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Theoretische Orientierungen in feministischer Literaturwissenschaft und Sozialphilosophie Ricarda Schmidt Review Essay Knapp, Mona, und Gerd Labroisse, Hrsg. Frauen-Fragen in der deutschsprachigen Literatur seit 1945. Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik 29. Amsterdam: Rodopi, 1989. Shafi, Monika. Utopische Entwürfe in der Literatur von Frauen. Bern: Lang, 1990. Weigel, Sigrid. Topographien der Geschlechter. Kulturgeschichtliche Studien zur Literatur. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1990. Landweer, Hilge. Das Märtyrerinnenmodell. Zur diskursiven Erzeugung weiblicher Identität. Pfaffenweiler: Centauras, 1990. Großmaß, Ruth, und Christiane Schmerl, Hrsg. Feministischer Kompaß, patriarchales Gepäck. Kritikkonservativer Anteile in neuerenfeministischen Theorien. Frankfurt: Campus Verlag, 1989. Die Zeiten feministischer Theorielosigkeit liegen lange zurück. Heute geht es eher darum, die theoretischen Implikationen unterschiedlicher Theorien sowie deren praktische Anwendung zu untersuchen. Wie breit gestreut die Orientierung feministischer Arbeiten heutzutage ist, soll die folgende Diskussion zeigen. Der von Mona Knapp und Gerd Labroisse herausgegebene 29. Band der Amsterdamer Beiträge mit dem Titel Frauen-Fragen in der deutschsprachigen Literatur seit 1945 enthält zwei theoretische Aufsätze, sieben thematisch orientierte Überblicke und abschließend acht einzelnen Autorinnen gewidmete Studien. Er hat das Ziel, "dem breiten Spektrum der in der heutigen Frauenforschung vorrangigen Themen, Methoden, theoretischen Überlegungen wie praktischen Textannäherungen gerecht zu werden" (o.S.). Es ist ratsam, beim Lesen mit dem zweiten Aufsatz zu beginnen, denn der erste ist so voller Widersprüche, falscher Verallgemeinerungen, Women in German Yearbook 7 (1991) 80Theoretische Orientierungen unwahrer Behauptungen und arrogant-aggressiver Rhetorik, daß eine Auseinandersetzung damit wenig fruchtbar ist. Belege für die Verwendung von Worten und Gedanken anderer lassen überdies zu wünschen übrig. Schade, daß gerade ein argumentativ so schwacher und die Literatur von Frauen pauschal abwertender Aufsatz an den Anfang dieser Sammlung gestellt wurde. Nach diesem schlechten Anfang war es eine Wohltat, Sigrid SchmidBortenschlagers sachlichen und kenntnisreichen Aufsatz "Frauenliteratur —Singular oder Plural?" zu lesen—wenn ich auch im Detail oft anderer Meinung bin als Schmid-Bortenschlager. Sie lehnt eine sogenannte natürliche Definition von Frauenliteratur als Literatur von und/oder für Frauen ab, da verwandte Begriffe historisch stets diskriminierend verwendet wurden und Frauenliteratur heutzutage Divergierendes bezeichne. Eine inhaltliche Fassung des Begriffs (der Emanzipation von Frauen dienend) laufe dagegen Gefahr, einen historischen Begriff von Emanzipation zum überhistorischen Maßstab zu machen, wie die fehlende Rezeption Bachmanns in der Frauenbewegung der 70er Jahre gezeigt habe. Ich halte Schmid-Bortenschlagers Einwände für historisch zutreffende Beobachtungen , die aber letztlich der Verwendung des Begriffs Frauenliteratur nicht im Wege stehen, weil sie der Tatsache nicht Rechnung tragen, daß Begriffe sich historisch ändern und häufig Eindeutigkeit nicht zulassen . Mit ähnlichen Einwänden könnte man gegen die Verwendung des Begriffs Sozialismus argumentieren, sind doch mit ihm u.a. sowohl der Idealismus zahlreicher Intellektueller als auch der Stalinismus konnotiert sowie Theorien von Marx bis Althusser. Poststrukturalistisch gesprochen : Bedeutung wird im Diskurs produziert, sie ist nicht dem Signifikanten inhärent. In ihrer Analyse theoretischer Bestimmungen weiblichen/feministischen Schreibens unterscheidet Schmidt-Bortenschlager historisch/gesellschaftliche Ansätze von psychoanalytisch/anthropologischen. Obwohl sie zunächst den historischen Erklärungsversuchen sehr wenig Bedeutung beimißt, da sie den historischen Formen weiblichen Schreibens nur die sehr engen Möglichkeiten 1) totaler Anpassung, 2) totalen Entzuges (der ins Verstummen führe) sowie 3) einer Subversion, die sich in "Inversion, Imitation und Ironisierung" (43) erschöpfe, zugesteht, räumt sie der historischen Forschung immerhin das Verdienst ein, durch die Fülle des entdeckten Materials "alle Vorurteile, es gäbe keine künstlerische Produktion von Frauen, als männliche Wunschvorstellung entlarvt" (44) zu haben. Meiner Meinung nach hat jedoch die historische Forschung vor allem auch Probleme literarischer Gattungen neu beleuchtet. Besonders die Forschung über das 18. Jahrhundert hat Interessantes zu Tage gebracht , ich denke an Arbeiten von Janet Todd über englische Literatur und von Magdalene Heuser, Barbara Becker-Cantarino u.v.a. über den deutschen Roman. Ricarda Schmidt81 Schmid-Bortenschlager mißt den psychoanalytischen Theorien die größte Bedeutung für die Bestimmung des Begriffs Frauenliteratur zu. Ihre Darstellung der Ansätze von Cixous, Irigaray und Kristeva sowie deren Abgrenzung voneinander ist bei aller Kürze von beeindruckender Klarheit. Schmid-Bortenschlager artikuliert darüber hinaus das m.E. zentrale Problem, daß in all diesen Theorien der Begriff weiblich auf der Diskursebene und nicht...

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