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Book Reviews Begeisterung und g6ttlicher Wahnsinn. By Josef Pieper. (Miinchen: K6sel, 1962. Pp. 175.) Es handelt sich um einen fortlaufenden Kommentar zu einem Teil von Platos Phaedrus (c. 24000 Worte insgesamt; dem Teil von 254b bis zum Schlusz sind nur etwa 1500 Worte gewidmet). Natfirlich erwartet man yon Pieper keinen Kommentar im tiblichen Sinn. Man ist gewisz nicht tiberrascht , dasz Pieper auf die Frage des Datums des Phaedrus (seit dem Aufsatz von O. Regenbogen in den Miscellanea Academica Berolinensia II/1, 1950, pp. 198-218, jetzt abgedruckt in dessen Kleinen Schriflen, 1962, wieder im Mittelpunkt der Diskussion) so gut wie gar nicht eingeht;' dasz er das Problem , ob in 245c a~**~'vqrovoder e~ro,~'v~o,zu lesen ist, gar nicht erw/ihnt; dasz er das Problem der Einheit des Phaedrus nut streift. Denn man weisz, wenn man andere Schriften Piepers kennt: worau[ es ihm ankommt ist eine Verlebendigung und Vergegenw~irtigung der von Plato behandelten Probleme, so dasz deren Platonische L6sung Gegenwartsbedeutung erlangen soll. Wer sein Btichlein daraufhin liest, wird gewisz auf seine Rechnung kommen. Aber man weisz auch, welches die Gefahr einer solchen Aktualisierung ist: Oberinterpretation, verzerrte Perspektive und vor allem Oberhitzung und was Pieper selbst schw~irmerisch-romantische Auffassung nennt. Diese will er allerdings ebenso vermieden haben, wie die, die er abstrakt-lehrhafte nennt. Doch w~ihrend ihm dies gelungen ist, soweit es sich um diese handelt, ist es keineswegs sicher, dasz dasselbe ftir jene gilt. Dies sei im folgenden belegt. Pieper nimmt die Rede des Lysias sehr ernst. Sie ist ihm Aufforderung zur Abtrennung des sexuellen Genusses vom Eros, nicht nur etwa rednerisches Spiel (S.34, 45, 50 f.). Zun/ichst scheint sich Pieper dabei zu widersprechen . Er kreidet es den Bewunderern der damaligen Redekunst an, sie h/itten sich an der formalen Geschicklichkeit des Arguments geweidet, statt 1Niclat dasz seine Interpretation chronologischen Tatsachen gegenfiber indifferent sein k6nnte. Denn waser fiber gapla im Phaedrus sagt, l~iszt sich nur dann halten, wenn sontige ~uszerungen Platos fiber dieselbe (Ion, Apologie) als frfihen Dialogen angeh6rig betrachtet und daher in ihrer Bedeutung abgeschw~icht werden. Aber offenbar fiihlt sich Pieper ein wenig ungemiitlich dabei-und so sagt er, dasz in diesen friihert Dialogen Plato Begeisterung (Besessenheit) abzulehnen scheint (S. 88). Under iiberkompensiert wohl dieses Ungem/itlichkeitsgeffihl, wenn er, ohne jeden Anhalt am Text, erkl~irt: Plato wfirde (man achte auf den Konditional---er repr~isentiert so etwas wie eine Spur philologischen Gewissens) die Unf/ihigkeit garla zu erfahren, fiir eine weit/irgere Krankheit erkl/irt haben als yon derselben atfiziert zu sein (S. 88). [95] 96 HISTORY OF PHILOSOPHY das Anst6szige des Inhalts zu sehen (S. 50 f.). Aber wenn sie das getan haben, dann haben sie eben den Inhalt nicht ernstgenommen, noch filr eine Aufforderung gehalten. Dies wird wohl auch der Fall gewesen sein; Pieper hat offenbar selbst keinen Sinn filr Enffaltung rhetorischer Geschicklichkeit um ihrer selbst willen und ist daher sicher, dasz auch die Griechen ihre volle Aufmerksamkeit dem Redeinhalt zugewendet haben. Vermutlich wird es aber der Grieche, der die Rede des Lysias 1as ebensowenig getan haben, wie die Griechin, wenn sie Gelegenheit gehabt h/~tte, Helenas Selbstverteidigung in den Troerinnen zu h6ren. Man wilszte gerne, was Pieper von dem noch heute an amerikanischen colleges (vielleicht auch sonst) fiblichen Redekunstunterricht denkt, der den Schiller dazu anh~ilt, sich im in-utramque-partemDisputieren zu ilben; eigentlich sollte es Pieper ffir moralzerst6rend halten. Wahrscheinlich teilen viele Landsleute Piepers dessen Abneigung, sich die Verteidigung paradoxer Thesen um des formalen Geschicks halber anzuhSren ; ~ aber wenn man mit dieser Abneigung griechischen Rednern gegenilbertritt , ergeben sich falsche Akzente. Und da Pieper nun einmal die Rede des Lysias als Aufforderung auffaszt, Eros rein unter dem Gesichtspunkt rationeller Befriedigung des Geschlechtstriebes anzusehen und gar als Ausdruck dessen, was in der zeitgen6ssichen athenischen Gesellschaft gilt (S.81), wird ihm die grosze Rede des Sokrates zu einer Aufforderung, sich der fiberrationalen Erschiltterung durch Eros aufzuschlieszen, denn wer es nicht tue, wer Selbstverschlieszung durch sexuellen, vom Eros abgetrennten Genusz w~ihlt (S.86), bringe sich um seine wahren M6glichkeiten (S.78, 149 L; allerdings abgeschw/icht auf S.142). Kann man dies al richtige Perspektive bezeichnen? Erschfitterung--das ist natilrlich m~v~a.Sehen wir uns an, was...

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