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Reviewed by:
  • Early Feminists and the Education Debates: England, France, Germany 1760–1810
  • Pia Schmid
Early Feminists and the Education Debates: England, France, Germany 1760–1810. By Carol Strauss Sotiropoulos. Madison, NJ: Fairleigh Dickinson University Press, 2007. 319 pages. $52.50.

Carol Strauss Sotiropoulos, Literaturwissenschaftlerin an der Northern Michigan University in Marquette, untersucht für die Zeit von 1760 bis 1810 einen bestimmten Teil des pädagogischen Diskurses, nämlich die Gegenstimmen zum dominanten Diskurs über weibliche Erziehung und Bildung. Im Rekurs auf Karen Offen bezeichnet sie diese Position, auch wenn es den Begriff seinerzeit noch nicht gab, als "feministisch."

In ihrem Untersuchungszeitraum, dem pädagogischen 18. Jahrhundert, wurde erstmals breit, leidenschaftlich und vor allem kontrovers über weibliche Bildung diskutiert. Einigkeit herrschte darüber, dass es um die Erziehung des weiblichen Geschlechts schlecht bestellt sei, Uneinigkeit darüber, womit dem abzuhelfen sei. Während die Hauptströmung differenztheoretisch die Erziehung zur Hausfrau, Gattin, Mutter, also die Erziehung für die Familie propagierte, was mit oder ohne Piano und Französisch ausfallen konnte, aber stets im Rekurs auf die weibliche Natur begründet wurde, stellt Sotiropoulos mit den feministischen Positionen jene Gegenströmung ins Zentrum, die Mädchen und Frauen möglichst umfassend, ja meist gleich wie Knaben erzogen wissen wollte, Positionen, die politisch in Richtung Egalitätstheorie gingen bzw. explizit, wenn wir an Hippel, Wollstonecraft oder Condorcet denken, Gleichheits-positionen vertraten und davon ausgingen, wie es Poullain de la Barre formuliert hatte, dass der Verstand kein Geschlecht habe.

Das Besondere an der Untersuchung von Sotiropoulos liegt darin, dass sie an diese Texte literaturwissenschaftlich herangeht, das heißt, sie interessiert sich vor allem dafür, wie Positionen literarisch gestaltet werden, für literarische Genres, für rhetorische Figuren, für Tropen, die in der Debatte zum Tragen kamen. Damit eröffnet sie neue Perspektiven auf die Geschichte der Mädchen-und Frauenbildung, die ja ansonsten vor allem von der historischen Bildungsforschung untersucht wird. Dass diese literaturwissenschaftliche Lesart der pädagogischen Texte sinnvoll ist, begründet sie überzeugend damit, dass die Feministinnen und Feministen mehr oder weniger gezwungen waren, mit rhetorischem Geschick und Einfallsreichtum vorzugehen. Sie hätten sich nämlich einer Phalanx überzeugter pädagogischer Differenztheoretiker gegenüber gesehen, die—der Theorie der getrennten Lebensbereiche und der ihnen entsprechenden komplementären und polaren Geschlechtscharaktere folgend—weibliche [End Page 423] Gelehrsamkeit mit Männlichkeit, Interesse an Lernen bei Frauen mit sexueller Zügellosigkeit gleichsetzten. Sotiropoulos nimmt ein close reading vor und folgt der kontextualisierenden Narratologie, indem sie vor allem die narrativen Strategien ihrer Autorinnen und Autoren untersucht.

Im Zentrum dieser Strategien steht, so Sotiropoulos, die Nutzung der Muttermetaphorik und -rhetorik. Anschlussfähig an den Natur-wie den Nationsdiskurs, ließ sich mit der Mutterrhetorik eine bessere Mädchenerziehung ganz allgemein legitimieren, die Familie und Kindern zugutekäme, aber auch die Errichtung guter öffentlicher Schulen für Mädchen, um, wie es im Kontext der französischen Revolution geschah, die Erziehung der "mère républicaine" zu befördern, die unabdingbar sei für die Hervorbringung des neuen Bürgers. Feministinnen und Feministen, so Sotiropoulos' These, lernten sich dem Zeitgeist anzupassen, indem sie die narrativen Strategien ihrer Kontrahenten adaptierten, um ihr Publikum zu erreichen; in dieser Perspektive werden die feministischen Autorinnen und Autoren auch als Akteure sichtbar mit ihren Handlungsspielräumen wie auch ihrem Gestaltungswillen.

Angelegt hat Sotiropoulos ihre Studie nach der einleitenden Exposition ihres Themas in vier großen Kapiteln und einem Schlusskapitel. Die einzelnen Kapitel werden jeweils mit schönen "Windows on women's education" eröffnet, in denen für das jeweilige Land der Stand der Debatte über Mädchenerziehung und die Möglichkeiten, als Mädchen oder Frau an Erziehung, an Wissen zu kommen, behandelt werden. Für alle drei Länder gilt, dass Mädchen im Vergleich zu Knaben signifikant weniger Schulen und von Ausnahmen wie etwa den englischen Quakerschulen abgesehen, keine qualifizierten höheren Schulen zugänglich waren, bzw. dass ehedem qualifi zierte Schulen wie etwa St. Cyr im Laufe des 18. Jahrhunderts ihr Curriculum immer mehr einschränkten. Solide Kenntnisse konnten Mädchen eigentlich nur durch solide häusliche Erziehung erhalten, wozu es daran interessierter Eltern bedurfte, die sich das leisten konnten—Stipendien, Gymnasien, Universitäten, das...

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