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  • Mozart und Schikaneder, Ein theatralisches Gespräch über die Aufführung der Zauberflöte im Stadt-Theater
  • Joachim Perinet

In Knittelversen von *********** *********** [Joachim Perinet]

Wien. Gedruckt mit Albertischen Schriften 1801.

Ein dreymahliger Posaunenruf.

MOZART (dreht sich im Grabe um, reibt sich die Augen und gähnt). Uha! Posanenruf? mich trifft der Schlag! Ist, glaub’ ich, gar schon der jüngste Tag? (er erblickt Schikanedern) Was Teufel, Schikaneder! Bist du auch schon gestorben? Hast dir vielleicht deine G’sundheit verdorben?

SCHIKANEDER. Gott bewahr’, mein lieber Wolfgangel! Das siehst an mein’m Bauch und vollkommnen Wangel; Jetzt fang ich erst wieder zu leben an.

M. Nun so leb’ wohl, ich muß laufen, was ich kann. Hast nicht blasen g’hört die Posaunen?

S. Ha, ha! mich wundert dein Erstaunen. Bleib nur da und lauf mir nicht fort: Hörst nicht, es ist ja dein eig’ner Akkord.

M. Was der Teufel! ich wette, Das ist aus meiner Zauberflöte! Ja richtig, die Ouvertur’ bey meiner Seel! Führst du’s noch allweil auf, Emanuel?

S. Schon über dreyhundert Mahl, und g’fallt noch so wohl, Und mehr noch als Anfangs, und ist alleweil voll. Aber spitz einmahl dein gutes Ohr, Der Ton kommt aus dem Kärnthnerthor. [End Page 108] M. So? Brav! Also hast du alter Confrater, Wieder in Pachtung das Stadttheater?

S. Gib mich mit dem Pachten gar nicht ab, Weil ich bald mein neues Theater hab’ Kurz und gut: Unser’ Oper hat ohne Prahlen, Dem Wiener Publikum so gut gefallen, Daß man so lang hat spekuliert, Bis daß sie wird in der Stadt aufgeführt. Hör’ Mozart, wir können doch stolz darauf seyn, Auf unser fabriziertes Kindelein.

M. Da hätt’ ich mir eh’ den Tod ein’bildt, Als daß man d’rin dein’ Zauberflöte spielt!

S. Man redt sich freylich auf deine Musik aus, Aber ohne Text wird doch auch nichts draus! Ich hab’ gedenkt, daß von Vulpius1 Feder, Verbessert wird g’geben der Schikaneder: Denn einer hat g’sagt, um mich recht zu peitschen, Sie würden meine Oper erst verdeutschen. Herr Vulpius ist gar ein rüstiger Mann, Er hat ’s schon mehreren Autoren2 gethan, Und hat, seine Ehre ungelitten, Aus fremden Leder Sohlen g’schnitten.

M. Ach! lieber Schikaneder, erlaub er, Das wär wirklich gar nicht sauber.

S. Die Pille hätt’ ich auch noch verschluckt, Ich kauf’ aber’s Büchel (denn es ist ’druckt); Da seh’ ich denn meinen Text um kein Wörtel schöner, Und lese mein eignes Werk um ein’ Siebzehner.

M. Überhaupt ist aber das für dich viel Applaus, Ich macht’ mir im Grab’ noch eine Ehr daraus.

S. Mozart, ich weiß, was mein ist, Aber weiß auch zu gut, was du bist. Es ist wahr, es thut mich ein wenig kitzeln, Und manche junge Herr’n werden d’rüber witzeln, Daß sich unser Oper in die Stadt hinein traut, Die ganz Deutschland schon tausend Mahl hat angeschaut!

M. Ich bekenne, meine Musik hat mir g’rathen, Wir wußten alle zwey, was wir thaten: Du hast mir manche Melodey vorharmoniert— [End Page 110] Freylich hab’ ich’s hernach erst ausgeführt; Aber du hast mich zu einer Zeit erwählt, Wo mich so mancher Charlatan hat geschellt. Du hast verstanden, was ich kann, und vermag, Und warst ein Freund vom echten Schlag. Du gabst mir Gelegenheit mich zu zeigen Und ich machte deinen Plan mir eigen. Lache dazu, wenn man jetzt schimpft, oder flucht, Ich war ja zu haben, warum hab’ns mich nicht g’sucht? Du hast mich gesucht, und ich hab’ dich gefunden, Wir lieferten was großes, mitsammen verbunden: Da standen sie nun mit offenen Mäulern und Nasen, Und wollten am End’ ihr Gift auf dich blasen. Du warst hier der Erste, keiner früher, Du warst der Vater, ich der Erzieher: Hätte der Vater kein Kind gemacht Hätt’s auch mit der Erziehung gute Nacht.

S. Du bist gerecht, und ohne Eitelkeit, Durch dich macht’ ich einen Schritt in die Unsterblichkeit.

M. (Lacht) Lieber Emanuel, so sind der Menschen Horden; Ich bin erst unsterblich durch meinen Tod geworden. Du weißt, wie...

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