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Goethe Yearbook 427 Voreiligkeit, seines 20. Jahrhunderts-Bewußtseinsstandes und seiner methodischen Absicherungung im wissenschaftlichen Materialismus. Wallenstein ist nicht zu verstehen, solange man an dem Feindbild Octavios festhält. Selbst ein seriöser Gelehrter wie T. J. Reed gibt es nicht auf. In seinem Buch und seinem Iphigenie-Aufsatz schreibt er die Sentenz "Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort" Octavio zu. Dabei kennzeichnen die Worte samt der Begründung "Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Räume stoßen sich die Sachen," ihren Sprecher, den Phantasten Wallenstein (T 2.2)— und allzuviele Forscher, die Pelzer noch überbot. Wollen wir unser Fach derart immer weiter in Mißkredit bringen? Um dieser Frage Nachdruck zu verleihen, die ausführliche Besprechung, obwohl Schweigen sachlich angemessener wäre. Aktueller denn je schreibt Schiller, NA 20:350 (zit. Pelzer 376!): "Wie können wir bei noch so lobenswürdigen Maximen billig, gütig und menschlich gegen andere sein, wenn uns das Vermögen fehlt, fremde Natur treu und wahr in uns aufzunehmen, fremde Situationen uns anzueignen, fremde Gefühle zu den unsrigen zu machen?" University at Albany, NY Wolfgang Wittkowski Angelika Kauffmann, Briefe einer Malerin. Ausgewählt, kommentiert und mit einer Einleitung von Waltraud Maierhofer. Excerpta classica, Bd. 17. Mainz: Dieterich'sehe Verlagsbuchhandlung, 1999. 288 pp. Die "vielleicht eultivierteste Frau Europas" nannte Herder die Malerin Angelika Kauffmann, die er auf seiner Italienreise in der Begleitung Anna Amalias in Rom 1788/89 kennen lernte, wo Kauffmann sich seit 1782 ein Haus und Atelier in der Nähe von Trinità dei Monti eingerichtet hatte. Die aus Schwarzenberg in Vorarlberg stammende Angelika Kauffmann (1741-1807) malte für einen großen Kreis internationaler Auftragsgeber und ihre Werke fanden in Kupferstichen weite Verbreimng. Sie wurde als Malerin durch die Aufnahme in die wichtigsten Kunstakademien Italiens anerkannt und geehrt und war Gründungsmitglied der Royal Academy of Arts, London—eine Künstlerpersönlichkeit von europäischem Rang. Die Kunsthistoriker haben besonders im letzten Jahrzehnt ihre Werke, die über viele europäische und amerikanische Museen verstreut sind, weitgehend katalogisiert und erschlossen (vgl. B. Baumgärtel, Angelika Kauffmann, Basel 1990 und Stuttgart 1998; A. Rosenthal, Angelika Kauffmann: Bildnismalerei im 18. Jahrhundert , Berlin 1996). Es gab große Ausstellungen mit entsprechend informativen Katalogen in Konstanz (1992), London (1992), Vaduz und Mailand (1992), Rom (1998) und Düsseldorf (1998). Waltraud Maierhofer hat nun eine kommentierte Briefauswahl der Malerin vorgelegt, die mit 53 Briefen an verschiedene Adressaten einen repräsentativen Querschnitt aus allen Lebensphasen der Künstlerin bringt. Die meisten Briefe sind in deutscher Sprache abgefasst, dazu kommen einige in Englisch, Französisch und Italienisch. Neben bekannten Künstlern und Literaten wie Canova, Gessner, Klopstock oder Goethe als Adressaten der Briefe, die teilweise wiederholt gedruckt wurden, erscheinen auch viele bislang unpublizierte Freundschafts-, Familien - und Geschäftsbriefe. Diese letztere Gruppe dürfte auch die interessantere 428 Book Reviews sein; sie enthält weniger konventionelle Gedanken und Gefühlsäußerungen, die in den offiziellen Briefen eher unter den Höflichkeitsbezeugungen versteckt sind, aber auch Geschäftliches und Alltägliches. Die Malerin Angelika Kauffmann erweist sich als äußert geschickte Verhandlungspartnerin, gute Beobachterin mit genauen Kenntnissen, die sie jedoch nie zur Schau stellt noch sich eitel bespiegelt. Sie scheint immer den angemessenen, menschlichen Ton in ihren Briefen zu finden, auch wenn formelhafte Höflichkeitsfloskeln noch in den Geschäftsbriefen ihren Platz erhalten mußten. Maierhofer hat eine gut lesbare Auswahl getroffen, die mit ausführlichen, sachlichen Anmerkungen, Zeittafel, Auswahlbibliographie, Personenverzeichnis und einer Reihe von Abbildungen einen gediegenen, informativen Band bildet. Die diplomatische Wiedergabe der Brieftexte ist zu begrüßen; sie ist heute wieder Editionsstandard für wissenschaftliche Briefeditionen, auch wenn wir die Klassiker-Briefe immer nur in modernisierter, bereinigter Form lesen und zitieren . Angelika Kauffmann, die ja Malerin und eben nicht Literatin oder Schriftstellerin war und daher viel weniger mit Schrift zu tun hatte, schrieb eine klare Sprache und hatte—im Zeitalter der noch nicht festgelegten Orthographie— eine vergleichsweise regelmäßige Schreibweise. Maierhofers Auswahl beleuchtet viele biographische Details der Malerin sowie kultur- und kunstgeschichtliche Einzelheiten, die durch die informativen, knappen Anmerkungen noch weiter erhellt werden. Sie hebt sich wohltuend von der älteren Forschung (vgl. E. Thurnhen, Angelika Kauffmann und die deutsche Dichtung, 1966...

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