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Reviewed by:
  • German Literature as World Literature ed. by Thomas Oliver Beebee
  • Peter Goßens
German Literature as World Literature.
Edited by Thomas Oliver Beebee. New York: Bloomsbury, 2014. xii + 214 pages + 4 b/w illustrations. $110.00.

Die zentrale Frage, die der von Thomas O. Beebee herausgegebenen Essaysammlung German Literature as World Literature zugrunde liegt, stellt der Herausgeber selbst [End Page 305] ungefähr in der Mitte seiner ausgesprochen instruktiven Einleitung: „The present collection of essays on German literature as WL contributes to the critical study of WL in its textual, institutional, and translational realities, while at the same time highlighting a question that has hitherto received insufficient scholarly attention: what is the relation between national and world literatures, or, more specifically, in what senses do national literatures systematically participate in (or resist) WL?“ (11). Mit WL versucht der Band die terminologischen Differenzen zwischen dem Begriff „Weltliteratur“ und dem besonders in der amerikanischen Literaturwissenschaft der letzten Jahre etablierten Konzept der „World Literature Studies“ zu überbrücken. In seiner Einleitung diskutiert der Herausgeber die Breite der verschiedenen transnationalen Wahrnehmungsmuster, die sich mit der hier zugrunde gelegten Vorstellung der WL verbinden (vgl. 5–10). Angesichts der Dominanz, mit der die „World Literature Studies“ die Situation der Philologien in den USA verändern, kommt der Erkundung der weltliterarischen Relevanz einer nationalen Literatur eine besondere Bedeutung zu. Denn die verschiedenen nationalen Literaturen liefern nicht nur Beiträge zu einem „hypercanon“ weltliterarischen Wissens, sie bilden vielmehr den Referenzrahmen, vor dem ein bestimmtes kulturelles Artefakt seine transnationale Relevanz überhaupt erst gewinnt. Beebee weist auf einige vergleichbare Projekte von Adam Barrows (The Cosmic Time of Empire, Berkeley 2011) sowie Wai Chee Dimock und Lawrence Buell (Shades of the Planet, Princeton 2007) hin, die aber anders als der vorliegende Band weniger die konkreten Weltbezüge der nationalen Literaturen, sondern die temporalen und planetarischen Dimensionen ihres Gegenstandes in den Blick nehmen. Einzig der Band Transnational French Studies (Alec G. Hargreaves, Charles Forsdick, David Murphy, Hrsg., Liverpool 2010) führt eine dem hier vorgelegten Band vergleichbare Diskussion, die mit den spezifisch französischen Vorstellungen einer littérature-monde jedoch eine sehr eigenständige Perspektive zum Gegenstand haben (vgl. auch: Michel Le Bris und Jean Rouaud, Hrsg., Pour une littérature-monde, Paris 2007).

Ausgehend von David Damroschs rezenter Definition – „World literature is an elliptical refraction of national literatures“ (What is World Literature? Princeton 2003, 281) – versucht der vorliegende Band eine Positionsbestimmung der deutschsprachigen Literatur innerhalb des Systems der WL. Denn die Rolle, die ein bestimmtes nationaliterarisches Werk in einem fremd-kulturellen Rahmen einnimmt, ist immer ein Produkt von kulturellen Aushandlungs- und Kanonisierungsprozessen: „Even a single work of world literature is the locus of a negotiation between different cultures“ (Damrosch 283). Die insgesamt neun Essays des Bandes German Literature as World Literature versuchen nun, den Ort der deutschsprachigen Literatur zwischen verschiedenen kulturellen Systemen zu bestimmen. In seiner initialen Auseinandersetzung mit verschiedenen Konzepten der WL entwickelt Beebee einen „point of departure“, einen „Ansatzpunkt“ (1) (oder, wie Erich Auerbach eigentlich formuliert: einen „Ansatz“), um die Rolle der deutschsprachigen Literatur in größeren transnationalen Rahmen zu betrachten. Die drei Perspektivfelder des Ansatzpunktes lauten dann: „Departures“, „Emanations“ und „Intersections“ (1).

Als „Ausgangspunkt/Departure“ untersuchen Chunjie Zhang und Daniel Purdy die Entstehung des Begriffes Weltliteratur bei Goethe in seiner engen Verbindung zur chinesischen Literatur. In seinem Gespräch mit Eckermann am 31. Januar 1827 leitet Goethe den Begriff aus seiner Lektüre einer Vielzahl von literarischen Texten her. [End Page 306] Neben der serbischen Literatur und den Promessi sposi von Alessandro Manzoni kommt er auch auf einen chinesischen Roman zu sprechen, der ihn zu seinen Äußerungen über eine die Zeiten und kulturellen Grenzen überschreitenden Weltliteratur veranlasst.

Der zweite Teil des Bandes widmet sich den „Ausstrahlungen/Emanations“ der deutschen Literatur an den Beispielen von vier Schriftstellern, deren Leben und Werk in transnationalen Kontexten zu verorten ist. Simona Moti skizziert als Beispiel Hugo von Hofmannsthals Rolle in der komplexen und multiethnischen Situation in der Donaumonarchie. Kathleen L. Komar widmet sich der Frage, was Rainer Maria Rilke „makes [ . . . ] so globally appealing?“ (93) und sucht ihre Antworten in der amerikanischen Rezeption sowie in der globalen Verortung des Rilke’schen Denkens, das sein Werk f...

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