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  • Visuelle Mediengestaltung: Nachrichtenmagazine als multimodale Kommunikationsformenby Daniel Pfurtscheller
  • Elmar Lenhart
Daniel Pfurtscheller, Visuelle Mediengestaltung: Nachrichtenmagazine als multimodale Kommunikationsformen. Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft: Germanistische Reihe 86. Innsbruck: Innsbruck UP, 2017. 207 S.

Printprodukte wie Hochglanznachrichtenmagazine, das sollte man sich immer wieder in Erinnerung rufen, sind natürlich nicht ausschließlich darauf [End Page 115]aus, über aktuelles Geschehen zu informieren, sondern bieten ein ganzes Arsenal an gestalterischen Kunstgriffen auf um die Aufmerksamkeit der KonsumentInnen zu lenken. Nicht nur in Zeiten erhöhten Bedarfs an und Aufmerksamkeit für Botschaften jenseits des gedruckten Texts ist ein kritischer Blick auf Zeitschriften, die in einem massiven Wettbewerb stehen, wichtig.

Wie immer eine Publikation dieser Art aufgemacht ist, ist also selbstverständlich kein Zufall, sondern Produkt langer Erfahrung mit den Möglichkeiten visueller Zeitschriftengestaltung. Erfahrung, die in Lehrgängen, Studien, Handbüchern und natürlich der Praxis erlernt werden. Dieses System ist gut etabliert und findet eine praktische Beschreibung in der zweiten Hälfte des Buches von Daniel Pfurtscheller. Da verwundert auch nicht die Feststellung, dass es bisher noch relativ wenig Forschungsliteratur zu diesem Thema gibt. Die Aspekte, die eine Beforschung verlangen, sind in einem von konkreten Absichten und Strategien so stark kontrollierten Bereich rar gesät. Als zusätzliche Schwierigkeit kommt dazu, dass es sich bei den Untersuchungsgegenständen nicht um historische Beispiele handelt, sondern bewusst möglichst rezente Magazinausgaben gewählt wurden.

Der Autor unternimmt es an einem exemplarischen Sample von Nachrichtenmagazinen wie Focus, Spiegel, Sternund Newseine Anzahl von Wahrnehmungen zu strukturieren, die zum erweiterten Textbegriff gehören und sich fast ausschließlich auf bildliche und visuelle Gestaltung konzentrieren. Die Perspektive ist die des Lesers/der Leserin. Die Methode geht vom Ganzen ins Detail, betrachtet zuerst eine ganze Seite, die sodann in ihre einzelnen Bausteine dekonstruiert wird um das Zusammenspiel dieser Bausteine als Kommunikationsakt zu erklären. Auf der einen Seite steht die Frage, wie eine Seite wahrgenommen wird, auf der anderen, wie diese Wahrnehmung durch Konstruktion gesteuert wird. Wahrnehmungssteuerung und Aufmerksamkeitssteuerung sind wesentliche Zielpunkte des Analyseteils, der im Ganzen gesehen etwas handbuchartiges hat und nicht trotz, sondern wegen seiner wissenschaftlichen Gestalt auch oberflächlich bleiben muss. Das liegt vielleicht auch an den gewählten Beispielen, bei denen es sich gewissermaßen um best-practice-Beispiele handelt, denn analysewürdige Wahrnehmungen werden nur dort gemacht, wo das Kommunikationsziel erreicht wurde. Diese zweite Hälfte des Buches erläutert grundlegende Techniken, wie Gestalter mit dem Zusammenspiel Text und Bild umgehen, hie und da fließen auch linguistische Analysen ein. [End Page 116]

Interessanter ist der Überblick und die Schärfung des Begriffs der Multimodalität in der ersten Hälfte dieser Publikation. Es geht zuvorderst darum Multimodalität als Konzept in ihrer historischen Veränderung wahrzunehmen und dann die Ausprägungen und Verwendungsweisen voneinander abzugrenzen. Den Beginn machen Konzepte, die von einer physiologischen Begriffsbestimmung ausgehen und damit nahe am Körper des Rezipienten und dessen Wahrnehmung sind. Der Autor geht auch kritisch auf Details wie zum Beispiel der Verwendung von Metaphern zur Beschreibung von Kommunikationsakten ein wie jene Rede von Kanaloder Fluss. Dies als Beispiel für eine sorgfältige, möglichst alle Aspekte des Themas umfassende Recherche, die sodann die semiotische Begriffsbestimmung in Angriff nimmt, die dem Autor für die folgende Analyse als Gerüst dient. Es lässt sich gut nachvollziehen, wie aus einer bloßen Begriffsbestimmung ein Werkzeug der Analyse wird zumal im Prozess etliche besprochene Konzepte (oder "Redeweisen," wie Pfurtscheller es auch nennt [85]) kritisiert und verworfen werden.

Es sind, soweit ich es beurteilen kann, die wichtigsten Positionen und Publikationen zitiert und das in einer beeindruckenden Fülle und mit minutiöser Genauigkeit, die die relevanten und auch nicht-relevanten Publikationen berücksichtigt. Wer also über die Multimodalitätsforschung einen Überblick gewinnen will, ist hier richtig. Als Kehrseite der Medaille präsentiert sich hier ein Text, der beinahe ausschließlich aus Zitaten besteht, was mit der modernen Weise der Quellenangabe mit Klammern im Fließtext das Lesen doch ziemlich erschwert und die Frage aufwirft, ob das nicht ökono-mischer zu bewerkstelligen ist. Hartmut Stöckls Die Sprache im Bild–das Bild in der Spracheist zum Beispiel im 6-Seitigen Unterkapitel 2...

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