getroffen hat, auch wenn es dazu wohl mehr Möglichkeiten gegeben hätte. Sicher war Carus nicht nur ein flüchtiger Bekannter von Goethe, aber das Verhältnis zwischen den beiden ist, so berichtet Grosche, wohl komplizierter als bisher angenommen. Ein dem Buch beigefügter Aufsatz von Jutta MüUer-Tamm zum Thema "Die Kunst Un Briefwechsel zwischen Carus und Goethe, Düettantismus und Kunstförderung. Korrespondenzen zwischen Carus und Goethe" schließt den Band mit kunsthistorischen Betrachtungen und mit einem kritischen Beitrag zur Goethe Yearbook 265 Debatte um den DUettantismus, wie sie von Goethe ausgelöst wurde, ab. Zum Ende folgt dann noch Un "Anhang" ein editorischer Bericht, die Auflistung von Verzeichnissen zu den verwendeten MateriaUen und ein informatives Personenund Sachregister. Somit verbindet dies Buch Dokumentation und Kommentare nicht nur eines Autors. Wie Stefan Grosche belegt, gab es zwischen den beiden Zeitgenossen im Blick auf naturwissenschaftliche, morphologische und phUosophische Fragen eine gewisse und manchmal frappierende Übereinstimmung und insbesondere einen Respekt für solche Kunst, die sich darauf verstand, "sich andeutend zu verhalten" (176). In dem Briefwechsel ging es auch um Malerei, doch die damit verbundenen vieUeicht gar nicht so subtUen Bemühungen des Carus, von und durch Goethe Anerkennung als Künstler zu bekommen, machen dieses Thema brisant. Carus' Ansinnen in dieser Sache führte zu Goethes abruptem Rückzug ms Schweigen. Carus, der Un Vertrauen seine selbst gemalten Büder an Goethe schickte, mit der Hoffnung und Bitte, sie durch ihn öffentUch ausgesteUt zu bekommen, wird bitter enttäuscht. Er hat wohl...

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