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314 Book Reviews Ein großes Problem des zeitgenössischen Buchhandels steUte der Nachdruck dar, dem nur schwer beizukommen war, da die territoriale ZerspUtterung der deutschen Länder den lokalen Handel begünstigte. Fussel macht deutUch, dass Göschen hier neue Methoden erprobte, indem er Kompaniegeschäfte mit lokalen Buchhändlern machte und durch diese Kooperationen nicht selten einen Nachdruck verhinderte. Eine andere, Un 18. Jahrhundert übUche Lösung zur Verhinderung eines Verlustes durch Nachdruck war die Finanzierung der Bücher durch Subskription. Göschens theoretische Überlegungen zur Neuorganisation des Buchhandels, die er immer wieder öffentüch machte, zeitigten ihre Wirkung. Besondere Verdienste erwirbt sich Göschen auch bei der Herausgabe von Journalen, was anhand von vier Beispielen sorgfältig ausgebreitet wftd. Darunter befindet sich das ]oumai Amerika, dargestellt durch sich selbst (181820 ), das amerikanische Beiträge Ui deutscher Übersetzung, die Göschen selbst vornahm, brachte und ein Uberales AmerikabUd präsentierte, was nach Fussel eine "FoUe für die Diskussion Uberalerer Zustände im Deutschen Bund" (329) darsteUte. Das Journal fiel dann auch prompt nach den Karlsbader Beschlüssen unter die Zensur. Am Schluss der Arbeit Füssels wird das Ende des Verlages Göschen aufgearbeitet, der nach einer erfolglosen Übernahme der Söhne Göschens von Georg von Cotta aufgekauft wird. Fussel bringt dabei heraus, dass der Verlag Cotta nur an den prominenten Autoren der Aufklärung und Klassik Interesse hatte und nicht an dem sonstigen umfangreichen Verlagsprogramm wie z.B. dem Sach- und Fachbuchprogramm. Nach mehreren Besitzerwechseln geht der Verlag Göschen letzüich Un Verlag Walter de Gruyter auf. Stephan Füssels Arbeit zur Verlegerfigur Georg Joachim Göschen und zur Verlagsgeschichte des Hauses Göschen bietet eine FuUe von Informationen und neuen Ergebnissen, die an dieser SteUe nur sehr verkürzt wiedergegeben werden können. Die auf umfangreicher Archivarbeit und der Auswertung von zeitgen össischen Dokumenten beruhende Arbeit steUt eine beeindruckende wissenschaftliche Leistung dar, deren Ergebnisse das Verständnis von der Kulturbedeutung Göschens und der Organisation des Buchhandels im 18. Jahrhundert wesentlich erheUen. Zahlreiche IUustrationen, die die Arbeit begleiten, geben Zeugnis von Göschens überragender verlegerischer Leistung. University of Memphis Monika Nenon EUse Müller, Die Kostgängerin im Nonnenkloster. Ein Schauspiel in 4 Aufzügen, 1797. Mit emem Nachwort herausgegeben von Johannes Birgfeld. Andernach: Wehrhahn, 2002. Dieser schmale Band enthält einen exakten Nachdruck der Erstausgabe von MüUers Drama aus dem Jahre 1797, ohne Modernisierung der Orthographie und fast ohne Abweichungen (mit wenigen geringfügigen und gut begründeten Ausnahmen); außerdem eine kurze Anmerkung des Herausgebers zur Textgestaltung und ein umfangreiches Nachwort. Die fehlende Modernisierung des Textes begründet der Herausgeber mit seinem Vorhaben, MüUers Drama wieder einer breiteren Öffentlichkeit zugängUch zu machen—Un Original, so wie sie es schrieb. Wie jede(r), die oder der die Ansicht vertritt, heute obskure Autoren des 18. Jahrhunderts seien zu Unrecht vergessen worden, sieht auch Birgfeld sich veranlasst, sein Unternehmen zu rechtfertigen. Seme Rechtfertigung der Wiederauflage besteht in seiner Interpretation der Kostgängerin als ein Drama, "das inhaltlich und dramaturgisch zu den origmeUsten und raffiniertesten Bühnenwerken des 18. Jahrhunderts gezählt werden muss, und das zudem grand- Goethe Yearbook 315 legend politisch ist, ja revolutionär" (80). Das Nachwort macht es sich mehr zur Aufgabe, den solchermaßen umrissenen Status des Dramas auszuloten, als Hintergrundinformationen über die Autorin, über die kaum etwas bekannt ist, zu bieten. Bftgfelds Nachwort ist in mehrere Absätze von unterschiedUcher Gewichtung unterteüt: kurze Anmerkungen zu MüUers Verleger Carl Wilhelm Ettinger sind gefolgt von einer kurzen Rezeptionsgeschichte des Dramas (keine Auff ührung und nur eine bekannte Rezension, in der der Autorin nahegelegt wftd, die "leidige WeiberschriftsteUerey" einzusteUen, 81), einer inhaltUchen Einf ührung in das Drama mit anschUeßender Interpretation des Dramas als Revolutionsstück, und abschließend ein reichUch spekulativer Anhang zur Autorin und ihren mögUchen Beziehungen zum Verleger. Insgesamt ist Birgfelds Nachwort, und darin passt es gut zu MüUers Stück (vorausgesetzt, man akzeptiert seine Interpretation des Dramas), reichUch gewagt. Methodologisch könnte man seine Arbeitsweise als Uterarische Detektivarbeit beschreiben, angesiedelt im Niemandsland zwischen wissenschaftlicher Forschung und Uterarischer Biographie, zwischen Fritz Martini und Sigrid Damm. Ausgehend von akribischen archivarischen Recherchen und umfassender...

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