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Reviewed by:
  • Ricarda Huch. Bibliographie
  • Dorit Krusche
Michael Meyer . Ricarda Huch. Bibliographie. Sealsfield Bibliothek: Wiener Studien und Texte, Bd. 4. Wien: Edition Praesens, 2005. 523 S. € 35. ISBN 3-7069-0257-5.

Dreißig Jahre sind seit dem Erscheinen der Werkausgabe Ricarda Huchs vergangen. Nun erscheint die erste selbständige Personalbibliographie der Autorin, ein lange erwartetes Hilfsmittel für jeden Wissenschaftler oder Interessierten, denn die vorhandenen Bib-liographien waren schon zum Zeitpunkt ihres Erscheinens unvollständig und in ihrer Prä-zision teilweise mangelhaft. Michael Meyer legt die erste bibliographische Sammlung im modernen Sinne vor; sie enthält auch Handschriften, Film- und Tondokumente sowie Vertonungen, so dass sich der Kreis möglicher Benutzer noch um einiges erweitert.

Im Vorwort werden Anspruch und Vorgehensweise des Bibliographen be-schrieben: "Zum einen wird erstmals die in den letzten dreißig Jahren erschienene Literatur vollständig erschlossen. Zum anderen konnten die bereits vorliegenden Ver-zeichnisse aufgrund der Digitalisierung der Bibliothekskataloge nachhaltig ergänzt und differenziert werden." Ein solches Vorgehen genügt den wissenschaftlichen An-forderungen an die Genauigkeit und Vollständigkeit einer Bibliographie aber nicht und bietet mancherlei Fehlerquellen, wie unschwer zu belegen ist: So hatte Wilhelm Frels in seiner Bibliographie von 1924 aus dem Theologen Martin Rade versehentlich [End Page 88] M. Bade gemacht, die Bibliographie der Gesammelten Werke übernahm diesen Fehler, der sich nun unkorrigiert auch in Michael Meyers Bibliographie wiederfindet. Gerade bei älteren Titeln wäre eine Autopsie notwendig gewesen. Mit Bedauern registriert man, dass die zeitgenössische Literatur über Ricarda Huch, die bisher nirgendwo vollständig und richtig verzeichnet ist, nicht neu recherchiert wurde. Titel wie Hofmannsthals Huch-Rezension von 1925 wären über die entsprechenden Personalbibliographien leicht zu ermitteln gewesen. Der Autor nimmt Artikel aus modernen und überall zugänglichen Lexika (wie Reclams Romanlexikon) jeweils einzeln und ausführlich in seine Bibliographie auf, unterlässt aber die Recherche in alten Nachschlagewerken wie den Literaturgeschichten von Richard Moritz Meyer oder Josef Nadler. Auch in Hinblick auf neuere wissenschaftliche Artikel ist die Bibliographie keineswegs vollständig. Wichtige ältere Findemittel wie Bibliographie der Autobiographien von Ingrid Bode (später Hannich-Bode) blieben offenbar unbeachtet.

Die einzelnen bibliographischen Angaben sind häufig uneinheitlich und stellenweise falsch. Bei Publikationen über Ricarda Huch in Zeitschriften fehlen in vielen Fällen Seitenzahlen und Heftnummern, öfter sogar die Überschriften; bei Buchveröffentlichungen wurde der Verlag willkürlich aufgenommen oder weggelassen. Daneben erschweren Druckfehler nicht selten die Lektüre und bei un-veröffentlichten Texten sucht der wissenschaftliche Benutzer umsonst nach den in diesem Falle unverzichtbaren Besitznachweisen.

Eine durchgehende Zählung der Titel, die ein System interner Verweisungen ermöglicht hätte, vermisst man. Diese wäre allerdings schon deshalb schwierig zu erstellen gewesen, weil viele Titel mehrfach aufgeführt werden, wobei der Grund dafür nicht immer verständlich ist. Doppelerwähnungen erfolgen stets mit voll-ständiger bibliographischer Angabe; so findet man auf den Seiten 91–94 ganze vierundzwanzig Mal hintereinander die gleiche vollständige Quellenangabe, den Band 5 der Gesammelten Werke, variiert nur durch die entsprechenden Seitenzahlen. Durch die Vergabe geeigneter Abkürzungen hätte man hier viel Platz sparen können.

Durchsucht man eine Bibliographie nach einem Werk oder einem bestimmten Thema, ist man auf die Aussagefähigkeit von Registern angewiesen. Hier bemerkt man zunächst, dass auf inhaltliche Erschließung ganz verzichtet wurde. Das Werk-register listet selbständige und unselbständige Publikationen auf, auch Reden, Veröffentlichungen Huchs in Zeitschriften und einzelne Erzählungen. Einem Ge-dicht wird aber dieser Werkcharakter offensichtlich nicht zugesprochen, so dass nur die Titel von Gedichtsammlungen aufgenommen wurden. Welche Gedichte diese enthalten, erfährt man weder im Werkregister noch unter dem entsprechenden Titel in der Bibliographie. Auch im Personenregister, dem einzigen Gliederungselement neben dem Werkverzeichnis, finden sich Unstimmigkeiten: So handelt es sich bei R. M. Meyer, Richard Meyer und Richard Moritz Meyer um dieselbe Person, wie man unter den angegebenen Seitenzahlen feststellen kann.

Michael Meyers Bibliographie hat einen beachtlichen Umfang und bietet neben den Werken Ricarda Huchs eine Vielzahl von Rezensionen und wissenschaftlichen Arbeiten zu unterschiedlichsten, intellektuell anspruchsvollen Themen, so dass man nicht glauben möchte, was man im Vorwort lesen kann: "Das literarische Werk Ricarda Huchs wird sowohl in seiner privaten als auch der gesellschaftlichen Wirksamkeit durch...

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