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  • Zwischen Eros und Mitteilung. Die Frühromantik im Symposion der „Athenaeums-Fragmente.“ by May Mergenthaler
  • Yvonne Joeres
Zwischen Eros und Mitteilung. Die Frühromantik im Symposion der „Athenaeums-Fragmente.“ By May Mergenthaler. Paderborn: Ferdinand Schöningh, 2012. Pp. 344. Cloth €39.90. ISBN 978-3506773609.

May Mergenthalers komplexe Studie setzt sich zum Ziel, eine bestehende Verbindung zwischen Friedrich Schlegels frühromantischem Projekt, wie es sich besonders deutlich im Athenaeum niederschlägt, und Platons Symposion als die Verbindung zweier sich gegenseitig befruchtender Gespräche im Sinne frühromantischer Lesart zu kennzeichnen. Sie weist damit auf einen produktiven Dialog zwischen Antike und Frühromantik hin, der sowohl zu einer Neu-Lektüre des Symposions als auch der frühromantischen Schriften auffordert.

Mergenthalers Voraussetzung des Vorhabens besteht darin, dass sie die „vollendete Mitteilung“ als das grundlegende Ziel des Schlegelschen Projekts definiert, auch wenn dies, wie sie einschränkt, als solches von Schlegel nicht explizit genannt wird (vgl. 29). Die Kommunikation—und diesbezüglich die Mitteilung—erscheint bei den frühromantischen Theoretikern und Denkern zwar in der Tat als Dreh- und Angelpunkt ihrer idealistischen Ideen, indessen ist es nicht selbstverständlich, diesen Schritt kommentarlos mit der Verfasserin zu gehen. Doch die Erläuterung Mergenthalers erscheint ganz im Sinne der frühromantischen Ideen: „Vollendete Mitteilung wäre ein die gesamte Welt und Zeit umfassendes, also weit über den gewohnten Bereich der Sprache hinausgehendes Gespräch, bei dem jeder Teilnehmer den anderen kritisiert und ergänzt und so ein harmonisches und doch mannigfaltiges, unendliches und doch vollendetes, sich selbst beständig erneuerndes Universum von autonomen Individuen hervorbringt“ (18). Durch eine solche Deutung ist die vollendete Mitteilung „einerseits vollkommen, ganz, andererseits würde sie sich unendlich weiter entfalten, mitteilen“ (33). Dies ermöglicht es, sich auf Mergenthalers Lesart des frühromantischen Projektes auch dann einzulassen, wenn man ihren Begriff der Mitteilung nicht ohne Einschränkung vertritt.

Mergenthalers Definition des Schlegelschen Projektes als einem Streben nach vollendeter Mitteilung verlangt nach einer „Neudefinition“ der Grundbegriffe Ironie, Fragment und Gespräch (vgl. 26), die ebenfalls an einigen Stellen ungewohnt erscheint. Doch Mergenthalers Interpretationsansätze sind im Rahmen der Lektüre frühromantischer Ideen, die gerade auf ein Wieder-Lesen und Wieder-Verstehen im Sinne eines Neu-Lesens und Neu-Verstehens abzielten, nicht unberechtigt argumentiert. So ist denn auch dies das explizite Ziel Mergenthalers, durch die Offenlegung [End Page 170] des „kommunikativen Potenzials“ der frühromantischen Thesen eine neue Lektüre dieser anzuregen und sie für die Gegenwart produktiv nutzbar zu machen (vgl. 53). In diesem Sinne legt Mergenthaler dar, dass Schlegels Projekt der vollendeten Mitteilung von der Mitwirkung und dem Dialog verschiedenster Personen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft abhängig ist. Die Zukunft obliegt demnach den Lesern der Texte, die Gegenwart deckt Schlegel mit seinen Mitarbeitern und Diskussionsgegenständen ab, die Vergangenheit zeigt sich u.a. in seiner Auseinandersetzung mit Platons Symposion (vgl. 139).

Zunächst setzt sich die Verfasserin systematisch mit der aktuellen Romantik-Diskussion in ihrer ganzen Bandbreite von tendenziell positiv bis auffallend kritisch auseinander, bezieht dabei das große Spektrum des aktuellen Forschungsstandes dekonstruktivistischer, systemtheoretischer, diskursanalytischer Stimmen etc. mit ein. Die verschiedenen Lesarten als einseitig und unvollständig aufzeigend (vgl. 132) stellt die Verfasserin darauf aufbauend ihre eigene „teilnehmende“ (134) Lesart dar und erläutert die enge inhaltliche Beziehung des Symposions und der Schlegelschen Ideen, wie sie etwa im 116. Athenaeums-Fragment erscheinen: in der Verbindung von Poesie und Philosophie (vgl. 140f.). Wiederum ist die „Mitteilung“ das Bindeglied, das die Übereinstimmungen von Symposion und Athenaeums-Fragmenten verdeutlicht (vgl. 146) und den zur Re-Lektüre auffordernden Dialog zwischen den Texten offenlegt.

In erläuternder Gestaltung gibt Mergenthaler chronologisch angeordnet die Aussagen der einzelnen Redner in Platons Symposion wieder, um deren Stellung im Gesamtkontext und ihre Haltung zum im Mittelpunkt des Symposions stehenden Diskussionssujet des Eros zu verdeutlichen, den Mergenthaler mit dem Begehren gleichstellt (vgl. 135). Plausibel veranschaulicht sie dabei die diesbezüglich charakteristische Problematik hinsichtlich der Wahrheitsfindung, die die Zwiespältigkeit des Eros verdeutlicht, ein unverkennbar an die frühromantische Idee erinnernder Aspekt: „Mit dem Hervortreten der Widersprüche des Eros wächst das Begehren, sie aufzulösen, aber auch der Zweifel, ob dies jemals möglich sein wird“ (183). Die einzelnen Redner verk...

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