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Goethe Yearbook 315 Goethe, da, mit Karl Jaspers zu sprechen, die Zeit des Goethe-Kultus vorbei ist (Einbanddeckel). Jeßing hält sich an die Texte und die Deutungen der Forschung, ein sehr nüchternes und gelegentlich auch ernüchterndes Geschäft, wen in der Anhäufung von Meinungen und Zitaten die "freie Freude am Großen" (Jaspers) zu ersticken droht. Kein Wunder, über Goethes Weltrolle fällt kein Wort, seine Rezeption beschränkt sich auf die deutschen Lande. Das war aus Platzmangel vielleicht unvermeidlich, aber bleibt trotzdem bedauerlich, da Jeßing gerade hätte zeigen können, warum wir heute noch mit Goethe umgehen. Das ist ja nicht nur der Goethe der literarischen "Mißerfolge" (H. Mayer), sondern der über die engen deutschen Verhältnisse hinausblickende Goethe im Zentrum der europäischen Romantik (siehe den Rezensenten: Goethe und die europäische Romantik, UTB 1984), der entscheidende Impulse an die Welditeratur gab. Davon abgesehen sind nur Kleinigkeiten kritisch anzumerken. Trotz eines durchweg übersichtlichen Satzduktas leistet sich der Autor manche Satzungeheuer , z.B.: Die an Dilthey orientierte Deutungstradition bestimmte die Deutung der Lyrik Goethes bis weit in die sechziger Jahre hinein, sowohl Staigers Versuche des kongenial-einfühlenden Nachvollzugs der Texte, wenngleich sie das Erlebnis nicht mehr als derart zentrale Kategorie setzen, Wiegands Lyrikband als auch Kommerells herausragende Gedanken über Gedichte gehören noch in diese Reihe—daneben eine Fülle von Einzelinterpretationen, auf die im Einzelfall noch hingewiesen werden wird. (2, vgl. außerdem 71, 113, 153, etc.) Außerdem tauchen im Sprachfluß Ausdrücke auf, die selbst im Duden nicht zu finden sind: Konzeptionierung (98), Auratisierung (VTff·), "eine Vorlage für den letzten Part des Werther" (113, Anglizismus?), Kanones statt Kanons (201), die Mummenschanz statt der Mummenschanz (100), perspektivieren (21), Petrarcisches Sonett statt Petrarcasches Sonett (35). Druckfehler sind zu verzeichnen aufS. 15, 103, 119, 134. Auf S. 147 zitiert Jeßing Hettner (1850) als Nachfahren von Kolbe (1968), S. 187 Hegels .Fawsr-Analyse nach einer Arbeit von O. Scholz statt nach Hegels Ästhetik. Die Bibliographie ist ausführlich und übersichtlich gegliedert , jedoch fehlen Einträge zu jüngsten Werken der amerikanischen GoetheForschung , u.a. das wichtige Buch Interpreting Goethe's Faust Today, hrsg. von Jane Brown et al. (Columbia, SC: Camden House, 1994). Trotzdem können wir diesen Band als beeindruckende Leistung mit überaus nützlichen fnformationen sehr empfehlen. University of California, Santa Barbara Gerhart Hoffmeister Johann Wolfgang von Goethe, Faust Part Two. Translated with an Introduction by David Luke. Oxford, New York: Oxford University Press, 1994. In addition to a translation that could profitably be studied again and again as an exemplar of its art (and, occasionally, of the pitfalls of technical mastery become carelessness) this volume contains: 1, an almost eighty-page Introduction recounting in detail how Faust II was composed, relating its composition to Goethe 's varied interests, and interpreting its action both autobiographically and allegorically ; 2, translations of three paralipomena ("Ideal striving ..." and the plot 316 Book Reviews synopses of 1816 and December 1826); 3, Explanatory Notes to the aforementioned ; 4, a (brief, atmost exclusively British and German) Bibliography and Index of Names (mentioned in quoted letters or conversations); 5, a richly informative Index of Classical Greek and Roman Mythology and Legend; and 6, a useful twopage Map of Greece for Acts Πand m. Although Luke's in large part factually accurate and always richly informative interpretation of Faust II runs straightforwardly through the text act by act and scene by scene, it is so fraught with details and—frequently alternative—hypotheses (there are dozens of may's, mights, seem's, suggests, perhaps's, possible's, presumably's, apparently's and die like) that I fear many readers may be left with a primary impression that Faust II is more jigsaw puzzle than a moderately homogeneous text whose "essential purport " may be "the process of creative change, the process of Goethe's life and work (and more generaUy of life, of nature, of European culture)." It contains all too many formulations unsustained by textual or otiier evidence, however, to constitute a fully convincing piece of criticism, as the following examples, taken passim from it, should sufficiently indicate: "the Devii is foiled" at the end of...

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