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Book Reviews Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden, hrsg. von Erich Trunz. München: CH. Beck, 1981. Die allen vertraute Hamburger Ausgabe der Werke Goethes in 14 Bänden, die 1948 zu erscheinen begann, ist zum Jubiläumsjahr neu bearbeitet worden und liegt nun in—je nach Band—8. bis 12. Auflage in einem schmucken, dunkelblauen Gewand vor. Obschon die Ausgabe seit 1972 von dem Münchner Verlag C. H. Beck betreut wird, der sie von dem Hamburger Christian Wegner Verlag übernahm, hat diese wohl erfolgreichste aller neueren Werkausgaben ihr hanseatisches Etikett zurecht beibehalten. Die HA ist so eng mit dem Namen ihres damals in Hamburg lebenden Herausgebers Erich Trunz und mit dem Geist der ersten Nachkriegsjahre verbunden, daß eine Namensänderung auch nach über 30 Jahren und nachdem Herausgeber und Verlag längst ihre Adresse gewechselt haben nicht gerechtfertigt wäre. Offensichtlich ist die HA bei Beck in guten Händen, denn der Verlag hat sich aus Anlaß des Goethe-Jubiläums zu einer größeren Investition an Arbeit und Kosten entschlossen, die dem Aussehen und dem Inhalt der Ausgabe in vielfacher Weise zugutegekommen ist. Wer sich überlegt, ob er seinerseits in die neue HA investieren sollte, wird sich jedoch fragen, ob die Neuerungen dieser Auflage dem Anspruch einer Neubearbeitung wirklich gerecht werden oder ob es sich hier um einen bloßen face-lift handelt. Eine verständliche Sorge der alten HA-Besitzer sei sogleich ausgeräumt: die Paginierung des Textteils in der neuen HA ist identisch mit den früheren Auflagen. Zitate und Textverweise können also nach wie vor nach den älteren Auflagen der HA gegeben werden. Das bedeutet aber auch, daß keine Änderungen in der Auswahl und Anordnung der Werke und Schriften vorgenommen wurden. Die neue HA ist auf leicht gelblichen Dünndruckpapier gedruckt und hat einen flexiblen, blauen Leineneinband, wodurch die einzelnen Bände viel handlicher geworden sind als die in den älteren Auflagen. Über die Entscheidung für Dünndruckpapier darf man aber geteilter Meinung sein. Einerseits verringert sich dadurch der Platz, den die 14 Bände auf dem Bücherregal in Anspruch nehmen, um fast die Hälfte; andererseits eignet sich dieses Papier aber weniger zum Lesen mit dem Bleistift. Für Randbemerkungen und Zeichen ist diese Ausgabe fast zu gut und kostbar geworden. Vom Dünndruckpapier zum Goldschnitt und damit zur endgültigen Mumifizierung ist es nur noch ein Schritt. Die neue HA hat die bekannten alten Tugenden und leider auch einige Untugenden der 224 GOETHE SOCIETY OF NORTH AMERICA früheren Auflagen konserviert; die ersteren überwiegen jedoch bei weitem. Die Texte sind, wie der Verlag versichert, noch einmal revidiert worden und werden in verläßlicher Gestalt, in den meisten Fällen auch mit den wichtigsten Lesarten, dargeboten. Der jeweils sehr umfangreiche Kommentar-Teil bietet nach bewährtem Muster Materialien, die zu einer näheren wissenschaftlichen Beschäftigung anleiten sollen: die wichtigsten Äußerungen Goethes über seine Werke, die Zeugnisse zur Entstehungsgeschichte, ein Nachwort mit einer Charakterisierung von Form und Gehalt der Werke, den Kommentar im engeren Sinn mit Wort- und Sacherklärungen, Querverweisen und Verständnishilfen aller Art sowie eine ausgewählte, einigermaßen aktuelle Bibliographie zu den einzelnen Werken. Dazu kommen im 14. Band die überaus sorgfältig angelegten und nützlichen Register, eine in 64 Sektionen gegliederte Gesamtbibliographie, eine 150-seitige, detaillierte Zeittafel zu Goethes Leben und Werk von Heinz Nicolai mit eigenem Ortsund Personenregister sowie ein allerdings entbehrlicher biographischer Essay von Richard Benz. Die Schwächen der HA sind jedem Benutzer der älteren Auflagen vertraut: die unbefriedigende, ärgerliche Praxis, in einige Fällen (Wilhelm Meisters theatralische Sendung, Der Sammler und die Seinigen, Tag- und Jahreshefte, Geschichte der Farbenlehre) bloß Auszüge zu drucken; die unzulängliche, nur knapp 400 Seiten umfassende Auswahl von Gedichten (den Divan nicht gerechnet); einen Kommentierungsstil, der die Grenzen des Schicklichen oft überschreitet, weil statt Erklärungen handfeste weltanschauliche Deutungen geliefert werden—oft genug mit dem autoritären Gestus von Ex-Kathedra-Verlautbarungen—sowie eine Bibliographie, die nur allzu deutlich die Vorlieben und -urteile des jeweiligen Herausgebers widerspiegelt. Die einschneidendste und erfreulichste Neuerung ist im 5. Band festzustellen, der die wichtigsten Dramen von Iphigenie auf Tauris bis Des Epimenides Erwachen enthält...

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