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Reviewed by:
  • Mapping Berlin: Representations of Space in the Weimar Feuilleton by Frances Mossop
  • Erhard Schütz
Mapping Berlin: Representations of Space in the Weimar Feuilleton.
By Frances Mossop. Bern: Peter Lang, 2015. xxiii + 223 pages + 6 b/w illustrations. €53,00 / $64.95.

,,The distinction between journalistic writing and literature is difficult to draw then as now in view of the sheer variety of texts, their styles, scope and themes.“ (31) Das [End Page 490] ist nach wie vor richtig und trifft ganz besonders für das Feuilleton als ,Kleine Form‘ zu. Im Journalismus Grenzgänger zwischen Literatur und Journalismus, unsistierbar in seiner Form, changierend zwischen solchen von Arabeske bis Reportage, kann es, so der Komment, über alles plaudern, wenn es nur charmant und geistreich ist. Wenn man sich nun speziell dem Feuilleton zur Zeit der Weimarer Republik widmet und noch einmal speziell dem Berliner Feuilleton als Feuilleton über Berlin, dann stellt man den Fokus sehr eng, lässt z. B. jene Themen beiseite, die auch von Berlin aus gesehen sind, wie etwa Ferien oder Wege ins Ländliche; man lässt Personenporträts aus, durchaus spezifische Berliner, Figuren wie etwa in Serie von Gabriele Tergit geschaffen, und man lässt ,Berlinische‘ Themen aus, wie Kinogehen, Flanieren, Modebetrachten, Telefonieren oder Autofahren.

Bleiben jene Texte, die sich explizit mit der Stadt, genauer spezifischen Orten, Bezirken, Plätzen oder Straßen, befassen. Hier liegt naturgemäß nahe, sich zur Analyse bei den geographischen und kulturwissenschaftlichen Arbeiten zu Topographien, Ort und Raum zu instrumentieren, wie sie nach dem ,spatial turn‘ inzwischen schon fast wieder unüberschaubar entstanden, jedenfalls hoch elaboriert vorliegen. Frances Mossop tut das in ihrer Studie zur Repräsentation von Raum in Berlin im Feuilleton der Weimarer Republik, Sieger in der Peter Lang Young Scholars Competition in German Studies 2013. Sie geht dabei ebenso solide wie konventionell vor, indem sie nämlich erst einmal die Voraussetzungen zu ihrem Vorhaben ausführlich darlegt: Ein historischer Überblick zur Repräsentation der Stadt und der urbanen Umgebung in der deutschen Literatur, bei der für Berlin naturgemäß weder Heinrich Heine noch Hans Ostwald fehlen dürfen, wobei der ausführlichste Stadtgänger des 19. Jahrhunderts, Julius Rodenberg, wohl gerade unterwegs war. Folgt ein Überblick zur sozioökonomischen Lage und zum politischen Klima der Weimarer Republik – der wievielte in einer schier unendlichen Menge solcher Überblicke? Folgt die Darlegung der Geschichte der Entwicklung von Raumdenken und Raumtheorie, eine exemplarische Untersuchung zu Siegfried Kracauer, sodann die Exploration der Bedeutung von Raum und Räumen fürs speziell Berliner Feuilleton und ein kursorischer Gang durch Topoi (Häusermeer, Korallenstock etc.) und Orte – exemplarisch Gleisdreieck, Potsdamer Platz, Alexanderplatz. (Wobei die Arbeiten von Jörg Döring hier fehlen, die gerade für Berlin ein minutiöses Mapping liefern, aber ansonsten von einem Klassiker wie Kevin Lynch, The Image of the City, 1960, bis hin zum von Reinhard Zachau herausgegebenen Band Topography and Literature: Berlin and Modernism, 2009, alle wesentlichen Referenzen vorhanden sind.) Das alles ist, wie gesagt, solide, basiert auf der wesentlichen Forschungsliteratur, ist gut strukturiert und ebenso klar lesbar. Allerdings findet sich bis hierher für diejenigen, die sich irgend mit der Zeit der Weimarer Republik und speziell Berlin befasst haben, so gut wie nichts Neues, dafür aber das Bekannte gut und schlüssig arrangiert. Das scheint, beiher gesprochen, überhaupt seit Jahren eine dominierende Tendenz der Arbeiten zu diesem Bereich zu sein: Sie graben das bekannte, bewährte Material, die bekannten, bewährten Thesen – allermeist auf schon Selbstinterpretationen der in Frage stehenden Zeit beruhend – um und um, arrangieren es neu, fügen hier und da ein Fundstück hinzu; doch insgesamt ist ein qualitativer Sprung nicht zu erkennen.

Zurück zur vorliegenden Studie: Ihr Herzstück sind die Kapitel 3 (Joseph Roth), 4 (Gabriele Tergit) und 5 (Kurt Tucholsky). Sie untermauern im close reading einzelner [End Page 491] Texte wie in der Übersicht übers einschlägige Werk spezifische personale Zugänge und Intentionen.

Die Entscheidung für ein solches Vorgehen ist erst einmal nicht so selbstverständlich und es hat auch seine heuristischen Tücken. Frances Mossop begründet ihre Entscheidung, die Schriften von ,,key journalists“ ins Zentrum zu stellen, statt sich mit einer Vielzahl von Feuilletons...

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