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Reviewed by:
  • The Cambridge Companion to Rilke ed. by Karen Leeder, Robert Vilain
  • Ernst Grabovszki
The Cambridge Companion to Rilke. Edited by Karen Leeder and Robert Vilain. Cambridge: Cambridge University Press, 2010. 232 pages. $80.00.

Ob ein Autor zum Kanon gehört oder nicht, lässt sich häufig auch an der Tatsache ablesen, ob und wie viele Einführungen in sein Leben und Werk es gibt. Damit soll wohl auch demonstriert werden, dass man es immer noch für lohnend, wichtig oder sogar notwendig erachtet, Biographie und Schaffen eines Autors über mehrere For-schergenerationen hinweg zu tragen. Rilke gehört mit Sicherheit zu diesen Autoren. Einführende Werke gibt es in verschiedenen Sprachen zuhauf, und nun liegt auch ein Cambridge Companion to Rilke vor, der sich im überschaubaren Umfang von 232 Seiten und 13 Beiträgen des Dichters annimmt. Die Herausgeber haben sich vorgenommen, über Rilkes Leben und sozialen Kontext zu berichten, seine Korrespondenz, die wichtigen Gedichtsammlungen und “his seminal novel of modernist anxiety” Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Zudem stehen Rilkes Verhältnis zur Philosophie und den visuellen Künsten, seine Rezeption in Europa und in anderen Ländern im Mittelpunkt weiterer Betrachtungen.

Eingeleitet wird der Band mit einer ausführlichen Übersicht über Rilkes Leben, dem sich auch der erste Abschnitt des Buches widmet. Rüdiger Görner und Ulrich Baer erkunden in ihren beiden Essays die Beziehung zwischen Leben und Werk Rilkes. Görner zeichnet die künstlerische Entwicklung des Dichters nach, indem er dessen Biographie parallel zu seiner Werkgeschichte und zu den Einflüssen, denen Rilke ausgesetzt war, liest. Baer konzentriert sich auf Rilkes Korrespondenz, einen Korpus von immerhin rund 17.000 Briefen, die nicht nur aufgrund ihrer beeindruckenden Quantität Aufschluss über verschiedene Facetten von Leben und Werk geben können. Noch immer sind aus Rücksicht auf urheberrechtliche Beschränkungen nicht alle Briefe Rilkes publiziert.

Charlie Louth widmet sich den frühen Gedichten und eröffnet mit seiner Analyse den Abschnitt “Works,” den William Waters mit einer Deutung der Neuen Gedichte fortsetzt. Andreas Huyssen ordnet den Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge eine “singular position in the history of modernist prose” zu (74) und charakterisiert den Roman als “one of the most powerful and haunting articulations of a crisis of subjectivity under the pressures of urban modernisation” (79). Kathleen L. Komar verortet die Duineser Elegien in ästhetischen und sozialhistorischen Kontexten und widmet sich danach einer ausführlichen Interpretation der Gedichte, während sich Thomas Martinec der Sonette an Orpheus annimmt.

Der dritte Teil des Bands ist den “Cultural contexts, influences, reception” gewidmet und behandelt Rilkes Verhältnis zur Moderne (Andreas Kramer), untersucht Rilke als Leser (Robert Vilain), dessen Beziehungen zur visuellen Kunst (Helen Bridge), zur Philosophie und zum Mystizismus (Paul Bishop), erörtert die Reaktionen der zeitgenössischen Philosophie auf das Werk Rilkes (Anthony Phelan) und schließt [End Page 148] mit einer Betrachtung von Rilkes Vermächtnis in der englischsprachigen Welt (Karen Leeder) ab. Ein “Guide to further reading” versorgt den Leser mit relevanter Literatur, die das Gesagte noch vertieft.

Der Cambridge Companion to Rilke ist somit eine geradezu ideale Erstlektüre für jene, die sich mit Leben und Werk Rilkes vertraut machen wollen und nach einer aktuellen Deutung und Kontextualisierung von Biographie und Schaffen des Dichters suchen. Diese Querverbindungen, die sich nicht mit reinen Textanalysen begnügen, eröffnen einen frischen Blick auf einen Autor, der nicht nur die deutschsprachige Literatur seiner Zeit wesentlich mitgeprägt hat.

Ernst Grabovszki
Universität Wien
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