In lieu of an abstract, here is a brief excerpt of the content:

MLN 117.3 (2002) 661-666



[Access article in PDF]

Notes

Klaus Weimar


Wem sonst als Dir.

Friedrich Hölderlin: (Widmung für Susette Gontard in den zweiten Band des Hyperion). In: Hölderlin: Sämtliche Werke. Zweiter Band. Hrsg. von Friedrich Beißner. Stuttgart: Kohlhammer 1951, S. 359.

K a r l o s .

        Und was
bringt dich so unverhofft aus Brüssel wieder?
Wem dank' ich diese Ueberraschung? Wem?
Ich frage noch? Verzeih dem Freudetrunknen,
erhabne Vorsicht, diese Lästerung! Wem sonst als dir, Allgütigste?

Friedrich Schiller: Dom Karlos Infant von Spanien. Leipzig: Göschen 1787, S. 13.

    Wem sonst als D i r ?
Auf dessen hohes unerreichtes Lied,
Dem Knabenauge schon die Thrän' entfloß !
    Wem weiht' ich sonst     Der Lieder ersten Laut ?
    Dem Lehrer ewger Himmelsweisheit,
D i r mit der Engelzunge, D i r
Dem Stolz Germaniens und seinem Sänger !
    D i r der mit offnem Arm,
Als ihm die heißersehnte Stunde schlug,
Dem Freudezitternden entgegenkam,
Bey dem ich hundert Wonnestunden lebte ! [End Page 661]
    D i r der den ernsten Gang im Palmenhayn,
Wo Gottes Quellen rinnen, d e n mich führte,
Daß freudiger — von D i r gehört — mein Lied
    Der süssen Freundin meiner Einsamkeit
    Der unentweihten Harff' entströmte.
    Ach D i r durch den die Zukunft heller mir
Entgegenstrahlt ! D e m, lieg' ich einst zu sterben,
Mein brechend Herz noch eine mehr der Kronen —
Denn tausend warten D e i n ! — erfleht !
    Wem sonst als D i r ?

August Hermann Niemeyers Gedichte. Leipzig: Weygand 1778, unpag. Blatt mit Porträtvignette Klopstocks, nach dem Widmungsblatt "Dem Herrn Klopstock zugeeignet".

***

er schreibt es und tritt vor das Haus und es blitzen die
    Sterne er pfeift seine Rüden herbei

Paul Celan: Todesfuge. In: P. C.: Der Sand aus den Urnen. Gedichte. Wien: Sexl 1948, S. 59.

Cavaradossi

(verharrt eine Zeit lang in Nachdenken, dann schickt er sich zum Schreiben an. Nachdem er einige Zeilen geschrieben hat, legt er, von Erinnerungen übermannt, die Feder hin)
. . . Und es blitzten die Sterne,

Tosca. Musikdrama in drei Acten von V. Sardou - L. Illica - G. Giacosa. Deutsch von Max Kalbeck. Musik von G. Puccini. Leipzig, Mailand u.a.: Ricordi 1899, S. 52 (auf alten Plattenaufnahmen, z.B. mit Richard Tauber oder Julius Patzak auch als „Und es blitzen die Sterne"; so bisweilen noch heute zitiert).

***

Litterarischer Sanscülottismus

[Johann Wolfgang von Goethe]: Litterarischer Sanscülottismus. In: Die Horen. Jahrgang 1795. Fünftes Stück. S. 50-56. [End Page 662]

Litterarischer Sanscülotismus.

Aus einem Briefe an d.H.d.P.

Den Franzosen haben unsre Schriftsteller und gesellschaftlichen Zirkel den feinern, geistigen Ton der Conversation abgelernt, der leise zwischen der steifen, ceremoniösen Deutschheit und einer galanten Effronterie durchschlüpft, ohne von beiden etwas an sich zu tragen.

Beinah scheint es, als nähmen unsre Schriftsteller von den Einwohnern jenes merkwürdigen Landes auch denjenigen Ton an, welcher dort seit einigen Jahren Mode wurde, der das auffallende Gegentheil von Steifheit und Decence ist, und sich mit keinem bessern Wort, als Sanscülotismus, benennen läßt, welches wir im Deutschen durch Unbesonnenheit, Frechheit und Plattheit umschreiben müßten.1

Als noch unsre Göthe's, Klopstoks, Gleims u.s.f. in ihrer Jugendkraft blühten, war noch Bescheidenheit eine der glänzendsten Zierden ihrer schriftstellerischen Größe. Und wenn sich ja einmal einer von ihnen vergaß und sich selbst applaudirte, wie z.B. Vater Wieland bei seiner Alceste im deutschen Merkur, ei nun: so geschah dieses doch wenigstens auf eine feine Manier, aber auch selbst diese hieß man nicht gut: sondern Göthe züchtigte Wielanden, und Wieland den Herausgeber der Bunkliade.

Deutschlands Originaldichter sezten nicht an die Spitze ihres Oberon, Messias, oder Götz von Berlichingen den prahlerischen Titel Originalwerk; allein Männerchen, die im Verhältniß mit unsern Lessingen, Stollbergen, Claudiussen, auf der Waagschaale der Nachwelt wie Unzen neben Centnern auffliegen werden, erblöden sich gar nicht, vor ihrem, oft unleidlichen, schülerhaften Machwerk das vielsagende Wörtlein Original hinzustellen; es ist dies endlich so alltäglich gemacht und abgenuzt worden, daß selbst ein Mann, der neulich ein Buch "Ueber das Brandteweinbrennen"2...

pdf

Share