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Reviewed by:
  • Colors 1800/1900/2000: Signs of Ethnic Difference
  • Gregor Durczok
Birgit Tautz , ed. Colors 1800/1900/2000: Signs of Ethnic Difference. Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik, Bd. 56. Amsterdam: Rodopi, 2004. 283 pp. US$ 78 (Hardcover). ISBN 90-420-1991-3

In der Aufsatzsammlung Colors 1800/1900/2000: Signs of Ethnic Difference stellt Birgit Tautz Beiträge zusammen, die sich mit der Rezeption von Hautfarben im deutschsprachigen Raum befassen. Die Beiträge sind historisch gegliedert, wobei die letzten drei Jahr-hundertwenden als zeitliche Orientierungspunkte dienen. Die Aufsätze gehen dabei weit über das Forschungsgebiet der germanistischen Sprach- und Literaturwissenschaft hinaus und erstrecken sich thematisch über die gesamte Bandbreite der Kulturwissenschaften. Der vorliegende Band liefert eine interdisziplinär fundierte Geschichte des Rassismus in Deutschland. Den Ausgangspunkt der Forscher bildet die visuelle Wahrnehmung der Farben, wobei der Unterschied zwischen weißer und schwarzer Hautfarbe zentral ist. Im Bezug auf Farbige werden vorwiegend die abwertenden Vorurteile und negativen Konnotationen aufgezeigt; es sind aber auch Faszination, Versuche zur Annährung und Beispiele positiver kultureller Identität zu finden.

Tautz' Einführung bietet einen Überblick über die Forschungsgeschichte und eine Definition der für die weitere Lektüre des Bandes sehr wichtigen Begriffe Farbe, Rasse und Ethnie. Die Herausgeberin betont die Rolle des Visuellen bei der Etablierung von Denkmustern und Abgrenzungen hinsichtlich der Hautfarbe und stellt Verbindungen zur Textanalyse und zum Kolonialismus her, der Deutschland zum ersten Mal massiv mit der Problematik des Fremden und Exotischen konfrontierte.

Der erste Beitrag aus dem Abschnitt zum 19. Jahrhundert von Gudrun Hentges stellt Immanuel Kants Auffassungen zum Rassenbegriff dar. Die Schriften des Philosophen und aufklärerisch wirkenden Wissenschaftlers werden dabei kritisch analysiert, und ihre durch die Vorrangigkeit des Visuellen verfälschten und heute wissenschaftlich nicht mehr ver-tretbaren Rasseneinteilungen werden aufgezeigt. Wendy Sutherlands Essay behandelt die literarische Umsetzung der Faszination und der gleichzeitigen Angst, die mit schwarzer Hautfarbe verbunden ist, anhand eines bürgerlichen Dramas von Karl Friedrich Wilhelm Ziegler aus dem Jahr 1801. Die Untersuchung geht sowohl auf erotische und soziale Aspekte als auch auf die zu dieser Zeit sehr ausgeprägte Kolonialisierungsthematik in Deutschland ein.

Daniel Purdys Aufsatz setzt sich mit der Rezeption der bildenden Künste, vor allem der Bildhauerei und Malerei, durch Vertreter des Weimarer Neoklassizismus wie Winckelmann, Goethe und Hegel auseinander. Das Hauptaugenmerk der Kunstkritiker lag dabei auf der Farbe der Marmorstatuen des antiken Griechenlands und der Verwendung des weißen Farbtons in der Darstellung der Haut in der Malerei. Besonderes Interesse verdienen hierbei die abgeleiteten hierarchischen Schlussfolgerungen aus der Kunst auf die Menschen anderer Hautfarben. Im letzen Beitrag zum 19. Jahrhundert untersucht [End Page 171] Assenka Oksiloff drei Texte von Adalbert von Chamisso, die zwar aus verschiedenen literarischen Genres stammen, sich aber alle mit der Reisethematik beschäftigen. Wieder steht die visuelle Wahrnehmung im Mittelpunkt der Analyse, diesmal im Kontext der ethnographischen Sicht auf fremde Kulturen und die textliche Fixierung der Eindrücke und der Erfahrungen in der Fremde.

Der Aufsatz von Thomas R. Miller setzt sich mit der um 1900 von Franz Boas etablierten "Amerikanischen" Schule der Anthropologie auseinander. Ein wichtiger Untersuchungsgegenstand ist bei dieser Methode die Kolorierung des Sehorgans; aus ihr wurde das Augenfarbentafel-Modell zur Klassifizierung der Rassen abgeleitet. Der nächste Beitrag von Andreas Michel widmet sich der kritischen Überprüfung der Kunstgeschichte. Während die Arbeiten von Wilhelm Worringer und Karl Einstein den Kunstwerkcharakter des nicht-europäischen schöpferischen Schaffens bekräftigen, beziehen sie gleichzeitig Stellung gegen neue europäische Kunstströmungen.

Der Aufsatz "Mohrenwäschen, Völkerschauen: der Konsum des Schwarzen um 1900" von Nana Badenberg setzt sich aus literatur-, kunst- und gesellschaftskritischer Sicht mit diesem Phänomen auseinander. Besondere Beachtung finden dabei populäre Redensarten und die Zurschaustellung Menschen schwarzer Hautfarbe und ihrer vermeintlichen Kultur. Der Artikel von Fatima El-Tayeb beschäftigt sich mit der politischen Staatsbürger-schaftsdebatte aus dem Jahr 1913, die die Vermischung von deutschen Einwanderern und Einheimischen in der einzigen deutschen Kolonie, dem heutigen Namibia, auslöste.

Der Zeitraum der Jahrtausendwende wird von Uli Linkes Essay zu der Symbolik nackter weißer Haut in Deutschland eingeleitet. Der Überblick erstreckt sich von der Zeit des Nationalsozialismus und seiner Verarbeitung bis hin zu der Instrumentalisierung in der Werbung...

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