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  • Aesthetic Vision and German Romanticism: Writing Images
  • Monika Schmitz-Emans
Aesthetic Vision and German Romanticism: Writing Images. By Brad Prager. Rochester, NY: Camden House, 2007. viii + 287 pages. $75.00

Brad Pragers Monographie setzt bei dem Begriff der “Vision” als einem Schlüssel-begriff romantischer Literatur und Ästhetik an, ist allerdings nicht primär als Beitrag zur Erforschung visuell-optischer Metaphern in der Ästhetik konzipiert, sondern fokussiert Modelle und Spielformen der Imagination in der deutschen Literatur um 1800. Die Einleitung exponiert klar die Ausgangsthese der Analysen: Für romantische Dichtung und Kunst ist die transzendentalphilosophisch fundierte Vorstellung maßgeblich, die äußere Welt sei ein Konstrukt der Imagination und das Ich produziere diese Welt gleichermaßen im Wachen wie im Traum (3). Entsprechend erscheine die Differenz zwischen dem Realen und dem Imaginären als hinfällig, und es bedürfe neuer Modellierungen des Erfahrungsprozesses. Habe der idealistische Diskurs den “firm ground of the exterior world” (3) zum Verschwinden gebracht, so werde der dadurch aufgerissene Abgrund gerade von Werken romantischer Literatur und Kunst ausgelotet. Als Folge der Preisgabe traditioneller Modelle des Erfahrungsprozesses [End Page 300] und der Ich-Welt-Relation sei das romantische Denken zur Entwicklung und Erpro-bung neuer Dichotomien und Polaritäten stimuliert worden—so Prager unter Verweis auf Luhmann (15).

In zwei Kapiteln werden zunächst wichtige Voraussetzungen romantischer Ima-ginationsästhetik erörtert. Das erste ist unter dem doppelten Stichwort “Interior and Exterior” dem Laokoon Lessings als einem “Prelude” der Romantik gewidmet, das zweite unter dem wiederum dualen Titel “Image and Phantasm” den Herzensergie-ßungen eines kunstliebenden Klosterbruders von Wackenroder / Tieck sowie Tiecks Künstlerroman Franz Sternbalds Wanderungen. Lessing bereitet für Prager den Weg zur Romantik insofern, als er in seiner kontrastiven Beschreibung der Rezeption bild-künstlerischer und dichterischer Werke die letzteren als in höherem Maße imaginati-onsstimulierend versteht (23). Für Wackenroder und Tieck zielt die ästhetische Dar-stellung programmatisch auf Unsichtbares und Übersinnliches, auf die Evokation von Abwesendem. In Umkehrung des Lessing’schen Befundes weise der Klosterbruder aber auch auf die imaginationshemmenden Effekte konventioneller Sprache hin. Der Sternbald-Roman erscheint als früher romantischer Versuch, in Verwandlung der Dichotomie von äußerer und innerer Welt durch die von Erfahrungswelt und Ideal das Konzept innerer Bilder literarisch zu bespiegeln (65).

Die folgenden Kapitel sind ausgewählten literarischen und bildkünstlerischen Vertretern der Romantik gewidmet, deren Werke wiederum jeweils über ein duales Begriffspaar erschlossen werden. Suggeriert dies die besondere Tauglichkeit ant-agonistischer Konzepte zur Charakteristik romantisch-ästhetischer Phänomene—laut Prager lösen die genannten Oppositionen die im vorromantischen Diskurs noch grundlegende Dichotomisierung von Innen- und Außenwelt (3) ab—so werden diese damit von vornherein unter dem Aspekt konstitutiver innerer Spannungen wahrge-nommen bzw. rekonstruiert. Sein Brentano-Kapitel (“Symbol and Allegory: Clemens Brentano’s Godwi”) widmet Prager dem romantischen Allegoriebegriff, der in seiner Akzentuierung dem dekonstruktivistischen etwa Paul de Mans korrespondiert: die Allegorie verweist über sich selbst und ihren manifesten Inhalt hinaus, zielt dabei nicht auf etwas Bestimmtes, sondern auf einen Raum des Unbestimmten (70), eine als solche nicht repräsentierbare Totalität. In Godwi wird der fragmentarisch-partikuläre, allegorisch-verweisende Status ästhetischer Darstellung auf autoreferenzielle Weise bespiegelt.

Im ersten seiner beiden Maler-Kapitel (“Sublimity and Beauty: Caspar David Friedrich and Joseph Anton Koch”) nähert sich Prager dem Konzept des Erhabenen über theoretische Positionen Lyotards und Derridas und umreißt den kunstkritischen Disput, den Friedrichs innovatorisches Konzept der Landschaftsmalerei auslöste; die kontroversen Lesarten seiner Gemälde durch Ramdohr und Kleist illustrieren den Dissens exemplarisch. Neben Friedrich hat auch Koch die von Kants Begriff des Er-habenen ausgehenden Impulse auf eigenständige Weise malerisch umgesetzt; Prager erläutert die dabei leitenden Prinzipien. Als Künstler, der vor allem die Erkundung der Polarität von Hell und Dunkel betrieb, erbringt Runge einen originellen Beitrag zur romantischen Modellierung der Natur und setzt eine verborgene Totalität der Welt voraus, wobei er sich Positionen der romantischen Philosophie, insbesondere Schellings, vor allem aber auch naturphilosophisch-ästhetischen Vorstellungen Goethes über die Farben und das Licht verbunden weiß (“Light and Dark: The Paintings of Philipp Otto Runge”). [End Page 301]

Zentral für Kleists Kunst-Novelle über die Heilige Cäcilie ist die Dichotomi...

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