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Reviewed by:
  • Jelinek Handbuch ed. by Pia Janke
  • Britta Kallin
Pia Janke, Hrsg., Jelinek Handbuch. Stuttgart: Metzler, 2013. 432 S.

Dieses Nachschlagewerk erschien in der renommierten Personen-Handbuch Reihe vom Metzler Verlag, die mehrere Dutzend Denker, Autoren, Philosophen und Musiker umfasst. Es ist ein Handbuch, wie man es sich als GermanistIn nur wünschen kann. Unter Mitarbeit von Christian Schenkermeyer und Agnes Zenker hat Pia Janke mithilfe der Forschungsplattform Elfriede Jelinek an der Universität Wien und einem Team von 48 namhaft en Theater-und Literaturwissenschaft lerInnen innerhalb von zweieinhalb Jahren ein außerordentlich umfassendes Werk mit detailliertem Informationsmaterial und Analysen zusammengestellt, das sich sehen lassen kann. Es ist eine Freude, die einzelnen Beiträge zu lesen. Die Artikel kommen zum Großteil von Mitgliedern verschiedenster Fachbereiche an west-und osteuropäischen Universitäten mit einer Handvoll von Beiträgen von ProfessorInnen an nordamerikanischen Universitäten.

Pia Janke konstatiert in der Einleitung, dass das Handbuch “die Lektüre [End Page 118] [von Jelineks Texten] unterstützen [solle], zu einer intensiven Auseinandersetzung anregen und auch neue Impulse für die wissenschaftliche Beschäftigung geben” solle. Das hat sich das Handbuch zum Ziel gesetzt und dieses Ziel hat es auch erreicht. Interessanterweise hat Pia Janke zeitgleich zu diesem Handbuch noch ein anderes Buch, das Jelinek[Jahr]Buch (2013), im Praesens Verlag herausgegeben, welches nicht den Anspruch hat, Jelineks Werk umfassend darzustellen, sondern sich auf die erst vor Kurzem herausgebrachten und inszenierten Texte der Autorin konzentriert.

Die Aufteilung des Jelinek Handbuches ist in sechs Unterabschnitte gegliedert: (1) “Leben und Öffentlichkeit” liefert biographische Daten und Details, aber geht auch (was bei Jelinek ja durchaus mit zu Ihrem Werk und dessen Rezeption und der Reaktion der Öffentlichkeit auf Jelineks Person(a) eingeht), auf ihre Selbstdarstellung und Fremddarstellung in Medien in unterschiedlichster Art ein. (2) Das “Schreibverfahren” gibt Einblicke in Traditionen, von denen Jelinek sich absetzt und an denen sie sich weiterhangelt und stellt auch Intertextualitäten, narrative Strategien und ästhetische Aspekte ihres Werkes in das Zentrum der Diskussion. (3) Das “Werk” umfasst den umfassendsten und seitenmäßig längsten Teil des Buches und erarbeitet verschiedenste Genres. Außer den bekannten Genres Lyrik, Romane, Kurzprosa, Theatertexte und Hörspiele sind auch Kompositionen, Essayistische Texte, Übersetzungen und Texte für Projektionen und Installationen Teil dieses Kapitels. Die Werkbesprechung zeichnet sich auch dadurch aus, dass einige Texte gebündelt dargestellt werden wie z.B. die drei Romane bukolit, wir sind lockvögel, baby! und Michael, ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft sowie die drei Theatertexte Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte oder Stützen der Gesellschaften, Clara S. und Krankheit oder Moderne Frauen. Die meisten anderen Romane und Theaterstücke werden einzeln diskutiert. (4) “Zentrale Themen und Diskurse” beschreiben die immer wiederkehrenden Sujets der Autorin wie z.B. Ökonomie, patriarchale Strukturen, Nationalsozialismus, Heimat, Natur, Sport, Untote, Musik und Medien. (5) Die “Kontexte und Rezeption” sind wiederum in Bearbeitungen, Inszenierungen, Debatten und Skandalisierungen, Interviews, Preise und Forschung sowie die internationale Rezeption untergliedert. (6) Der “Anhang” bietet eine ausführliche Liste von Primär-und Sekundärtexten, wie sie bislang noch nicht in anderen Nachschlagewerken aufgeführt sind.

Da Jelinek noch immer sehr schnell neue Texte produziert, wird dieses [End Page 119] Nachschlagewerk bald nicht mehr auf dem letzten Stand sein. Dennoch ist es beeindruckend zu sehen, wie ein so großes Werk einer noch lebenden Autorin auf so interessante Art und Weise mit verschiedenen Akzenten, die die Beiträge setzen, hier aufgearbeitet wird. Neun Jahre nach Erhalt des Nobel-preises für Literatur (2004) ist es höchste Zeit, Jelineks Werk in einem gro-ßen Band literaturwissenschaftlich zu erfassen, zu erklären und einzuordnen.

Alle Beiträge sind dezidiert, anschaulich und übersichtlich konzipiert, aber einige treten durch ihre analytische oder strukturelle Form hervor. Als Beispiel für eine Reihe von faszinierenden Untersuchungen ist der Beitrag von Karen Jürs-Munby zu nennen, der die Umwandlung von Jelineks Texten für das Theater auf deutschen und ausländischen Bühnen durch TheatermacherInnen darstellt. Wie wir wissen, werden Jelineks Texte zum Teil unabhängig von der Mitsprache der Autorin auf die Bühne gebracht. So bietet der Beitrag über “Inszenierungsformen” einen sehr guten Einblick in die Bearbeitungen von Jelineks...

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