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Goethe Yearbook 313 ausgewiesenen Essay. Borchmeyer entwickelt hier die These, daß für Goeme— "was bis heute in seiner Tragweite noch nicht wirklich erkannt ist—die Oper die moderne dramatische Kunstform schlechthin" war (960). Den Höhepunkt dieser Tendenz zur Oper markiert selbstredend Faust, den Borchmeyer geradezu als "eine Enzyklopädie des Welttheaters" und als "Metatheater universalen Stils" kennzeichnet. Im Mittelpunkt der Kommentare zu den Romanen steht die Dilettantismusproblematik . Borchmeyer zeigt, wie im Werther und den Wahlverwandtschaften ihr tragisches Potential entfaltet und wie in den Wilhelm-Meister-Romanen die Überwindung des Dilettantismus als die Hauptbedingung für die erstrebte Lebensbemeisterung propagiert wird. Das Nachwort zu Goethes Autobiographie deutet Dichtung und Wahrheit als den Versuch, die Fragmente, die seine poetischen Werke darstellen, in der Phantasie zu einer großen Konfession zu vollenden ; diese sei jedoch nicht als "psychologische Konfession" konzipiert, sondern in bewußter Opposition dazu als "heiterer Spiegel der Welt" (725). Jeder Band enthält eine Reihe meist farbiger Illustrationen. Bedauerlicherweise hat man jedoch darauf verzichtet, das berühmte Bild vom kranken Königssohn, das in den Lehrjahren eine so bedeutsame Rolle spielt, wiederzugeben, obgleich seine Bedeutung im Nachwort (990) wie auch in den Anmerkungen (1022) geb ührend herausgestellt wird. Smith College Hans Rudolf Vaget Benedikt Jeßing, Johann Wolfgang Goethe. Sammlung Metzler 288 (Stuttgart: Metzler, 1995). 260 Seiten. Hier legt der junge Autor, der sich durch seine Promotionsarbeit Konstruktion und Eingedenken über Wilhelm Meisters Wanderjahre und Uwe Johnsons Mutmaßungen über Jakob (Wiesbaden, 1991) einen Namen gemacht hat, einen Realienband vor, den man eigentlich nur nach langen Jahren der Lehre und Forschung von einem Goemespezialisten erwartet. Um ein derartiges Unterfangen dennoch erfolgreich abzuschließen, dazu gehört außerordentlich viel Fleiß, Umsicht und auch etwas Bravado. Mit Goethe möchte ich das Erscheinen dieses Bandes als "glückliches Ereignis" bezeichnen, denn als grundlegende Einführung in das Gesamtwerk wird er sich gewiß in Seminar und Vorlesung bewähren. Als Ziel hat sich Jeßing gesetzt, am Beispiel exemplarischer Texte einen Überblick über das Werk zu liefern, und zwar im Sinne einer "nicht beschönigenden Darstellung der Mißerfolge, Anachronismen, Ungleichzeitigkeiten" im Leben Goethes (Hans Mayer, Goethe: Versuch über den Erfolg [1973] 16; LX). Das Buch ist folgendermaßen angelegt: Nach dem Vorwort kommen Kapitel I: Lyrik (45 Seiten), Π: Dramen (65 S.), ΙΠ: Prosa (45 S.), TV: Naturwissenschaftliche Schriften (10 S.), V: Autobiographische Schriften (9 S.), VI: Rezeption (24 S.), VII: Abkürzungen, VuT. Bibliographie (50 S.), Personenregister. In jedem Gattungskapitel geht Jeßing chronologisch vor, so daß z.B. Kunstwerke des Sturm und Drang an drei verschiedenen Stellen behandelt werden, was m.E. einen methodischen Nachteil mit sich bringt. Goethes Lebensgeschichte entfallt. Sehr versiert bereitet Jeßing in jedem Kapitel die Forschungsgeschichte auf. Besonders interessant wirkt im Lyrik-Kapitel die Ausgangsthese, daß die Texte 314 Book Reviews auch "genau gegen die Erlebnisprojektion gelesen werden können" (4), d.h. nach G. Kaisers Prinzip vom Erlebnis als "Erschreibnis" (Augenblicke deutscher Lyrik [1987] 138; 9). Zum Beispiel stellte Goethe "Willkommen und Abschied" bei der Reflexion des Liebeserlebnisses "unter das Zeichen des preußischen Strafrechts," nämlich den üblichen Prügeln bei Empfang—"Willkommen"—und Entiassung— "Abschied"—aus dem Gefängnis (10). Anregend ist auch, wie Jeßing Egmont, Iphigenie und Tasso zusammenrückt im Zeichen des "Scheiterns der Konzeption der Klassik schon in ihrem Beginn, indem sie deren Unmöglichkeit reflektieren" (79), außerdem den Urfaust als Tragödie des Sturm und Drang zwischen Volkshaftigkeit als Programm und tödlichem Abstand des Intellektuellen dazu (85). Für die Prosa mag Werther stehen, dem die jüngere Forschung weitere mythologische bzw. psychologische Akzente gesetzt hat, z.B. R. Chr. Zimmermann mit dem Luzifermythos, wonach Werther einen "Mangel an luziferischer Kraft" im Zuge seines "seraphischen, ganymedischen Verlangens" zeige (Das Weltbild des jungen Goethe, Π[1979] 176, 120f), R. Meyer-Kalkus mit der Diskursanalyse, wonach die vom "Inzest-Verbot besetzte Lotte-Mutter" Werther zum Verlust des Spiegels und zum Selbstmord treibt. "Werther schießt sich also in die Familie Lottes hinein," damit habe sein Freitod teil "an dem bürgerlich-empfindsamen Ethos der Familie" (Meyer-Kalkus in F. Kittier, Urszenen [1977] 132; 122). Im Sinne der Intention, auch die Brüchigkeit der Goetheschen Konzeptionen darzustellen (X...

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