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Goethe Yearbook 261 "Verrat an Goethe": Sammelbesprechung zur Geschichte der Goethe-Gesellschaft in Weimar Juhus Petersen, "Goetheverehrung in fünf Jahrzehnten: Ansprache zur Feier des 50jährigen Bestehens der Goethe-Gesellschaft am 27. August 1935." fahrbuch der Goethe-Gesellschaft 21 (1935): 1-25. Jonas Fränkel, "Verratene Wissenschaft: Ein nichtgedruckter Nekrolog (1941)." Dichtung und Wissenschaft. Heidelberg: Lambert Schneider, 1954. 256-64. Wolfgang Bialas and Burkhard Stenzel, eds., Die Weimarer Republik zwischen Metropole und Provinz: Intellektuellendiskurse zur politischen Kultur. Weimar, Köln: Böhlau, 1996. 293 pp. Lothar Ehriich and Jürgen John, eds., Weimar 1930: Politik und Kultur im Vorfeld der NS-Diktatur. Köln, Weimar: Böhlau, 1998. 302 pp. Peter Merseburger, Mythos Weimar. Zwischen Geist und Macht. 3. Aufl. Stuttgart : Deutsche Verlagsanstalt, 1998. 431 pp. Lothar Ehriich, Jürgen John, and Justus H. Ulbricht, eds., Das Dritte Weimar: Klassik und Kultur im NationalsoziaUsmus. Köln, Weimar: Böhlau, 1999.369 pp. HoUn Kirsten, "Weimar im Banne des Führers": Die Besuche Adolf Hitlers 1925-1940. Köln, Weimar: Böhlau, 2001. 214 pp. Bei einer GelehrtengeseUschaft wie der GSNA, die fast ausschheßUch der Beschäftigung mit dem Werk und Gedankengut Goethes gewidmet ist, kommt die Erforschung semer Gegenwartsbedeutung oft zu kurz. Das Uegt zum TeU an der geographischen Distanz zu Weimar, aber auch daran, dass Goethe als kulturgeschichtUches Phänomen ein Thema darsteUt, das vorrangig für die innerdeutsche Identitätsdiskussion Bedeutung besitzt. Erst als solches erhält das Thema Relevanz aus der Auslandsperspektive. Das Wort vom "Verrat an Goethe" ist ein Zitat aus Jonas Fränkels Aufsatz "Verratene Wissenschaft," einem Nekrolog zum Tode JuUus Petersens Un Jahr 1941, der aUerdings erst 1954 gedruckt wurde. Damit prangerte Fränkel die berüchtigte Rede an, die jener als Präsident der Goethe-GeseUschaft zu deren JubUäum Un Jahr 1935 gehalten hatte. Diese Feier sei zu einer "Huldigung für Adotf Hitler mehr noch als für Goethe" geworden. Petersen habe den "Führer des deutschen Volkes" als "ErfiiUer und VoUender" dessen proklamiert, "was Goethe erträumt und gehofft hatte." Außerdem warf Fränkel dem Festredner eine "offenbare Fälschung" vor, weü er ein Sonett von Gottfried KeUer aus dem Jahr 1844 als dessen Beitrag zum Deutsch-französischen Krieg von 1871 interpretiert hatte (262-63). Bei Petersens Rede handelte es sich eindeutig um ein berufsethisches Versagen , zu dem auch sein fahrlässiges Zitat einer Anekdote aus Goethes Gesprächen gehörte. Petersen hatte erklärt, dass Goethe, "wie er Un Frühjahr 1813 Lützowschen Jägern . . . die Waffen segnete, so . . . auch den braunen GeseUen und schwarzen Kameraden [der SA und SS] semen Gruß nicht versagt" hätte (23). Obwohl die Glaubwürdigkeit der Anekdote im ganzen nicht zu bezweifeln ist, so hatte Petersen seinem Publikum Goethes deutliche Zurückhaltung und Ironie verschwiegen. Es ist leicht zu ersehen, dass Goethe dieser Waffensegen aufgezwungen war—und zwar von einem Freund seines Sohnes. Was Petersen veranlasste, die Sorgfalt der phüologischen Lektüre zu vernachl ässigen und sich solch einen Schnitzer zu leisten, ist aufgrund der gegenw ärtigen QueUenlage nicht zu klären. VieUeicht glaubte er, sich mit solch einem 262 Book Reviews Lippenbekenntnis Freiräume für die Goethe-GeseUschaft verschaffen zu müssen. Doch die Goethe-GeseUschaft war bis 1935 der Gleichschaltung entgangen, hatte nicht das Führerprinzip eingeführt und stand aufgrund der internationalen BeteiUgung an der Feier ihres 50jährigen Bestehens relativ gesichert da. Die Reichsregierung hatte einen großen Zuschuss zum Erweiterungsbau des GoetheNationalmuseums bereitgesteUt. Sogar aus Hitlers PrivatschatuUe waren Mittel geflossen. Man ist also auf Vermutungen angewiesen, die wohl eher auf Petersens RoUe als Wissenschaftsmanager verweisen. Als Nationalkonservativer woUte der Berliner Ordinarius nicht den nationalen Aufbruch "verschlafen," wie er in einem Brief an Anton Kippenberg mit dem Hinweis auf Goethes Festspiel Des Epimenides Erwachen schrieb. 1933/34 war Petersen Gastprofessor Ui den USA gewesen und hatte sich nach seiner Rückkehr verstärkt in den Wissenschaftsbereich eingeschaltet, wie z. B. bei der opportunistischen Namens änderung der Zeitschrift Euphorion in Dichtung und Volkstum. Ferner ist Ui Betracht zu steUen, dass Petersen nach der Schüler-Feier in Weimar im Jahr 1934, bei der sich sowohl Goebbels als auch Hitler demonstrativ engagiert hatten , nun...

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