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Hans Rudolf Vaget 229 dar. Das soll jedoch nicht heißen, daß die Ausgabe im ganzen dem Anspruch einer Neubearbeitung gerecht wird. Abgesehen von dem tatsächlich neubearbeiteten 5. Band sind zwar Ergänzungen aber keine wesentlichen Revisionen des bekannten GoetheKommentars festzustellen. Hier wäre noch viel Arbeit im Detail nötig, wenn die Rede von einer Neubearbeitung eine Berechtigung haben soll. Ob jedoch eine solche fortlaufende Erneuerung der HA möglich und wünschenswert ist: darüber wird man angesichts des zugrunde liegenden Goethe-Bildes, das inzwischen viel Patina angesetzt hat, geteilter Meinung sein dürfen. Smith College Hans Rudolf Vaget Goethe. Sein Leben in Bildern und Texten, hrsg. von Christoph Michel. Vorwort von Adolf Muschg. Frankfurt: Insel Verlag, (1982). 413 pp. Der großformatige, reichhaltige und üppig ausgestattete Band enthält 600 Illustrationen, einen Anhang mit Quellennachweisen, Anmerkungen, einer Lebenschronik und verschiedenen Registern sowie ein kurzes, doch gehaltvolles Vorwort von Adolf Muschg. Die Absicht des Herausgebers war es, nicht einfach eine herkömmliche Bild-Biographie zusammenzustellen, sondern einen Lebensentwurf zu dokumentieren, den Goethe selbst in den Satz faßte: "Mein Leben ein einzig Abenteuer." Diesem Zweck dient hier das Prinzip einer Bild-Text-Montage, die die Spannungen und Widersprüche, das Unabgeschlossene und Verzettelte in Goethes Lebensbeziehungen ebenso zum Vorschein bringen soll wie seine vielberufene Ganzheit und Ausgeglichenheit. Diesem ambitionierten Programm wird der Herausgeber in einigen Beispielen gerecht, etwa in den Bild- und Textzeugnissen, die die Beziehungen zu Frau von Stein oder zu Napoleon, Beethoven und anderen dokumentieren. In den meisten Fällen jedoch handelt es sich um eine bloße Bebilderung bekannter und weniger bekannter Stationen in Goethes Lebens- und Werkgeschichte. Der Band verliert dadurch mitnichten an Wert, zumal oft relativ unbekannte Illustrationen herangezogen werden. An so manchen Stellen allerdings wird das löbliche Programm einer kritischen, den Gegenstand problematisierenden Bild-Biographie ignoriert. Goethes Sterben etwa wird in 8 Bild- und Textbeispielen dokumentiert. Es handelt sich aber durchweg um die bekannten, von Goethe-Kult inspirierten, also geschönten Zeugnisse, die die elementare Todesfurcht des alten Mannes bagatellisieren. Oder um ein anderes Beispiel zu nennen: auf die Bedeutung der problematischen Freundschaft mit Johann Heinrich Merck findet sich in diesem Buch kein Hinweis. Michel bringt eine wenig bekannte, anonyme Tuschzeichnung, die den Darmsstädter Beamten und Schriftsteller im Profil zeigt, ohne Erläuterung oder Begleittext; stattdessen wird der interessierte Leser in den Anmerkungen auf die Merck betreffenden Stellen in Dichtung und Wahrheit verwiesen. Hier ist das angeblich durchgängige Prinzip der Bild-Text-Montage aufgegeben mit dem Ergebnis, daß Merck, gegen dessen mephistophelischen Charakter und problematischen Dilettantismus Goethe sich sehr zur Wehr zu setzen hatte, zu einem stummen Bildchen in einem weitläufigen und verwirrenden Bildersaal abgewertet wird. 230 GOETHE SOCIETY OF NORTH AMERICA Der weitaus größte Teil der Texte und Illustrationen versucht Goethes Leben sowie das literarische, naturwissenschaftliche und zeichnerische Werk zu vergegenwärtigen. Relativ wenige Zeugnisse erinnern an den historischen und sozialen Kontext dieses Lebens. Das Glanzstück des Bandes bilden ohne Zweifel die zum großen Teil farbigen Reproduktionen von Goetheschen Aquarellen und Zeichnungen, die die lebenslange, produktive Beschäftigung des Dilettanten Goethe mit der bildenden Kunst eindrucksvoll dokumentieren. Die Beispiele stammen aus allen Perioden seines Lebens und umfassen auch Illustrationen zu seinen optischen Studien; die Qualität aller dieser Reproduktionen ist hervorragend. Nur selten regt sich Widerspruch gegen die Zuordnung von Text und Bild wie zum Beispiel im Falle des Rembrandt-Stichs im 7. Band von Goethes Schriften (1790), in dem das Faust-Yragment erschienen ist. Hier hätte man sich einen Hinweis gewünscht, daß die Identifizierung dieser Magier-Gestalt in der Rembrandt-Forschung sehr umstritten ist. Desweiteren wäre zu wünschen, daß auch Goethes Krankheiten und Krisen gelegentlich in den Blick gerückt würden; sie bleiben hier ausgespart. Auch die 1782 erfolgte Erhöhung in den Adelsstand, die für die Lebensverhältnisse Goethes und nicht zuletzt auch für sein Werk nicht ohne Bedeutung gewesen ist, hätte eine Dokumentierung verdient. Als Vorwort liefert Adolf Muschg, ein Schweizer, in aphoristischen, oft funkelnden Formulierungen eine Meditation über die "Bedeutung" Goethes heute und für uns. Vor noch nicht allzu langer Zeit—pikanterweise ebenfalls in der Schweiz—hat man Goethe im...

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