In lieu of an abstract, here is a brief excerpt of the content:

Reviewed by:
  • Frauen schreiben gegen Hindernisse. Zu den Wechselwirkungen von Biografie und Schreiben im weiblichen Lebenszusammenhang by Susanne Blumesberger
  • Heike Henderson
Susanne Blumesberger, Hrsg., Frauen schreiben gegen Hindernisse. Zu den Wechselwirkungen von Biografie und Schreiben im weiblichen Lebenszusammenhang. Bd. 2. Wien: Praesens, 2010. 226 S.

Die Wechselwirkungen von Biographie und Schreiben sind ein Thema, das in den letzten Jahren große Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Was ermöglicht Schreiben, was erschwert es, was verhindert es? Welche Rolle spielt das Geschlecht in diesem Zusammenhang? Haben schreibende Frauen mit anderen Hindernissen zu kämpfen als ihre männlichen Kollegen, und wie gehen sie mit diesen Hindernissen um? Gerade die feministische Biographieforschung hat zu diesem Themenkomplex Interessantes beigetragen, und von der Fragestellung her schürt das Buch hohe Erwartungen, die allerdings leider nur zu einem geringen Teil erfüllt werden.

Wie schon der erste, 2004 erschienene Sammelband Frauen schreiben gegen Hindernisse, beruht auch diese Anthologie auf einer von der Herausgeberin koordinierten Vortragsreihe des Wiener Instituts für Wissenschaft und Kunst (2004–2007), der durch zusätzliche Texte ergänzt wurde. Es kommen sowohl WissenschaftlerInnen zu Wort als auch Frauen, die auf sehr persönliche Art und Weise über ihre eigenen Erfahrungen berichten. Das Ziel dieser Texte ist es zu zeigen, dass Hindernisse zwar bremsend und vernichtend sein können, aber unter Umständen auch Chancen zum Wachstum bieten.

Stilistisch ist das Buch mit Hilfe von Bildern und artistischen Photos, viele von der Herausgeberin selbst fotografiert, ansprechend aufgemacht. Inhaltlich lässt die Qualität der meisten Beiträge jedoch sehr zu wünschen übrig. Der Großteil der Texte bringt wenig neue Erkenntnisse, die über die Darstellung der konkreten Lebensbedingungen einer spezifischen Frau hinausgehen. Auch fehlt ein thematischer Fokus; das Thema Frauen und [End Page 173] Schreibblockaden jeglicher Art ist zu allgemein gefasst um einen wirklichen Beitrag zur feministischen Biographieforschung zu liefern. Genauso unklar ist die geographische Einordnung: Die meisten der behandelten Frauen sind Österreicherinnen, aber es gibt auch ein paar Deutsche, eine Slowakin und eine Französin. Zu viele Frauen ohne Bezug zu Österreich für ein Buch über Österreich, zu wenig geographische Breite für ein Buch über Europa.

Der Band ist in drei Blöcke gegliedert. Der erste Teil “Rückblicke” ist chronologisch geordnet und soll zeigen, mit welchen unterschiedlichen Schwierigkeiten Frauen in der Vergangenheit zu kämpfen hatten. Der zeitliche Rahmen der in der Sektion “Rückblicke” behandelten Autorinnen und Akademikerinnen ist jedoch äußerst begrenzt und lässt die chronologische Gliederung fragwürdig erscheinen; die historische Spannweite beschränkt sich auf Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Auswahl der besprochenen Frauen scheint beliebig und ohne Konzept; es sind zum Großteil weder allgemein bekannte Frauen noch Frauen, deren Lebens- und Schreibbedingungen übertragbar sind und allgemeine Rückschlüsse zulassen. Auch sind die einzelnen Texte mehr Biografien als kritische Auseinandersetzungen mit einem Thema. Das einzig Verbindende zwischen den Beiträgen ist, dass die besprochene Frau mit Hindernissen zu kämpfen hatte.

“Rückblicke” beginnt mit der Diskussion einer 1919 veröffentlichten Studie über die Frauenliteratur des 18. Jahrhunderts, wobei nicht klar wird, ob der Fokus des Essays die Autorin dieser Habilitationsschrift ist, oder deren Inhalt. Im Mittelpunkt der folgenden Beiträge steht jeweils eine spezifische Frau, der Großteil der besprochenen Frauen sind Exilantinnen und Kämpferinnen gegen den Faschismus. Behandelt werden drei Schriftstellerinnen, eine Journalistin, eine Übersetzerin, und eine Wiener Botanikerin. Lili Körber ist ein Beispiel für eine Schriftstellerin, die ihre Karriere beenden musste um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dies ist, Jana Mikota zufolge, ein typisches Schicksal für Emigrantinnen. Männlichen Autoren gelang es häufiger als ihren weiblichen Kolleginnen, auch im Exil ihre schriftstellerische Tätigkeit fortzusetzen.

Der zweite Block “Anblicke” soll dem Vorwort zufolge an zwei Beispielen gegenwärtige Situationen schildern. Zeitlich sind jedoch auch diese zwei Aufsätze am Anfang bzw. in der Mitte des 20. Jahrhunderts angesiedelt. Wie schon im ersten Teil des Buches ist nicht klar, warum gerade diese Frauen ausgewählt wurden: eine weitgehend unbekannte slowakische Volkskundlerin und eine französische Filmemacherin der Zwanziger Jahre. Die Auswahl der behandelten Frauen scheint auch hier weitgehend auf Zufall und/oder persönlichen Interessen der Wissenschaftlerinnen zu beruhen. [End Page 174...

pdf