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  • The Pan-German League and Radical Nationalist Politics in Interwar Germany, 1918–39 by Barry A. Jackisch
  • Rainer Hering
The Pan-German League and Radical Nationalist Politics in Interwar Germany, 1918–39. By Barry A. Jackisch. Farnham, UK: Ashgate. 2012. Pp. viii + 212. Cloth £68.00. ISBN 978-1409427612.

Der 1890/91 aus Anlass des Helgoland-Sansibar-Vertrages gegründete Alldeutsche Verband war einer der einflussreichsten Agitationsverbände. Auch wenn er zahlenmäßig nicht über 50.000 Mitglieder hinaus kam, so konnte er doch durch die hohe gesellschaftliche Stellung und den beruflichen Einfluss seiner Mitglieder aus dem Bildungs- und Besitzbürgertum weit in die deutsche Gesellschaft hineinwirken. Außerdem gehörten ihm andere Vereinigungen als korporative Mitglieder an, die über 150.000 Angehörige umfassten. Er stellte eine wesentliche organisatorische und ideologische Konstante der „Völkischen Bewegung“ vom Kaiserreich bis zum „Dritten Reich“ dar, trug entscheidend zur Verbreitung und gesellschaftlichen Akzeptanz [End Page 210] antisemitischer, rassistischer und völkisch-nationalistischer Anschauungen bei und prägte das nationalsozialistische Ideologiekonglomerat.

Um diesen Verband bestand ein dichtes Netz institutioneller und personeller Verflechtungen. Er war ein Prototyp für die enge Verbindung von Nationalismus, Antisemitismus, Antifeminismus, Antiparlamentarismus und Antislavismus. Diese Einstellungen resultierten aus einer Ablehnung der emanzipatorischen Elemente und Folgen der Moderne und waren Teil einer fundamentalen Krise vor allem männlicher bildungsbürgerlicher Identität. Ziel der alldeutschen Diskurse war die (Re-)Stabilisierung der infrage gestellten gesellschaftlichen und politischen Vorrangstellung des Bildungsbürgertums und der männlichen Machtposition in Familie und Gesellschaft.

Die Alldeutschen versuchten, ihre Vorstellungen durch die Beeinflussung der bildungsbürgerlichen Eliten und vor allem der Exekutive in die Realität umzusetzen. Der Deutschvölkische Schutz—und Trutzbund, 1919 als Tochterverband mit dem Ziel der Verbreitung des Antisemitismus gegründet, war in die Ermordung des Reichsaußenministers Walther Rathenau verwickelt und wurde deswegen aufgelöst. Erst nachdem deutlich wurde, dass ein solch radikales Vorgehen keine breite Akzeptanz fand, fügte sich der Alldeutsche Verband äußerlich in die Weimarer Republik, ohne jedoch ihre ideologische Bekämpfung auch nur minimal zurückzustellen. Während des „Dritten Reiches“ wurden alldeutsche Vorstellungen umgesetzt, nun allerdings von einer jüngeren und weitaus brutaleren Gruppe, den Nationalsozialisten, für die der Verband nicht rückhaltlos verlässlich war; 1939 wurde er aufgelöst.

Nach 1919 radikalisierten sich die alldeutschen Staatsvorstellungen, deren Grundlagen nunmehr offen rassistisch-antisemitisch geprägt waren. Der Begriff „national“ wurde durch „völkisch“ ersetzt. Ziel war letztlich eine völkische Diktatur, die man sich unter anderem in der Wiedereinführung der Monarchie oder in der Berufung eines ihnen geeignet erscheinenden Führers vorstellte. Während der Weimarer Republik wurde die Deutschnationale Volkspartei vom Alldeutschen Verband besonders beeinflusst, bis der Verbandsmitbegründer Alfred Hugenberg 1928 ihren Vorsitz und die radikalen Forderungen übernehmen konnte. Positiv gesehen und auch finanziell unterstützt wurde die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), die aber ab Mitte der zwanziger Jahre auf deutliche Distanz zum Verband ging.

Die neuere historische Forschung hat sich in den letzten dreißig Jahren vor allem mit den Alldeutschen vor dem Ersten Weltkrieg beschäftigt. Für die Zeit der Weimarer Republik und des „Dritten Reiches“ gab es bislang nur wenige Studien, die die engen Verbindungen zur NSDAP betonen. Daher ist es erfreulich, dass sich Barry A. Jackisch in seiner Dissertation mit dem Verband nach 1918 beschäftigt. Grundlage sind neben gedruckten Quellen umfangreiche Aktenauswertungen im Bundesarchiv und anderen lokalen bzw. regionalen Archiven. Ihm geht es darum, den Fokus auf die konzeptionellen Differenzen und Spannungen zwischen den Alldeutschen und anderen Gruppen der extremen Rechten zu richten, die die Forschung seiner Meinung nach bislang [End Page 211] übersehen bzw. nicht angemessen berücksichtigt hätte. Er betont den politischen Konflikt zwischen der NSDAP und der nicht-nationalsozialistischen Rechten.

Die chronologisch aufgebaute Untersuchung beginnt mit der Reaktion des Verbandes auf die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg und das Ende der Monarchie. In eigenen Kapiteln werden die Beziehungen zur Deutschvölkischen Freiheitspartei, zur NSDAP sowie zur Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) herausgearbeitet, wobei der alldeutsche Einsatz für Alfred Hugenberg gesondert geschildert wird. Der Bedeutungsverlust der nicht-nationalsozialistischen Rechten nach 1929 steht am Ende der Darstellung.

Als Ergebnis hält Jackisch fest, dass der Alldeutsche Verband ein einflussreicher Faktor in...

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