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276ROCKY MOUNTAIN REVIEW audiences. How much of an advance this represents beyond Hirsch's "willed and shared types" and Culler's "naturalization" the reader must decide. It may be that Mailloux's main contribution to current discourse on the nature and source of meaning within texts is hisemphasison the reading process, especially its dual nature as both a diachronic, linear experience, as the reader moves through the text, and as a synchronic one, since at any given point in the temporal process, non-temporal conventions (shared practices of reading) are being employed. Descriptions of this reading process tracing the adoption and rejection of conventions offer a wealth of new evidence for both traditional and non-traditional critics who are concerned with thedialectic between multiple meanings within texts and legitimate limits to that multiplicity. MICHAEL E. WILLIAMS University of Colorado, Boulder Ralf R. Nicolai. Kafkas Amerika-Roman "Der Verschollene."Würzburg: Königshausen und Neumann, 1981. 272p. Nicolai lehnt die von prädominierend ostideologischen Forschen wie Lukacs, Hermsdorf, A.P. Foulkes, P. Reimann, Cl. David, vertretene Hypotheseab, Kafka in seinem Amerika-Roman antiamerikanische und antikapitalistische Tendenzen zu unterschieben und geht von Emrichs erweiterter Auffassung aus, wonach Kafkas System von Abhängigkeiten sich zeitlos auf sämtliche Gesellschaftsformen erstreckt. "Besitz und Existenz, Haben und Sein sind für Kafka einander ausschlie ßende Begriffe . . . Der Mensch ist durch den Südenfall der Reflexion unfrei geworden (9);" unvermögend, diesen Prozeß rückgängig zu machen, versinkt er in Ausweglosigkeit. Durch textvergleichende Aphorismen Nietzsches und Kafka und dessen Brükkenmetapher für den Menschen, erkennt Nicolai ihn als Epigonen Zarathustras. Bei Kafka wie bei Nietzsche stagniert der Mensch auf einer pragmatisch primitiven Bewußtseinsstufe, in Nietzsches Fröhlicher Wissenschaft "dem Amerikaner-Glauben von Heute." Hier könnte Nicolai den Leser zum Amerika-Roman führen. Aber er beharrt auf dem philosophischen Traktat, das zwar zum tieferen Verständnis Kafkas beiträgtaber kaum zu Karl Roßmannsspezifischer Odyssee. Die "Vorgeschichte" hätte als Einleitung genügt, wo Nicolai Karls Ankunft in Amerika "als Eintreffen in der Welt der Lüge nachder Vertreibung vom Ursprung" klassifieziert, als Lüge, wie der Name der Stadt Ramses, nach dem Pharao, derwohl die größten Bauwerke Ägyptens errichten ließ, jedoch mit israelitischer Fron; Karl selber wird in der neuen Welt am Ende dreimal zum Lügner. Nicolai nachvollzihet die Stationen des sozialen Abstieg Karls, Auf dem Schiff, "Beim Onkel in New York," "Bei Pollunder," "Der Marsch nach Ramses," "Das Hotel Occidental," "Karl in der Vorstadt," und "DieAufnahme ins Theater von Oklahoma," nach dem nur skizzenhaft überlieferten letzten Kapitel mit der Namensgebung Brods, die auf einer Eintragung in Kafkas Tagebuch (T662) beruht, ebenso Amerika selbst, während sich nach Nicolai die Motive des Theaters, der Trompetenmusik, Karls Aufname als Schauspieler und sein Namenswechsel seinen Identitätsverlust vorbereiten und "ihn auf seiner sich totlaufenden 'peregrinatio' zum Verschollenen (230) stempeln," also dem authentischen Urtitel des Romans. Gerade bei einem in Primär-wie Sekundärliteratur so gründlich bewanderten Gelehrten wie Nicolai muß der Vorsatz der werkimmanenten Interpreation Book Reviews277 Theorie bleiben, und er läßt dem Symbolisten glücklicherweise freien Lauf und untersucht gemäß seinem Untertitel "Motive und Gestalten" den Symbolgehalt aller Motive des Romans mit faszinierenden Spekulationen, etwa der fünfTage und Nächte auf dem Schiff als Chiffre der fünf Sinne, dem Eingesperrtsein im Zwischendeck als Gefangenschaft und dem Schiff selber als "eine Art nautischer Daseinsmetapher (46)." Nachdem Nicolai sämtliche Auslegungen der Verwandlung der Freiheitsstatue bei Kafka in eine Freiheitsgöttin mit dem hocherhobenen Schwert von Politzer bis Sokel ablichtet, macht er selber vorsichtig den 'Versuch (57),' einer Doppeldeutung: wie durch den Cherubim nach dem Sündenfall wird Karl der Rückweg blockiert; darüber proklamiert die amerikanische Freiheitsg öttin die vom Menschen formulierte und darum pervertierte Gerechtigkeit. Nicolai verwirft überzeugend das Zufallsmoment von Karls Begegnungen mit den verschiedenen Flankenfiguren; so wird Karl der Krisensituation einer atavistischen Regung (Heizer) durch den Gegenstoß der Disziplin (Onkel) enthoben, ihm Zugang zu den von der Gesellschadt tolerierten Bahnen ermöglichend. Wie Nocolais Kafka-Vorträge ob ihrer eigenwilligen Interpretation und Originalität immer lebhafteste Diskussionen auslösen, wirdder Leser dieses Bandes durch die Fülle und Vielfalt des Dargebrachten aufgest...

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