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386 HISTORY OF PHILOSOPHY Wissenschaftliche Weltauffassung-der Wiener Kreis In der Geschichte des Wiener Kreises l~sst sich eine private und eine 5ffentliche Phase unterscheiden. Die private Phase ist 1929 zu Ende. Im Sommer dieses Jahres beschliessen die Mitglieder mit ihrer Philosophie der wissenschaftlichen Weltauffassung vor die 0ffentlichkeit zu treten. In seinem Buche Modern Science and its Philosophy sehreibt Philipp Frank: In 1929,we had the feelingthat from the cooperationthat was centered in Vienna a definite new type of philosophy had emerged. As every father likes to show photographs of his baby, we were lookingfor means of communication.We wanted to present our brainchild to the worldat large,to findout its reactionand to receivenew stimulation. 1 Die philosophisehen Konsequenzen der wissenschaftlichen Weltauffassung, die yon den Mitgliedera als eine Wende in der Philosophie empfunden wurde, wurden der (~ffentlichkeit auf zwei Weisen vorgetragen: 1) Dureh einen Kongress, die 1. Tagung fi~r Erkenntnislehre der exakten Wissenschaften , (fie im September 1929 in Prag stattfand und der 5. Deutschen Physiker und Mathematikertagung organisatorisch angegliedert war. In zwei einleitenden Vortr~gen wurde die philosophische Bedeutung der wissenschaftlichen Weltauffassung von Hans Hahn und Otto Neurath erliiutert, yon Hahn vom logisch-mathematischen, von Neurath vom soziologischen Standpunkt? 2) Durch die Bmsehfire Wissenschaftliche Weltauffassung--Der Wiener Kreis, die nieht nur herausgegeben wurde als Visitenkarte der Mitglieder des Wiener Kreises ffir die Kongressbesucher, sondern vor allem, um weitere Kreise yon Interessenten fiber Entstehung, Entwieklung, Aktivitiiten und philosophisehe Auffassungen der Wiener Sehule aufzukl~ren.3 Ftir die Mitglieder hatte diese Bmsehfire aber noeh eine ganz andere Bedeutung. Sie war aueh gemeint als ein persSnliches Ehrengeschenk ffir Sehlick, der allgemein als der geistige Ftihrer des Wiener Kreises angesehen wurde. Aus dem Geleitwort der Bmschfire kann man entnehmen, dass es Schlick und den fibrigen Mitgliedern erst deutlieh bewusst wurde, dass es so etwas wie einen Kreis mit einem eigenen philosophischen Profil und einer eigenen philosophischen Aufgabe gab, als Schlick die MSglichkeit gegeben war, Wien zu verlassen, um Professor in Bonn zu werden. Die anderen Mitglieder wussten aber aueh, dass Sehliek's Annahme des ehrenvollen Angebotes einen sehnellen Verfall des Wiener Kreises nach sich ziehen wfirde. Mitglieder des Vereins Ernst Mach,4 des Wiener Kreises und Studenten machten Sehlick auf die m6glichen Folgen aufmerksam und baten ihn dringend, im Interesse der gemeinsamen Arbeit und der Philosophie in Wien zu bleiben. Nach l~ngerem Ich danke hiermit Frau B. v. d. Velde-Schlick,Bilthoven-Holland,und Mr. Rhees, dem Verwalter des Wittgenstein-Nachlasses,Oxford-England,die mir die VerSffentlichungdieses BeitragesermSglichthaben. 1Philipp Frank, Modern Science and its Philosophy (New York: Collier Books, 1961), S.47. 2Bericht der 1. Tagung ]fir Erkenntnislehre der exakten Wissenscha#en (Erkenntnis I, 1930),S. 93-339. 8VerSffentlichtmgen des Vereins Ernst Maeh, Wissenscha#liche Weltau]]assung--Der WienerKreis (Wien: Artur WolfVerlag,1929). 4Siehefiir Verei! Ernst Mach welter unten. NOTES AND DISCUSSIONS 387 Schwanken gab Schlick den Bitten und Argumenten seiner Freunde nach und reiste gleich darauf, Ende Mai 1929, ffir eine Gastprofessur an der Stanford-Universit~it ia Kalifornien nach Amerika ab. Als man nun anl~sslich des Kongresses in Prag die VerSffentlichung einer Broschfire erwog, lag es auf der Hand, das Pamphlet Moritz Sehlick zum Zeichen des Dankes zu widmen und nach seiner Rfickkehr aus Amerika zu fiberreichen. Das sind die Tatsachen, die jedem Historiker, der sich init der Geschiehte des Wiener Kreises befasst und dem die einschl~gige Literatur zur Verfiigung steht, bekannt sein kSnnen. Dank der Grosszfigigkeit der Tochter Schlicks, Frau Barbara van de Velde-Schlick, die mir den Nachlass ihres Vaters zur Bearbeitung anvertraute , l~sst sieh zu diesen Tutsa~hen wohl noch etwas mehr sagen. In Bezug auf diese Periode fanden sich niimlich in Schlicks Nachlass: ein Brief des Vereins Ernst Much, drei Breife yon Sehlick, in denen er seinen Entschluss, das Angebot aus Bonn abzulehnen, begriindet, ein Dankschreiben der Mitglieder des Wiener Kreises, ein Brief yon Wittgenstein an Waismann, aus dem man entnehmen karm, dass das Pamphlet niemals in der bekannten Form und Fassung erschienen w~re, wenn es naeh Wittgenstein gegangen w~re und schliesslich noch ein Brief von Schlick, in dem er den Empfang der Brosehfire best~tigt. Der Verein Ernst Much war eine Art Volksbildungssehule, die ein breiteres Publikum fiber den letzten...

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