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Reviewed by:
  • A Companion to the Works of Alfred Döblin
  • Sandro Holzheimer
Roland Dollinger, Wulf Koepke, and Heidi Thomann Tewarson, eds. A Companion to the Works of Alfred Döblin. Studies in German Literature, Linguistics, and Culture. Rochester: Camden House, 2004. 300 pp. US$ 85 (Hardcover). ISBN 1-57113-124-8.

Die Intention der Herausgeber dieser umfassenden Sammlung von Aufsätzen zu Alfred Döblin ist, einen Einblick zu geben in die vielen Aspekte seines Lebens sowie seines literarischen Schaffens. Das Buch enttäuscht die damit ausgelösten Erwartungen des Lesers auf keinen Fall: die verschiedenen Aufsätze der Forscher eröffnen einen facet-tenreichen Blick auf die Mannigfaltigkeit von Döblins Werk, welches, wie die Forschung oft zu vermitteln scheint, nicht nur auf die Geschichte von Franz Biberkopf beschränkt ist.

Die Aufsätze folgen unterschiedlichen Untersuchungslinien und richten ihren Fokus auf jeweils andere Aspekte des Döblinschen Werks. Ein zentraler Untersuchungsgegenstand ist hier die stilistische bzw. poetologische Entwicklung des Autors, welche stets von profunder Reflexion über die eigene Tätigkeit geprägt war. Döblins Erzählungen be-wegen sich vom klinischen Außenblick seiner frühen Werke – deutlich zeigt dies Heidi Thomann Tewarson mit ihrer Untersuchung der frühesten Erzählungen – hin zu einem psychologischen Tiefenblick in späten Werken, v. a. im Hamlet-Roman, wie Wolfgang Düsing feststellt. Berlin Alexanderplatz stellt in der Entwicklungslinie, die der Band nachzuzeichnen versucht, einen Übergangspunkt zwischen den beiden Extremen des Döblinschen Stils dar und steht gleichsam als Döblins somit "synthetischstes" Werk heraus. Gabriele Sander, in ihrem Aufsatz zu Berlin Alexanderplatz, identifiziert diese Sonderstellung mit der Tatsache, dass hier Intertextualität als bestimmendes Strukturprinzip wirkt, der "polyphone" Roman Resonanzkörper verschiedenster Einflüsse ist und somit sowohl als Höhepunkt in Döblins Erzählexperimenten als auch als Brennpunkt einer modernen literarischen Ästhetik gelten kann.

Doch belässt es der Band keineswegs bei dieser einen Untersuchungslinie. Das Werk Döblins – will man es, wie der Titel impliziert, in seiner Gesamtheit untersuchen – bleibt [End Page 182] nicht auf seine literarischen Werke beschränkt. Bis zu seiner Emigration hatte Döblin neben seiner Tätigkeit als Autor ein zweites Standbein als Arzt und Psychiater. Veronika Fuechtner widmet sich in ihrem Aufsatz der medizinischen Arbeit und Forschung Döblins und konstatiert richtig, dass diese beiden Persönlichkeiten voneinander nicht zu trennen seien, sondern die Döblin-Forschung von einer Integration beider Tätigkeiten nur profitieren kann. Anhand einer Untersuchung der Erzählung "Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord" zeigt sie die enge literarische Verbindung von Arzt und Dichter, worauf auch Thomann Tewarson in ihrem Aufsatz mit erhellenden Ergebnissen rekurriert.

Neben seiner Arbeit als Arzt ist für Döblin und sein Werk auch sein soziales En-gagement konstituierend. Neben essayistischen und theoretischen Arbeiten zu politischen und sozialen Fragen, welchen Wulf Koepke und Klaus Müller-Salget in ihren Aufsätzen zu Döblins politischen Essays und seiner Beschäftigung mit dem Schicksal der jüdischen Gemeinschaft nachgehen, fand das sozialkritische Element auch Eingang in seine Litera-tur. Die bevorzugte Form hierfür war der historische Roman in seiner spezifischen Döb-linschen Ausgestaltung. Neil H. Donahue zeigt anhand des Wallenstein-Romans auf, wie das Aufgreifen historischer Begebenheiten bei Döblin in erster Linie der Anklage gegenwärtiger sozialer Umstände dient. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Helmuth Kiesel in der Untersuchung des Erzählwerks November 1918, in dem Döblin die Entwicklung der Weimarer Republik nachzeichnet, dabei aber stets mit einem Blick, der sich nicht in der analytischen Retrospektive verliert, sondern – wie Kiesel zeigt – stets, das Gegenwärtige mahnend, einen aktuellen sozialkritischen Anspruch zu verwirklichen sucht.

An verschiedenen Stellen des Bandes wird Döblin als nie ruhender Geist dargestellt, als Mensch, dem die Reflexion über das eigene Schaffen und die stete Fortentwicklung ebenso wichtig war wie eben dieses Schaffen selbst. Ein philosophischer Gedanke, ein Konflikt, der Döblins Denken stets prägte war der Gegensatz von Mensch und Natur, von Zivilisation und Ursprünglichkeit. In diese Untersuchungslinie fällt Roland Dollingers Aufsatz zu Döblins epischem Werk Berge Meere und Giganten. Dollinger zeigt, wie das Werk inhaltlich auf diese Frage zu antworten versucht, indem es besagten Konflikt in futuristischer Umgebung als...

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