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Reviewed by:
  • Weimar Classicism: Studies in Goethe, Schiller, Forster, Berlepsch, Wieland, Herder, and Steiner ed. by David Gallagher
  • Iris Hennigfeld
David Gallagher, ed., Weimar Classicism: Studies in Goethe, Schiller, Forster, Berlepsch, Wieland, Herder, and Steiner. Lewiston, NY: Edwin Mellen Press, 2010. xxvii + 272 pp.

Die von David Gallagher herausgegebene Anthologie mit dem prägnanten Titel Weimar Classicism versteht sich als Beitrag zu einer Epochenbestimmung und neuen Identitätsfindung der Weimarer Klassik abseits der ausgetretenen Bahnen. Zu diesem Zweck versammelt der Band acht thematisch breit gefächerte Artikel, von denen ein Teil dem Jahrestreffen (2009) der American Comparative Literature Association zum Thema “Global Languages, Local Cultures” entstammt. Sämtliche Artikel sind präzise recherchiert, und mit Ausnahme von Terence James Reeds Beitrag konzentrieren sich die jeweiligen Autoren dabei nicht auf die beiden Hauptvertreter Goethe und Schiller, sondern beleuchten das Weimarer Zentrum vor allem von Randaspekten und Randautoren her. Ellis Dye führt in seinem Vorwort Goethes bekanntes Wort “Natur hat weder Kern / noch Schale” als Metapher für einen wesensgemäßen Dynamismus zwischen Zentrum und Peripherie an und bezeichnet damit zugleich das inhaltliche und methodische Programm der Aufsatzsammlung (xi–xii).

Es überrascht nicht, dass, in Übereinstimmung mit gegenwärtigen Forschun gstendenzen, keiner der Beiträge die Weimarer Klassik im Sinne einer bloßen Nachahmung oder Aneigung der Antike bzw. formalen Vollendung zu interpretieren versucht, sondern mit Vorausdeutung auf die Moderne vielfältige inhaltliche und methodische Spannungen, Brüche und Widersprüchlichkeiten herausarbeitet. Für Cyrus Hamlin wird daher Schiller, nicht Goethe, zum eigentlichen Helden und Vertreter einer klassischen bzw. klassizistischen Ästhetik, insofern diese nämlich “the art of antiquity to a program for modernity” (iv) in Beziehung setzt. [End Page 287]

Reeds Essay stellt eine Ausnahme dar, da er sich als einziger Autor dem Kernereignis der Weimarer Klassik zuwendet: Goethes und Schillers Freundschaft als Paradigma einer intellektuellen und schöpferischen Zusammenarbeit, die von Reed sowohl mit Fokus auf innewohnende Brüche, Kämpfe, Krisen als auch deren antithetische Versöhnung beleuchtet wird. Für Reed, wie auch für Hamlin, repräsentiert Schiller den eigentlichen Dichter der Moderne, “burdened as he is with the varied forms of reflection . . . That make up modernity” (31). Mit Goethes Formel von “Polarität und Steigerung” ließe sich rückblickend auch die wechselseitige Dynamik zwischen Goethes “intuitivem” und Schillers “spekulativem” Geist charakterisieren. Daher scheint es folgerichtig, wenn Reed in seiner weitgehend versöhnenden und harmonisierenden Interpretation trotz ihres ge spannten Verhältnisses Goethe und Schiller als “contrasting halves of an ideal human and poetic wholeness” (27–28) deutet und deren produktive Zusammenarbeit mit Schillers ästhetischer Formel einer “lebenden Gestalt” (“living form,” 36) bezeichnet.

In Ruth P. Dawsons Vergleich zwischen Georg Forsters Aufzeichnungen seiner Südseereise (Reise um die Welt, 1778–80) und Emilie von Berlepschs Reise nach Schottland (Caledonia, 1802–4) wird der europäische Blickwinkel auf das Fremde und Exotische zugleich zu einer Begegnung mit der eigenen Kultur, die biographisch auch Weimar einbezieht. Gender stellt für Dawson eine zentrale interpretative Kategorie dar und ist, wie die Autorin zeigt, ebenso implizites Thema der genannten Reiseberichte. Dawson kommt in ihrer Textauslegung zu der phänomenologisch zentralen Aussage, dass die Welt, in der wir sind, immer schon in ihrem jeweiligen Horizont vorgegeben und genderspezifisch unterteilt ist: Frauen, so Dawson, nähmen andere Evidenzen wahr bzw. diesselben Evidenzen auf verschiedene Weise, was sich wiederum in Form und Inhalt ihrer Reiseberichte niederschlägt (63). Dawsons Artikel ist über die engere Gender-Thematik hinaus relevant, da Berlepschs und Forsters Reisebeschreibungen als exemplarisch für einen Dualismus zwischen Vernunft und Gefühl gelten, der von der Epoche der Aufklärung bis in die Weimarer Klassik reichte (50).

Spätestens mit Iphigenie, Don Carlos oder Nathan avancierte der Blankvers zum Symbol der Weimarer Klassik. Friederike Holzer analysiert die Geschichte seines Gebrauchs und seiner vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten anhand einer Vielzahl von Dramenbeispielen bis hinein in die Zeit von Schillers und Goethes gemeinsamer Theaterdirektion (93–94). Da der Blankvers Vielseitigkeit, Anpassun gsfähigkeit und Universalität (95) sowie die Möglichkeit zur Synthese von künstlicher Formgebung und Natürlichkeit vereinigt, ist er für Schwerin-High prädestiniert, das klassische Ideal einer universalen Humanität zu vermitteln (85) und damit, so...

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